31. Darmstadt-Cross auf hohem Niveau – Afrikanische Läufer bestimmen Geschehen auf dem schnellen Wiesengeläuf in Darmstadts Heimstättensiedlung – Starker Auftritt des Schweizers Julien Wanders – Anja Buxmann berichtet
Zumeist bis auf die Ziellinie höchst spannende Rennverläufe charakterisierten die 31. Auflage des Darmstadt-Cross, der einmal mehr zur Attraktion im deutschen Crosskalender wurde und mit 827 Meldungen aus 15 Nationen einen ausgezeichneten Zuspruch zu verzeichnen hatte.
Schließlich gab es mit den EM-Qualifikationen für den Deutschen Leichtathletik-Verband, Österreich und der Schweiz, Deutschen Hochschulmeisterschaften und Finale im Deutschen Cross-Cup genügend Argumente, den Weg nach Darmstadt in Angriff zu nehmen.
Nach leichtem Schneeregen in der Nacht, aber fast durchgängig Sonnenschein und angenehmen Lauftemperaturen gab es zur Veranstaltung perfekte Bedingungen für die Starts auf einem selektiven, komplett einsehbaren Parcours, der allen Anforderungen an einen modernen Crosslauf gerecht werden konnte.
„Eine wirklich gelungene Veranstaltung“ zeigte sich Wilfried Raatz als Veranstaltungsleiter überaus zufrieden mit der 31. Auflage des Darmstadt-Cross.
„Es hat alles gepasst, große Startfelder, viele Zuschauer, spannende Entscheidungen bis auf die Ziellinie und vor allem ein hohes Niveau, das letztlich den Darmstadt-Cross seit vielen Jahren auszeichnet!“
Ein dickes Lob gab es für den für Crosslauf beim DLV zuständigen Bundestrainer Pierre Ayadi: „Phantastisch!“ Unter den Zuschauern waren übrigens auch zahlreiche Prominente wie die deutsche Marathon-Rekordhalterin Irina Mikitenko, der österreichische 3000 m-Halleneuropameister Dietmar Millonig oder das im Frühjahr um das Olympiaticket laufende Marathonass André Pollmächer.
140 Läufer gingen beim finalen Lauf der Männer und U23-Junioren an die Startlinie, der einem Ausscheidungsrennen glich, denn dem hohen Tempodiktat an der Spitze mussten nicht nur einige Mitfavoriten, sondern auch zahlreiche Starter der imposanten Läuferschlange Tribut zollen, sodass die Ausfallquote gerade hier erstaunlich hoch lag. Um drei Zehntelsekunden getrennt liefen nach 9000 m die beiden Äthiopier Dejene Gonfa und Tola Belete Adere nach 27:07 Minuten ins Ziel, hatten dabei die Genugtuung, den zweifachen Darmstadt-Cross-Sieger Patrick Ereng und den mitfavorisierten Dickson Kurui (beide Kenia) in einer bemerkenswerten Schlussrunde abschütteln zu können.
Hinter Yadete Gebre Roba (Äthiopien) holte sich der 22jährige Hendrik Pfeiffer (Uni Dortmund) nach anfänglicher Führungsarbeit als Sechster noch eine Platzierungsprämie – und den Deutschen Hochschulmeistertitel. Und hat nach dieser Klassevorstellung zudem sein Ticket zu den Cross-Europameisterschaften am 13. Dezember in Toulon-Hyéres (Frankreich) in der Tasche.
Auch der deutsche 10.000 m-Vizemeister Jannik Arbogast (KIT Karlsruhe) lief als Neunter in dem bislang stärksten Starterfeld der letzten Jahre ein bemerkenswertes Rennen. Dies gilt natürlich auch für den 22jährigen Marc Steinsberger (Uni Hohenheim), der als Zehnter auf den EM-Zug aufspringen kann. Diesen Leistungsnachweis blieb Amanal Petros (TSVE Bielefeld) durch seinen vorzeitigen Aussteiger zwar schuldig, komplettiert das dennoch deutsche U23-Aufgebot für Toulon-Hyéres.
