34. Literatur-Marathin in Berlin mit v.lks. Prof. Dr. Detlef Kuhlmann, Volker Schröder, Isabel Bogdan, Marcus Pinsker und Mark Milde - Sylvia Schenk war schon unterwegs im Zug nach Frankfurt - Foto: Horst-Dieter Bellack
34. Literatur-Marathon 2023 in Berlin mit Volker Schröder (Berlin), Sylvia Schenk (Frankfurt), Marcus Pinsker (Berlin) und Isabel Bogdan (Hamburg)
Mit viel Applaus aus dem Publikum und einem künstlerisch gestalteten Berliner Bären als kleine Dankesgabe aus den Händen von Renn-Direktor Mark Milde endete der 34. Literatur-Marathon, der am Sonntag vor dem „richtigen“ die Marathonwoche 2023 in Berlin seit fast 20 Jahren schon traditionell in der Kunstfabrik „Schlot“ in Berlin-Mitte einläutet.
Diesmal waren zwei Autorinnen von außerhalb und zwei Autoren aus Berlin der Einladung von Detlef Kuhlmann gefolgt, der als ehrenamtlicher Ressortleiter Kultur bei SCC Events den Literatur-Marathon seit den Anfängen im Jahre 1990 moderiert.
Als erster Autor setzte sich Volker Schröder (80), der Gründer und Motor der Aktion 18. März, an das Lesepult auf der Bühne und gab anhand seiner Marathon-Biografie tiefe Einblicke in das Läuferleben eines Mitglieds des Jubilee-Clubs, das unmittelbar vor seinem 40. BERLIN-MARATHON steht und auf die alten Zeiten seiner persönlichen Bestzeit von 2:56:44 Std. zurückblickt. Volker Schröder verriet aber auch, wie es sich anfühlt, wenn man nur noch „unter ferner liefen“ beim Marathon dabei ist und bei jedem Schritt leicht vorwärtsgebeugt fürchten muss, ins Stolpern zu geraten.
Volker Schröder (Berlin) – Foto: Horst Milde
Sylvia Schenk (Frankfurt) ist vielen noch als einstige Olympiateilnehmerin über 800m bei den Spielen 1972 in München in Erinnerung und längst zur Lebensläuferin geworden, die auch im siebten Lebensjahrzehnt moderat-meditativ, aber regelmäßig laufend unterwegs ist. Sie las ihrem Text „Lebens-Lauf“, der in der Anthologie „Running forever. Wie Frauen zu lebenslangen Läuferinnen werden“ erschienen ist. Die Autorin schreibt dort in der dritten Person und nahm das Publikum mit auf eine (unbekannte) Strecke – wörtlich: „Ein ungeheures Glücksgefühl, sie spürte ihre innere und äußere Unabhängigkeit. Hätte es sich selber nie zugetraut und wusste jetzt, dass es möglich war, oder besser: dass nichts unmöglich war. Einfach nur machen, sich nicht beirren lassen.“
Sylvia Schenk (Frankfurt) – Foto: Horst Milde
Marcus Pinsker, im Hauptberuf Professor für Neurochirurgie an einem Berliner Krankenhaus, ist in der Laufszene auch als Extremläufer bestens bekannt. Noch fast druckfrisch erschienen ist sein Werk „Die Ziellinie ist irgendwo da draußen. Vom Nordpol-Marathon, dem Comrades und anderen Läufen auf sieben Kontinenten“, aus dem er Passagen vortrug, die auf der Strecke des BERLIN-MARATHON spielen: „Der perfekte Tag. Ich laufe mühelos, fast schwerelos, sehr nahezu perfekt gerade eben. Geht es ausschließlich nicht vor allem darum?“ Und dann: „Endspurt ins Ziel. Seit dem Brandenburger Tor bin ich endgültig am Anschlag.“
Marcus Pinsker – Foto: Horst Milde
Dramaturgisch feinfühlig gesetzt trat als vierte und letzte Autorin Isabel Bogdan (Hamburg) auf die Bühne: Sie trug Passagen aus ihrem inzwischen sogar für das ZDF verfilmten Roman „Laufen“ im Stehen vor, wodurch der Text quasi zu einer theatralischen Solo-Aufführung reifte, getragen von der sonoren Stimme der Autorin, als sei da unentwegt die Protagonistin des Romans selbst laufend unterwegs: „Ich kann nicht mehr. Das ist natürlich Quatsch, ich bin gerade erst losgelaufen, aber schon an der Ampel glaube ich, ich kann nicht mehr, nach nicht mal hundert Metern. Meine Beine sind wie Sandsäcke, bin ich wirklich jemals länger gelaufen?“
Isabel Bogdan (Hamburg) – Foto: Horst Milde
Der Literatur-Marathon wurde 1990 unter dem Motto „Läufer lesen vor. Ein literarischer Marathon“ von Horst Milde und Detlef Kuhlmann begründet – klar, dass der 84-jährige „Mr. BERLIN-MARATHON“ Milde zusammen mit seiner Ehefrau Sabine bis heute zu den Stammgästen beim Literatur-Marathon zählt.
Seit 1990 haben rund 150 deutschsprachige Autorinnen (z.B. Gesine Strempel, Heidi Schmitt, Andrea Löw) und Autoren (z.B. Manfred Steffny, Günter Herburger, Volker Schlöndorff) bei den Lesungen in Berlin vorgetragen. Darüber hinaus ist eine Anthologie mit dem Titel „Lit. BERLIN-MARATHON. Texte von der Strecke“ (Hildesheim 2013: arete) erschienen; sie enthält ausschließlich literarische Beiträge über den BERLIN-MARATHON, die meisten daraus wurden schon anlässlich des Literatur-Marathons live in Berlin vorgetragen.
Die Veranstaltung sucht bundesweit, wenn nicht weltweit immer noch ihresgleichen …
GRR-Redaktion