Bernadette Pichlmaier, Julia Viellehner und Andrej Naumov krönen Marathonsonntag – Neue Rekordmarke mit 18 246 Meldungen bei der 25. Auflage des München-Marathon
25. München-Marathon – Weiß-blaues Marathonlaufen vom Feinsten Wilfried Raatz berichtet
Die „Weltstadt mit Herz“ hat auch im 25. Jahr des München-Marathon wohl nicht sein Herz für die längste olympische Laufdistanz verloren, denn einmal mehr säumten nur wenige Münchner die große Schleife vom Olympiapark aus durch Schwabing, der Innenstadt, durch den Engischen Garten, Oberföhring, Bogenhausen und Haidhausen und wieder zurück durch die Innenstadt mit den markanten Highlights wie dem Marienplatz, Nationaltheater und Siegestor und Schwabing mit dem Zieleinlauf im Olympiastadion.
Dafür drängelten sich im weitläufigen Gelände des Olympiastadions Zehntausende. Genauer gesagt: 18 246 Läuferinnen und Läufer jedenfalls fasste das Anmeldesystem, eine Steigerungsrate, die nur wenigen der großen Laufveranstalter vergönnt ist. Runabout-Chef Gernot Weigl strahlte mit der warmen Herbstsonne inmitten des wolkenfreien weiß-blauen Himmel nicht alleine über den neuen Melderekord, sondern vor allem über das Konzept, das seit seiner „Amtsübernahme“ vor nunmehr zehn Jahren prächtig Früchte trägt.
Der Marathon ist mit 7 700 Meldungen eine Top five-Veranstaltung in Deutschland, der neu eingebrachte Halbmarathon wurde für die Münchner Macher mit 5 757 Meldungen zu einem Bilderbuchstart – und vor allem das „local hero“-Konzept mit den Siegen von Bernadette Pichlmaier, Julia Viellehner und Bianca Mayer ist mehr, als man im Vorfeld herhoffen durfte.
Naumov nach fünf Kilometern schon alleine voraus
Klare Favoritensiege kennzeichnen die Jubiläumsauflage des Münchener Stadtmarathons. Bei den Männern wurde der Ukrainer Andrej Naumov seiner Favoritenrolle gerecht. Weigl hatte zur „Silbernen Marathon-Hochzeit“ zahlreiche frühere Sieger in die bayerische Landeshauptstadt eingeladen. Darunter auch den Ukrainer, der 2001 mit 2:13:57 Stunden gewonnen hatte und inzwischen von Manager Günther Vogl aus Altötting betreut wird.
2005er Sieger Hermann Achmüller aus Südtirol erkannte bereits nach fünf Kilometern, dass der Ukrainer „in einer anderen Klasse läuft“ und ließ ihn davonziehen. Im Alleingang schaffte Andrej Naumov die Distanz nach 2:18:23 und hatte dabei fünf Minuten Vorsprung vor Achmüller, der mit 2:23:46 Stunden bereits zum 25. Mal unter der 2:25-Stunden-Marke bleiben konnte. Und dies gerade einmal vier Wochen nach seinem fünften Rang beim schweren Jungfrau-Marathon, der von Interlaken auf die Kleine Scheidegg führt und 1800 Höhenmeter aufweist.
Bernadette Pichlmaier – mit 43 die Nummer drei in Deutschland
Der eigentliche Fokus über die Marathondistanz galt der aktuellen deutschen Marathonmeisterin Bernadette Pichlmaier, die im Alter von nunmehr 43 Jahren (!!) zu einer festen Größe in der deutschen Marathon-Landschaft geworden ist. Mit 2:35:28 Stunden schrammte die Floristin im Trikot der LG Mittlere Isar knapp an ihrer eigenen Bestmarke vorbei und ist hinter Sabrina Mockenhaupt und Irina Mikitenko hierzulande unbestritten die Nummer drei! „Heute hat alles gepasst! Dies ist übrigens mein 13. Marathonlauf, bei zwölfen habe ich mich verbessert, heute habe ich diese Serie leider um fünf Sekunden verpasst“, strahlte sie trotz dieses „kleinen Makels“ glücklich über den Coup in München, der wegen einer Magenschleimhautentzündung bis wenige Tagen vor dem Start sogar noch fraglich war.