Gleich drei U23-Läuferinnen dominierten mit Chaltu Shuna Kekabo, Emebet Woldemeskel (beide Äthiopien) und Betty Chepkwony (Kenia) die Konkurrenz der Frauen und U23-Juniorinnen über 6.600 m. Belohnt wurde Melina Tränkle (LG Region Karlsruhe) für ihr hohes Temporisiko mit Rang vier und nur geringem Rückstand zu den afrikanischen Laufgazellen.
Mit Rang sechs konnte Fabienne Amrhein (Uni Heidelberg) ihren Hochschulmeistertitel gegen starke Konkurrenz erfolgreich verteidigen. Die Uni Erlangen-Nürnberg holte sich den Mannschaftstitel, den bei den Männern übrigens die Uni Dortmund gewinnen konnte.
Für das vielleicht überzeugendste Resultat des Darmstadt-Cross sorgte der Schweizer Julien Wanders von Stade Gènève, der mit einem hohen Tempodiktat zu einem Start-Ziel-Sieg kam und das Rennen über 6.600 m mit vierzig (!) Sekunden Vorsprung gewinnen konnte. In dieser Form ist der 19jährige, der übrigens vor Wochenfrist von einem mehrwöchigen Trainingsaufenthalt aus Kenia zurückkam, auch bei den Europameisterschaften ein Medaillenkandidat.
Nach vorwiegend taktisch geprägten Rennen wurde der Hindernis-EM-Zweite Patrick Karl (TV Ochsenfurt) Zweiter vor dem erst 17jährigen Markus Görger (LC Breisgau) und Leif Gunkel (LCO Dortmund), die die Säulen der deutschen U20-Mannschaft in Toulon-Hyéres bilden sollen.
Um EM-Tickets ging es natürlich auch bei den U20-Mädchen über 4.200 m.
Nach dem krankheitsbedingten Ausfall von Konstanze Klosterhalfen und Vorjahressiegerin Sarah Kistner bestimmte vornehmlich Anna Gehring (SC Itzehoe) das Renntempo, musste sich aber im Zielspurt der Regensburgerin Franziska Reng knapp geschlagen geben. Beide Lauftalente haben sich damit für die EM qualifiziert. Im stark besetzten Feld folgten die U18-Meisterin Miriam Dattke (SCB Berlin) sowie die gleichaltrigen Lena Millonig (Österreich), Lara Alemanni, Flavia Stutz (beide Schweiz) und Lisa Tertsch vom veranstaltenden ASC Darmstadt. Die 17jährige, zugleich auch eine der besten europäischen Nachwuchs-Triathletinnen, bestimmte anfangs mit viel Mut das Tempo an der Spitze, musste mit zunehmender Streckenlänge allerdings zurückstecken.
Ein weiterer Höhepunkt beim Darmstadt-Cross ist sicherlich der Cross-Sprint über 650 m, der durchweg packende Positionskämpfe brachte.
Bei den Männern setzte sich einmal mehr Kevin Stadler (LG Ohra-Hörsel) durch, gleiches schaffte bei den Frauen Daniela Ferenz (LG Neckar-Enz). Bei den Jugendlichen behaupteten sich im mit 28 Startern größten Feld der U20-Jugend Robert Farken (SC HDfK Leipzig) bzw. Lorena Keil (TV Rendel).
Aber auch die jüngeren Startklassen waren durchweg mit Teilnehmern aus allen Bundesländern besetzt. Mit dem U18-Sieger Moad Dahani (SV Brackwede) stellte sich übrigens der Trainingskollege von Amanal Petros in einer überzeugenden Leistung vor. Dies gilt aber auch für die U16-Erste Lisa Basener (MTV Ingolstadt), die neun Sekunden Vorsprung ins Ziel brachte.
Auch für die lokalen Farben war bei den Siegerehrungen, die direkt nach dem Zieleinlauf durchgeführt wurden, genügend Raum. So wurden Lisas Geschwister Marie und Max Tertsch (ASC Darmstadt) jeweils Dritte im Wettbewerb der U14-Wettbewerbe über 2500 m, Anja Reiß (TSV Pfungstadt) holte sich bei den U12-Mädchen Rang zwei hinter Meret Jöris (MTV Bad Kreuznach).
Anja Buxmann
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