Kurz nach dem Start des 3. 10km Lauf für Gefangene in der JVA Plötzensee ©Horst Milde
3. Berliner 10 km-Lauf 2016 für Gefangene in der JVA Plötzensee
Der 3. Berliner 10 km-Lauf für Gefangene hat am Freitag, den 7. Oktober 2016 in der JVA Plötzensee stattgefunden.
Aufgrund eines Wechsels im Organisations-Team wurde die Veranstaltung diesmal recht kurzfristig vorbereitet. Die ehrenamtlichen Helfer und externen Läufer konnten erst kurz vorher benachrichtigt werden, so dass es bei dieser dritten Auflage keinen Finisherzuwachs gab. Trotzdem klappte alles wie am Schnürchen.
Als neue Hauptorganisatorin hat die JVA-Mitarbeiterin Susan Drews, die sich auch politisch engagiert, sich schnell eingearbeitet. Dank ihrer engagierten Leistung konnte der Lauf über die Bühne gehen.
Auch das Wetter machte mit, obwohl man ständig zum Himmel guckte, ob die dunklen Wolken sich doch noch abregnen würden, das Wetter war dann mit 9/10 Grad Celsius läuferfreundlich
Alle Berliner Anstalten hatten für diesen Lauf gemeldet: Der Gefangenenlauf in Berlin hat sich damit bei seiner dritten Auflage weiter erfolgreich etabliert!
40 Gefangene traten an, 39 erreichten das Ziel, 11 externe Läufer/innen nahmen teil und erreichten das Ziel.
Ein Lauf in einer Justizvollzugsanstalt ist kein normaler Lauf.
Zwar müssen die Teilnehmer laufen wie bei jedem "normalen" Lauf, aber die Bedingungen in einer geschlossenen Anstalt sind vorgegebene Strukturen anderer Art, die genauestens wegen der Sicherheitsbedingungen eingehalten werden müssen.
Die positiven körperlichen und seelischen Effekte des regelmäßigen Dauerlaufs sind unstrittig. In der Extremsituation des Gefängnisses sind sie noch wertvoller, da die Inhaftierten mit Hilfe des Ausdauertrainings ihren "Knast-Stress" abbauen und mehr Ausgeglichenheit erreichen können.
Die beruhigende Wirkung des ausdauernden Laufens auf das vegetative Nervensystem fördert eine ausgeglichene seelische Grundverfassung und als Folge davon eine entspanntere Atmosphäre sowohl zwischen den Häftlingen untereinander als auch zwischen Inhaftierten und Vollzugsbeamten.
Die Laufveranstaltung ist eine "Belohnung" für das ganzjährige Training der Gefangenen unter teilweise sehr schwierigen Umständen. So gesehen ist der Lauf selbst eine Siegprämie – und jeder Teilnehmer Sieger über sich selbst.
Wie in den Vorjahren war der Berliner Leichtathletik-Verband (BLV) mit Wettkampfwart Detlef Weller und vier weiteren Kampfrichtern vertreten.
John Kunkeler stimmte die Teilnehmer gekonnt auf den Wettkampf ein, schwang sich kurz vor dem Start auf ein Fahrrad und führte das Feld vier Runden an. Eine dreiköpfige Band untermalte mit flotten Rhythmen die Zeit bis zum Start und spielte dann bis zur Siegerehrung.
Die diesjährigen Zeiten war nicht so schnell wie im Vorjahr. Die erste Runde (1000m) wurde zwar in sehr schnellen 3.30 min gelaufen, damit hatten sich die Läufer jedoch übernommen.
In Bestform präsentierte sich die Vorjahressiegerin Khuloud M., die von Beginn an führte. Zumindest Khuloud M. hatte vorher viel trainiert und konnte den "Streckenrekord" von 49:50 min auf sehr gute 47:33 verbessern.
Die Männer aber hatten sich auf den ersten zwei Runden überfordert, so dass die Siegerzeit fast 4 Minuten langsamer war als letztes Jahr. Bei dieser ganz besonderen Veranstaltung werden ohnehin die läuferischen Leistungen nicht so wichtig genommen.
Wichtig ist und war für alle, daß es diese Veranstaltung überhaupt gab.
Männer: 1. Elsan R. 43:18 Min. – 2. Benjamin H. 44:21 Min. – 3. Konstantin W. 45:51 Min.
Frauen: 1. Khuloud M. 47:33 Min. – 2. Marie-L. M. 62:33 Min. – 3. Aysun. Ö. 67.05 Min.
Externe Sieger/-in waren: Thomas Goebel 45:22 Min. – Kerstin Schmidt 51.24 Min.
Die Organisatorin des Laufes Susan Drews bedankte sich bei der Siegerehrung bei allen Beteiligten, insbesondere bei den erfolgreichen Finishern des Laufes und auch bei den Helfern der verschiedenen Anstalten, die diesen Lauf zum Erfolg werden ließen.
Insbesondere erwähnte sie auch JoAnna Zybon, die durch ihr Training in der JVA Plötzensee den Grundstein für diesen Lauf legte.
Bei der Siegerehrung erhielten die Sieger und Platzierten jeweils Pokale, Urkunden und Präsente der offiziellen Ausrüstung des BERLIN-MARATHON/SCC Event und des ISTAF Berlin.
Alle Gäste, Zuschauer und Teilnehmer waren von diesem 3. Berliner 10 km-Lauf für Gefangene wieder sehr angetan und hoffen, daß der Lauf wieder stattfindet. Das Datum ist noch nicht ganz genau terminiert, wird aber sehr frühzeitig bekannt gegeben.
Dank an Sponsoren mit Ehrenpreisen:
German Road Races (GRR) e.V. – BERLIN-MARATHON/SCC Events – ISTAF Berlin
Dank an die Unterstützer bei der Organisation:
Berliner Leichtathletik-Verband e.V. – Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf – ABC Zentrum Berlin e.V. – Kunstfabrik Schlot Berlin – Bauhof-Plötzensee, der mitgeholfen hat, den Aufbau zu organisieren und die Großküche der JVA Plötzensee, die für die Verpflegung zuständig waren.
Lob für die Pfortenmannschaft, Herrn Bernd Michael und allen für die Sicherheit verantwortlichen Beamten, ferner die Berliner Fahrbereitschaft, die den Transport der Gefangenen perfekt durchgeführt hat, sowie die ehrenamtlichen Helfer, die sehr engagiert mitarbeiteten und die Veranstaltung erst möglich machten.
Ein besonderer Dank auch an Reinhard Röcher, der leider nicht mehr organisatorisch mitwirken konnte. Das Orga-Team wünscht ihm alles Gute für seine berufliche Zukunft.
DANK an ALLE!
Der 4. Berliner 10 km-Lauf für Gefangene wird auch 2017 wieder in der JVA Plötzensee stattinden. Der genaue Termin steht noch nicht fest, wird aber so bald wie möglich bekannt gegeben.
Horst Milde
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