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19
07
2014

Das Titelblatt der Zeitschrift „Leichtathlet“ Ausgabe 32/1984 ©Helmut Winter

30jähriges Jubiläum des Marathons in Grünauer Forst – Weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit gab es am 21. Juli 1984 in Berlin-Grünau einen Marathonlauf von herausragender Qualität. Helmut Winter berichtet

By GRR 0

Vor 30 Jahren, am 21. Juli 1984, fand ein Marathonlauf im Südosten Berlins im Grünauer Forst statt, der in allen Belangen zu den Superlativen und Kuriositäten der Sportgeschichte zu zählen ist. Bei Männern sowie Frauen wurden damals herausragende neue deutsche Rekorde aufgestellt, und bis heute sind auf deutschem Boden heimische Athleten niemals schneller gelaufen.

Ferner waren trotz der ostafrikanischen Dominanz im Marathon in den letzten beiden Dekaden im Monat Juli niemals Läufer schneller unterwegs. Besondere Umstände bei dieser Veranstaltung und deren Ablauf führten aber dazu, dass die Erinnerung an diesen großartigen Lauf in den Bestenlisten verschwand.

Und diese Geschichte begann im Sommer 1980 mit den Olympischen Spielen in Moskau, die von den meisten westlichen Staaten boykottiert wurden. Es war im Vorfeld der nächsten Olympischen Spiele in Los Angeles 1984 klar, dass sich die Ostblockstaaten entsprechend revanchieren würden. Schon im Frühjahr 1984 deutete die Staatsführung der DDR an, dass es für diesen Schritt eine „Kompensation“ geben würde.

Im Rahmen „Olympischer Tage“ sollten sich im Sommer 1984 die sozialistischen Staaten zu sportlichen Wettkämpfen in Berlin und Potsdam treffen. Von diesen Wettkämpfen ist vor allem der legendäre Speerwurf von Uwe Hohn im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Erinnerung. Am 20. Juli 1984 warf er unvorstellbare 104,80 m weit, was letztlich zu einer Modifikation der Speere führte. Dieser Wurf ist auch heute noch sehr gegenwärtig in der Sportgeschichte.

Was dann am kommenden Tag in Berlin-Grünau geschah, war gleichfalls spektakulär, die Geschehnisse dort wurden aber kaum bekannt gemacht und gerieten schnell in Vergessenheit. Dort fanden im Rahmen dieser Wettkämpfe die Läufe der Männer und Frauen über die Marathondistanz statt. Der Kurs am Ufer der Regattastrecke der Olympischen Spiele 1936 und durch den Grünauer Forst lag im Bereich der Trainingsstrecken der Geher und Läufer des TSC Berlin und ist für eine solche Laufveranstaltung ideal geeignet.

Das Höhenprofil der Strecke weist Differenzen von nur wenigen Metern auf, das nahe Ufer sorgte in den Morgenstunden für leistungsfördernde Frische und der dichte Waldbestand liefert Schutz vor Wind. Die Luft ist gegenüber Stadtgebieten klar und sauerstoffreich, und der Rundkurs von gut 8 km Länge hat lange gerade Passagen mit insgesamt nur einer schärferen Kurve.

Unter nahezu idealen Randbedingungen gingen die Sportler bereits um 8 Uhr morgens an den Start. Bei bedecktem Himmel betrug die Temperatur zu dieser Stunde für den Monat Juli sehr moderate 15°C. Doch diesen vielversprechenden Voraussetzungen standen Entwicklungen entgegen, die den Erfolg dieses Laufes maßgeblich in Frage stellten.

Im Februar 1984 war bei den Olympischen Winterspielen in Sarajevo die DDR die mit Abstand erfolgreichste Nation und ließ den „großen Bruder“ UdSSR hinter sich. Und diese Dominanz wollte man auch bei den Sommerspielen in Los Angeles auf dem Boden des „Klassenfeindes“ demonstrieren.

Der aus Moskau diktierte Verzicht auf Olympia wurde widerwillig akzeptiert, aber nach dieser Entscheidung im Frühjahr 1984 eine Kompensation in Form von vergleichenden  Gegenspielen gesucht. Ein wirklicher Ersatz für Los Angeles war dies kaum, entsprechend groß war die Enttäuschung bei vielen Kaderathleten, die aber mit Versprechungen und auch Zwang zur Teilnahme delegiert wurden.

