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31
05
2009

Dieser historischen Dimension verdankt die Strecke gewiss maßgeblich ihre unmittelbare Aufnahme in das Programm der Olympischen Spiele der Neuzeit. Wenn auch die heutige Streckenlänge von 42195 m erst im letzten Jahr ihre 100-jährige Wiederkehr feierte, der „Marathon“ ist seit den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit 1896 in Athen fest im Programm verankert.

2500 Jahre Marathon-Lauf – Wann feiern wir den 2500. Jahrestag des Laufs des Pheidippides von Marathon nach Athen? Helmut Winter

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Im kommenden Jahr wird mit dem 18. Welt-Kongress der AIMS (Association of International Marathons and Distance Races) vom 28. bis 30. Oktober 2010 dem 2500-jährigen Jubiläum des Laufs von Marathon nach Athen gedacht, mit dem der Bote Pheidippides die Nachricht vom Sieg der Griechen über die Perser übermittelte.

Wie auf der Webseite von GRR kürzlich zu erfahren war (https://www.germanroadraces.de/24-0-10259-2500-jahre-marathon-athen-feiert-2010-das.html), werden zum alljährlichen Marathonlauf auf der historischen Strecke im Gedenken an dieses historische Ereignis am 7. November 2010 viele tausend zusätzliche Läuferinnen und Läufer erwartet.

Dabei bleibt zu hoffen, dass noch viele weitere Veranstaltungen, z.B. unter dem Motto „Marathon 2500“, dieses Jubiläum zum Anlass nehmen, den Laufsport in der Öffentlichkeit präsenter zu machen. Gerade in Anbetracht der sehr zurückhaltenden Berichterstattung der Leichtathletik und insbesondere des Straßenlaufes in den Medien sollte diese einmalige Chance nach Kräften genutzt werden.

Dabei spielt es eine untergeordnete Rolle, ob der wackere griechische Krieger die ca. 40 km von Marathon nach Athen überhaupt einmal zurückgelegt hat. In der Diskussion über dieses Thema überwiegen jene Meinungen, die diese sportliche Großtat eher in den Bereich der Fabel angesiedelt sehen wollen. In der Tat gibt es in der Geschichtsschreibung so gut wie keine stichhaltigen Belege für diesen Lauf; eine faszinierende Story ist die Aktion aber allemal und sicherlich der wichtigste Geburtshelfer für den „Marathon“ als extremste etablierte Laufdisziplin.

Dieser historischen Dimension verdankt die Strecke gewiss maßgeblich ihre unmittelbare Aufnahme in das Programm der Olympischen Spiele der Neuzeit. Wenn auch die heutige Streckenlänge von 42195 m erst im letzten Jahr ihre 100-jährige Wiederkehr feierte, der „Marathon“ ist seit den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit 1896 in Athen fest im Programm verankert.

Und nun zum Jubiläum: „2500 Jahre Marathon“. Dieses soll im kommenden Jahr (2010) ausgiebig gefeiert werden. Doch begehen wir wirklich im kommenden Jahr den 2500. Jahrestag der Schlacht von Marathon und der leistungssportlichen Überbringung der Siegesbotschaft nach Athen?

Diesbezüglich ist zu beachten, dass dieses Ereignis vor der Zeitenwende stattfand, d.h. 490 v. Chr. im Rahmen der sog. Christlichen Zeitrechnung, dem Jahr vom 1. Januar bis 31. Dezember 490 v. Chr. Dabei spielen Annahmen über das tatsächliche Datum der Schlacht hier eine untergeordnete Rolle. Auf der Basis diverser Quellen findet man einen gewissen Konsens über den 11. und 12. September 490 v. Chr., obwohl seit einigen Jahren auch Analysen von Mondphasen bereits den August dieses Jahres favorisieren.

Dies ist aber für die Feier des Jubiläumsjahres von untergeordneter Bedeutung. Viel wichtiger ist die Tatsache, dass es in der Christlichen Zeitrechnung das Jahr „Null“ nicht gibt, auf das Jahr 1 v. Chr. vom 1. Januar bis 31. Dezember 1 v. Chr. folgt unmittelbar das Jahr 1 n. Chr. vom 1. Januar bis 31. Dezember 1 n. Chr. 

Und das hat Konsequenzen! Während wir aktuell völlig korrekt im Jahr 2009 den 60. Jahrestag der Bundesrepublik Deutschland begehen (von Mai 1949 ausgehend feiert man ein Jahr später – 1950 – das einjährige Jubiläum, 1959 den 10. Jahrestag und eben 2009 das 60. Jahr), ist das bei einem Ereignis vor Christi Geburt problematischer.

Für den legendären Lauf im Jahr 490 v. Chr. hätte man das Zehnjährige der Schlacht im Jahr 480 v. Chr. feiern können, entsprechend im Jahr 1 v. Chr. den 489. Jahrestag und dann im Jahr 1 n. Chr. das 490. Jubiläum. Dies zeigt sofort die Konsequenzen des Überschreitens der Zeitenwende in der Christlichen Zeitrechnung. Gehen wir nämlich noch einmal 10 Jahre weiter, hätte man nicht im Jahr 10 n. Chr. sondern erst ein Jahr später 500 Jahre Marathonlauf feiern dürfen.

Rechnen wir noch einmal 2000 Jahre hinzu, gelangen wir ins Jahr 2011 und NICHT ins Jahr 2010 für die 2500. Wiederkehr des Laufs! Das Jubiläum findet also in der aktuellen Planung ein Jahr zu früh statt.

Bevor man aber diese Tatsache überbewertet, ist noch verbindlich abzuklären, in welcher kalendarischen Darstellung das Jahrs 490 v. Chr. angegeben ist; es gibt nämlich noch die (allerdings nur geringe) Möglichkeit, dass im Rahmen der astronomischen Zeitrechung (hier wird ein Jahr „Null“ eingeführt) die aktuelle Festlegung des Jubiläums Bestand hätte. Viel wichtiger ist aber, dass man das Jubiläum – wann immer das auch genau war – mit vielerlei Aktionen nutzt, um die Popularität des Laufsports zu erhöhen.

Ob in der Wissenschaft „das Jahr der Astronomie“, das „Jahr der Demokratie“ oder viele ähnlich geartete Aktionen, Jubiläen bieten immer beste Chancen der erhöhten Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit und in den Medien. Man sollte dies unbedingt für den Laufsport nutzen!

Der Verfasser dankt Folke Schilling (Marathonläufer mit Bestzeit von 2:37:39 und Mitglied im Jubilee-Club des Berlin-Marathon mit 16 Teilnahmen) für hilfreiche Diskussionen zum Thema.

Helmut Winter

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