Vorreiter und Attraktion der deutschen Straßenlaufszene – Eine Geschichte in 30 Kapiteln mit viel Prominenz und noch mehr Freizeit- und Breitensportlern
30 Jahre „Pizzalauf“ in Darmstadt – Die Geschichte des Darmstädter Stadtlaufes in 2 Folgen – Teil 1
Der Startschuss zum ersten Darmstädter Stadtlauf fiel vor dreißig Jahren, genauer gesagt am 18. März 1978. Es ist Samstagnachmittag, die Innenstadt leergefegt bis auf fünfzig Läufer, die mit Begeisterung die Straße nun als ihr Terrain bezeichnen können. Mit dem kolumbianischen Silvesterlaufsieger Domingo Tibaduiza gab es sogleich einen prominenten Sieger.
Nach hartem Kampf setzte sich das südamerikanische Langstreckenass gegen Wolf-Dieter Poschmann und Michael Spöttel durch, zwei überaus klangvolle Namen der deutschen Laufszene. Als Sponsoren der „ersten Stunde“ engagierten sich dabei die Pfungstädter Brauerei, der Sportartikelhersteller Nike und – natürlich das Ristorante „da Franco“, der Namensgeber des Dauerbrenners in Sachen Stadtlauf. Denn unter dem Namen „Cup da Franco“ wurde dieser auf Anhieb bestens aufgenommene Straßenlauf durch die Darmstädter City bekannt, in eingefleischten Läuferkreisen eigentlich aber eher „Pizzalauf“ genannt.
Wieso eigentlich Pizzalauf?
Während damals der Sieger leicht verstohlen ein Kuvert mit Bargeld einsteckte, durften sich die besten Darmstädter über Naturalien freuen: Für die schnellsten Einheimischen gab es ein Jahresabo über jeweils 1 Pizza und dazu ein „kühles Blondes“ (Bier). Was eher aus Bierlaune am Tresen des Ristorantes heraus entstand, das sollte sich in der Folge als Trendsetter der deutschen Straßenlaufszene entwickeln. Attraktiv, stimmungsvoll und bestbesetzt weil lukrativ, das hat den Darmstädter Stadtlauf um den „Cup da Franco“ über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt gemacht.
Das auflagenstärkste deutsche Laufmagazin Runner’s World bezeichnete zum 25. Geburtstag den Stadtlauf sogar mit Hochachtung als die „Mutter aller Stadtläufe“. Die Strecke dabei stets eine „krumme“ Kilometerzahl, zwischen 7.200 und 7.900 Metern lagen dabei die Distanzen, was weder Stadtlaufchef Wilfried Raatz noch einen der Topstars tatsächlich störte. Allenfalls den Deutschen Leichtathletik-Verband, der Jahr für Jahr ein Vermessungsprotokoll einforderte (aber nie eines zu Gesicht bekam. Wieso auch, angesichts der nicht bestenlistenreifen ungeraden Distanz).
Bei der Neuauflage im Folgejahr setzte sich mit dem in Darmstadt lebenden 5000 m-Olympiadritten Klaus-Peter Hildenbrand ein weiterer Prominenter durch. Die Einführung einer Frauenwertung wäre fast zum Triumphzug von Charlotte Teske geworden, wäre hier eine nicht über sich hinaus gewachsene Heidi Hutterer zum sympathischen Spielverderber für das Darmstädter Läuferidol geworden. Was ihr auf Anhieb noch nicht gelang, das sollte Charlotte in der Folge eindrucksvoll nachholen:
Die vielfache deutsche Meisterin und spätere Boston-Marathonsiegerin startete eine einzigartige Erfolgsserie mit insgesamt sechs Siegen auf Darmstadts Pflaster. Bei den Männern war der belgische Weltklasseathlet Alex Hagelsteens begeistert von der „neuen Art zu laufen“ – in der City nämlich. Als Sieger durfte er zudem eine Woche (zum Trainingslager) nach Bibione, dem Heimatort des „da Franco“-Besitzers Luciano Zucchetto.
Mehr und mehr entwickelte sich der Stadtlauf nicht nur als Tummelplatz der Laufelite, sondern auch die Zuschauer kamen in Scharen in die Innenstadt. 1981 jubelten sie nach Geschäftsschluss in der ansonsten menschenleeren City zwischen Piazza an der Stadtkirche und Luisenplatz erneut Charlotte Teske zu, aber auch dem deutschen 5000 m-Meister und Olympiafackelträger Günter Zahn oder Ralf Salzmann.
Darmstadt feierte bei der Verlegung auf einen Mittwochabend bereits die Eröffnung des Heinerfestes.
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Darmstädter Stadtlauf