Noch bevor man im Rahmen dieser Gegenspiele auf die Marathonstrecke in Berlin-Grünau ging, hagelte es Absagen aus den für diesen Lauf in Betracht kommenden sozialistischen Ländern. Am Start fand sich dann eine sehr überschaubare Anzahl von Läuferinnen und Läufern ein, obwohl Prämien für diese Veranstaltung in Aussicht gestellt wurden, wie es sie auch für einen Olympiasieg gegeben hätte.

Als stärkste Läufer waren Jörg Peter aus Dresden und der mit 22 Jahren für den Marathonlauf unüblich junge Michael Heilmann aus Kleinmachnow gemeldet. Peter war bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau noch als Bahnläufer über 10000 m dabei und wurde in 28:05,53 Sechster. Im gleichen Jahr schaffte er bei seiner Marathonpremiere in Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) beachtliche 2:15:56.

Noch beachtlicher waren allerdings seine 2:10:57 beim Tokio Marathon 1984, wo er eine gute Minute vor Doppel-Olympiasieger Waldemar Cierpinski aus Halle einlief.

Michael Heilmann lief schon mit 21 Jahren als Fünfter beim Europa-Cup in Laredo 2:12:55, verbesserte sich dann am Jahresende in Fukuoka auf 2:11:49 (Platz 9) und startete ebenfalls beim Tokio-Marathon 1984. Mit 2:11:32 lag er dort zwar knapp hinter Peter, erreichte aber auch vor Cierpinski (2:12:00) das Ziel. Übrigens wurde bei diesem Lauf der bundesdeutsche Meister Ralf Salzmann in 2:11:21 Vierter. Diese Zeit war bis zum April 1985 (Herle 2:09:23 in London) Rekord für die Bundesrepublik.

Auch auf Grund ihrer Trainingsergebnisse erschienen im Juli 1984 Peter und Heilmann als ernsthafte Konkurrenten für Waldemar Cierpinski, der auf einen Start verzichtete. In seinem Buch „Meilenweit bis Marathon“ beschreibt der Olympiasieger viele Details aus der Marathonszene, aber zu Grünau finden sich keine Informationen. In einem Zeitungsartikel in der „Jungen Welt“ von Ende Juli 1984 finden sich Hinweise auf seinen Trainingsausfall in den zurückliegenden Wochen, der seine Absage wesentlich motiviert haben mag. Auch die verpasste Chance noch ein drittes Mal bei Olympia im Marathon zu starten, hatte ihn demotiviert, eine Höchstleistung unter den Bedingungen eines „Waldlaufs“ anzustreben.

Auf Grund des Leistungsniveaus von Peter und Heilmann waren deren Vorgaben von 3:05 pro km sehr realistisch, d.h. man wollte zunächst in Richtung einer Endzeit im Bereich von etwa 2:10:15 anlaufen. Nach Aussage von Michael Heilmann hatte man den deutschen Rekord von 2:09:55 nicht im Visier, den Waldemar Cierpinski bei seinem ersten Olympiasieg in Montreal 1976 erzielte. Dazu ist anzumerken, dass im Sommer 1984 die Weltbestleistung über die Marathondistanz bei 2:08:18 lag. Der Australier Robert de Castella gewann im Dezember 1981 mit dieser Zeit im südjapanischen Fukuoka. Somit lag die damals in Grünau angestrebte Zeit auf sehr hohem Niveau.

Wie wenig den Veranstaltern nach den Entwicklungen im Vorfeld an der Öffentlichkeit lag, kann man an der Zuschauerzahl ersehen, die man mit wenigen Händen abzählen konnte. Man hatte es angesichts der geringen Starterfelder offensichtlich vermieden, den Lauf entsprechend anzukündigen. Die wenigen Anwohner in den Orten Grünau und Karolinenhof, die schon zu so früher Stunde aus ihren Häusern kamen, waren jedenfalls sichtlich überrascht.

Zu dieser tristen Szenerie gehörten dann auch Fernsehkameras, die für die später am Tag stattfindenden Ruderwettbewerbe an der benachbarten Regattastrecke aufgebaut worden waren, für eine mögliche Übertragung vom Marathon aber ausgeschaltet blieben. Möglichst wenig sollte von dem eher peinlichen Umfeld an die Öffentlichkeit gelangen.

Trotz dieser ungünstigen Vorzeichen legten Peter und Heilmann von Beginn an ein sehr flottes Tempo vor, dem schon nach 2 km keiner der wenigen Mitstreiter folgen konnte. An internationaler Konkurrenz waren nur die beiden Bulgaren Nonew und Letschew am Start, die aber im Ziel über 8 Minuten hinter den beiden Deutschen lagen. Peter und Heilmann erreichten die 5 km Marke unterhalb der geplanten Durchgangszeit von 15:25, liefen auf diesem Niveau weiter und vergrößerten zunehmend den Vorsprung auf die Vorgaben.

Bis knapp 10 km wurde die Spitze von Frank Konzack als Tempomacher unterstützt, dann war der spätere DDR-Marathonmeister (Weißwasser, 2:18:50) mit seiner Aufgabe überfordert und stieg aus.  Als die Beiden bei 35 km mit einer Zeit von knapp über 1 Stunde 47 Minuten schon 45 Sekunden schneller als geplant waren, war klar, was an diesem Tag möglich war. „Das wird unser großes Ding“, soll Michael Heilmann seinem Mitstreiter zugerufen haben, und man hielt das Tempo hoch.

Doch bevor der Lauf in die entscheidende Phase kam, galt es eine weitere Kuriosität zu überstehen, die in der Normübererfüllung eines Kollektivs zur Straßenreinigung begründet war. Ohne Absprachen mit den Organisatoren des Laufs war man am Samstagmorgen zu einer Sonderschicht ausgerückt, und die Läufer wurden plötzlich von einer Kehrmaschine mitten auf der Strecke überrascht, der es auszuweichen galt.

Man zeigte sich davon aber kaum irritiert und ließ sich auf der Rekordjagd nicht aufhalten. Kurz vor der 40 km-Marke konnte sich Jörg Peter auf Grund der größeren Erfahrung und der in seiner Karriere als Bahnläufer erworbenen Tempohärte absetzen. Er erreichte das Ziel nach der kaum für möglich gehaltenen Zeit von 2:09:14. Michael Heilmann lief mit 2:09:30 als Zweiter gleichfalls eine Weltklassezeit.

Die Überraschung dürfte bei allen Beteiligten groß gewesen sein, denn ohne großes Aufsehen hatte Peter dem Doppel-Olympiasieger Cierpinski seinen deutschen Rekord um 41 Sekunden entrissen. Eine Leistung, die zwar eigentlich perfekt zur ursprünglichen Intention der „Gegen-Olympiade“ passte – denn selbst der einen Monat später gekürte Olympiasieger, der legendäre Portugiese Carlos Lopez, war in Los Angeles mit 2:09:21 langsamer.

Aber der Rekord wurde aus der Sicht der Funktionäre vom „falschen“ Athleten erzielt. Wie großartig die Zeit von Jörg Peter seinerzeit war, zeigt der Vergleich mit der damaligen Weltbestmarke von 2:08:18. Ein aktueller Vergleich mit dem Weltrekord von Kipsang auf der Berliner Strecke durch die Innenstadt aus dem letzten Jahr (2:03:23) würde einer Zeit unter 2:05 entsprechen.

Zwar rangiert die Zeit aus dem Grünauer Forst nicht mehr unter den besten 1000 jemals über die Marathondistanz erzielten Zeiten, aber auch nach der „Invasion“ der Ostafrikaner ist der Lauf in Grünau noch heute der schnellste im Monat Juli in der langen Geschichte des Marathons. Im Juli 1984 war das auch Jahres-Weltbestzeit, die erst im Oktober durch den Weltrekord durch Steve Jones beim Chicago Marathon in 2:08:05 sowie den hochkarätigen Nächstplatzierten Carlos Lopez (2:09:06) und Rob de Castella (2:09:09) noch auf den vierten Platz geschoben wurde.

Ein Vergleich zu jener Zeit mit dem Berlin-Marathon belegt das außergewöhnliche Niveau im Grünauer Forst. Im Westteil der Stadt war man 1981 vom Grunewald in die Innenstadt gezogen und hatte damit die Weichen für eine einmalige Erfolgsgeschichte in der internationalen Marathonszene gestellt.

Weltrekorde, Teilnehmerzahlen von mehreren 10000 und bis zu 1 Million Zuschauer sagen diesbezüglich alles. Aber zwei Monate nach dem Grünauer Lauf lief Ende September 1984 bei leichtem Nieselregen, aber ansonsten besten Bedingungen der Sieger John Skjovbjerg aus Dänemark neuen Streckenrekord. Dies waren aber damals „nur“ 2:13:35.

Erwähnt wurden die Leistungen in Grünau im Westteil im Programmheft schon deshalb als sie zu dieser Zeit noch an der Spitze eines weltweiten Rankings standen. Weitere Informationen gab es aber auch hier nicht, die Ereignisse im Juli 1984 verschwanden schnell in den Bestenlisten und gerieten zunehmend in Vergessenheit.

Eine der wenigen Quellen mit Informationen zum Grünauer Lauf ist die Buchserie „Marathonlauf“ von Karl Lennartz, das wohl vollständigste Kompendium, wenn es um den Marathonlauf auf den Straßen Deutschlands geht, d.h. hier BRD und (!) DDR. Aber auch in diesen großartigen Büchern des vor kurzem verstorbenen Sportwissenschaftlers findet man im Band 2 auf Seite 600 gerade mal zwei Sätze über diese „Ersatzveranstaltung“ sowie ein Foto der beiden Sieger vom Cover des  „Leichtathleten“ 35 (1984) 1.

Dabei beschränkten sich die herausragenden Leistungen im Grünauer Forst nicht nur auf den Lauf der Männer. Auch bei den Frauen, wo das Teilnehmerfeld noch ausgedünnter war, lief die erste Läuferin einen neuen deutschen Rekord. Katrin Dörre lief ihr Marathondebut zwei Jahre zuvor mit 2:45:54 in Chemnitz und siegte im Januar 1984 in 2:31:41 beim Marathon im japanischen Osaka und war somit die klare Favoritin. Dieser Rolle wurde die Leipzigerin auch gerecht und lief den wenigen Frauen im Feld sofort auf und davon.

Nach 2:26:52 war sie im Ziel, deutscher Rekord. Auch hier zeigt der Vergleich mit der damaligen Weltbestleistung von 2:25:28, die die legendäre Norwegerin Grete Waitz ein Jahr zuvor beim London-Marathon aufgestellt hatte, auf welchem hohen Niveau Katrin Dörre an jenem Tag in Berlin-Grünau agierte. Ein etwas zögerlicher Beginn bei dem Sololauf mit über 18 Minuten für die ersten 5 km verhinderten eine Zeit in der Regionen der Grete Waitz.

In diesem Lauf war auch eine junge Läuferin vom ASK Potsdam dabei, die im Grünauer Forst mit ihrem ersten Marathon den Startpunkt einer einmaligen internationalen Karriere legte: Siege bei den prestigeträchtigen Marathons in Berlin (1990, 1992, 1995), New York (1993) sowie Boston (1994, 1995, 1996) sind eine in der Tat einmalige Bilanz.

Ihr Name: Uta Pippig.

Uta schaffte damals als 18jährige eine Zeit von 2:47:42, wurde damit Fünfte und gewann eine Wette gegen ihren Trainer, in der es um die Unterbietung einer Zeit im „4er-Schnitt“ (2:48h) ging. Den Preis gab es dann in Form eines Abendessens in einem Hotel in Potsdam, wo auch der zweite Teil der leichtathletischen Wettkämpfe des Olympischen Tags stattfand und wo die Nachrichten von den Fabelzeiten aus dem Grünauer Forst mit Erstaunen aufgenommen wurden, wie „Der Morgen“ in einer kurzen Notiz zwei Tage später schrieb.

Doch damit war die Geschichte um den schnellsten Marathon, den deutsche Läufer jemals auf deutschen Boden bewältigten, noch nicht beendet. Durch die großartigen Zeiten lagen die Sieger von Grünau international im Olympiajahr 1984 ganz vorne. Eine Tatsache, die offensichtlich sehr unerwartet kam und die Rangordnung der Marathonszene in der DDR auf den Kopf stellte.

Dies war schon insofern ein Politikum, als die erfolgreichsten Athleten bei dieser Gegen-Olympiade mit einer lukrativen Schiffsreise von Kuba zurück in die Heimat belohnt werden sollten. Dabei kamen aber willkürliche Kriterien ins Spiel, die mehr mit vergangenen als aktuellen Leistungen in Bezug standen. Am Ende dieser Posse im offiziellen Umgang mit den herausragenden Leistungen im Grünauer Forst wurde die korrekte Länge der Strecke angezweifelt, was in der Tat die Topzeiten relativiert hätte.

Mit dem Argument des Eingangs der Grünauer Zeiten in die internationalen Bestenlisten wurde die Runde von einem Vermessungsbüro nochmals vermessen und erwies sich als insgesamt 40 Meter zu lang. Damit waren alle Zweifel ausgelöscht.

Aber die Tatsache, dass weder Michael Heilmann noch Katrin Dörre zu der Kreuzfahrt eingeladen wurden, macht deutlich, wie auch mit Topathleten in der DDR umgegangen wurde. Umso höher sind die großartigen Leistungen einzuschätzen. Und dass die Zeiten von Grünau keine Zufallsprodukte waren, bewiesen die Erstplatzierten schon bald danach.

Michael Heilmann schraubte im Jahr danach beim Weltcup im japanischen Hiroshima den deutschen Rekord auf 2:09:03 (das ist noch heute die zweitbeste Zeit eines deutschen Läufers), und im Februar 1988 lief sein Mitstreiter von Grünau, Jörg Peter, beim Tokyo-Marathon mit 2:08:47 den noch heute (!) gültigen deutschen Rekord.

Dieser Zeit ist in mittlerweile über 25 Jahren  kein deutscher Läufer auch nur in Ansätzen nahegekommen. Sie ist auch deshalb bemerkenswert, als Peter nach dem Fukuoka-Marathon 1987 in 2:11:22 gezwungen wurde, die noch fehlenden 37 Sekunden für die Olympianorm von Seoul 1988 neun Wochen später in Tokyo zu erbringen. Seine Leistung im Jahr 1988 in der japanischen Hauptstadt spricht somit für sich.

Beim Olympischen Marathon in Seoul musste er verletzt aufgeben, beim legendären Berlin-Marathon 1990 im Jahr nach dem Fall der Mauer lief er aber als Dritter mit 2:09:23 noch einmal eine Topzeit. Bis heute lief Peter von den schnellsten vier Zeiten deutscher Marathonläufer allein drei und zusammen mit Heilmann sogar von den ersten sechs fünf Zeiten. Eine großartige Bilanz!

Der erfolgreichste deutsche Marathonläufer aller Zeiten und sein langjähriger Kontrahent, der aber im Sommer 1984 in Grünau zum Wettkampf nicht antrat, Waldemar Cierpinski, beendete ein Jahr später seine aktive Karriere. Im Oktober 1985 lief er beim Friedensmarathon im tschechischen Košice als Fünfter 2:19:52. Und es ist sicher auch eine gewisse Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet Michael Heilmann drei Jahre später diesen Marathon gewann, nachdem er kaum nachvollziehbar bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul für die DDR nicht starten durfte.

Am 12. September 1987 gab es in Grünau auf der gleichen Strecke noch einmal einen Marathonlauf, bei dem Michael Heilmann in 2:11:43 siegte.

In der Rückschau stellt der Marathon im Grünauer Forst vom 21.7.1984 ein Stück deutscher Sportgeschichte dar, der sicher zu den kuriosesten Veranstaltungen im Marathonlauf zu zählen ist. Aber vor allem auch die einmaligen Leistungen der beteiligten Athleten machten diesen Tag zu einem Ereignis, das es verdient, nicht in Vergessenheit zu geraten.

Am 24. Mai 2014 wurde im Rahmen der „4. Nacht im Grünauer Forst“ (www.hwrun.de) an das 30jährige Jubiläum des Marathons an gleicher Stelle erinnert. Jörg Peter und Michael Heilmann waren als Ehrengäste vor Ort, gaben den Startschuss und nahmen die Ehrungen der Sieger vor.

Der Autor dieses Berichts bedankt sich bei Jörg Peter, Michael und Horst Heilmann, Klaus Goldammer, Horst Milde, Gerd Steins sowie Uta Pippig und Kerstin Hasse.

 

Helmut Winter

 

Die besten Zeiten deutscher Marathonläufer

 

1.

Jörg Peter

2:08:47

Tokyo

14.2.1988

2.

Michael Heilmann

2:09:03

Hiroshima

14.4.1985

3.

Jörg Peter

2:09:14

Grünau

21.7.1984

4.

Jörg Peter

2:09:23

Berlin

30.9.1990

5.

Christoph Herle

2:09:23

London

21.4.1985

6.

Michael Heilmann

2:09:30

Grünau

21.7.1984

7.

Stephan Freigang

2:09:45

Berlin

30.9.1990

8.

Waldemar Cierpinski

2:09:55

Montreal

31.7.1976

 


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