Ihren ersten Marathonlauf bestritt Bernadette Pichlmaier übrigens 1996 in München – in 3:46 Stunden. „Berni kann noch viel mehr!“ wagte ihr Trainer Francesco Munoz einen Blick voraus. „Im Winter können wir in Ruhe aufbauen – und werden 2011 den nächsten Schritt machen!“ Als „local hero“ jedenfalls machte sie durch die Straßen Münchens eine glänzende Figur, zumal sie bis 30 Kilometer vom österreichischen Tempomacher Thomas Posniak geführt wurde, der übrigens auch die Wienerin Andrea Mayr schon zu ihrem 2:30-Stunden-Landesrekord geführt hatte.
Achtzehn Jahre nach ihrem Sieg in 2:39:17 Stunden wurde Birgit Lennartz noch einmal Zweite. Mit 2:58:52 blieb die 45jährige als „Fun-Läuferin“, wie sie sich selbst nunmehr bezeichnet, dabei einmal mehr unter der begehrten Drei-Stunden-Marke. Dass selbst bei einer derart routinierten Langstrecklerin mit rund 150 Marathonläufen und zahllosen Ultraläufen die Emotionen Achterbahn fahren können, das beweisen die klitzekleinen Tränen bei der Siegerehrung im Olympiastadion.
Vom Fußball zum Halbmarathonsieg: Sören Kah
Die Premiere des Halbmarathon im für die Teilnehmer wegen des zeitweisen Streiks der U-Bahn-Bediensteten nur schwerlich zu erreichenden Bogenhausen gewann mit Sören Kah von der LG Lahn-Aar-Esterau ein in der Laufszene völlig unbeschriebenes Blatt, der sich bereits nach drei Kilometern von Stefan Hubert (Potsdam) und Berglaufmeister Timo Zeiler (LG Eintracht Frankfurt) lösen konnte und zu einem ungefährdeten Sieg in 1:07:31 Stunden entgegenlief. „Es war schon ziemlich einsam auf der Strecke“, gestand der 28jährige Buchhalter aus dem Westerwalddorf Fachingen mit Arbeitsstätte in Frankfurt.
Übrigens ein interessanter Mann, der wegen eines im Fußballspiel erlittenen Kreuzbandrisses vor eineinhalb Jahren mit dem Laufen begonnen hatte. Die an der Peripherie gelaufenen Passagen im Industriegebiet Bogenhausens und dem Ostbahnhof sind alles andere als attraktiv, weshalb die Läufer alleine die Vorfreude auf den Marienplatz und das Highlight Schwabing im Rhythmus hält.
Bei den Frauen setzte sich mit der Münchnerin Bianca Mayer eine Einheimische durch, die nach zwei zweiten Marathonplätzen auf die Halbmarathonstrecke ausgewichen war – und hier nur alleine durch den krankheitsbedingten Ausfall der Halbmarathonmeisterin Ingalena Heuck auf dem obersten Siegerpodest stehen konnte. Für die Leiterin eines Laufcamps wurden 1:21:38 notiert, für die Zweitplatzierte Constanze Boldt aus Regensburg gerade einmal vier Sekunden mehr.
Julia Viellehner mit starkem Comeback
„Ich wusste einfach nicht, wo ich derzeit stehe“, so Julia Viellehner. Die talentierte Langstrecklerin und frühere GRR-Nachwuchs-Preisträgerin war wegen eines Ermüdungsbruchs praktisch in der kompletten Saison im Laufbereich ausgefallen – und hatte sich mit zahlreichen Triathlon-Wettbewerben auf hohem Niveau belastet. Nach 34:22 Minuten und ihrer der zweitbesten 10 km-Zeit überhaupt weiß die für die LG Passau startende Läuferin dies nun allerdings sehr gut. „Unterwegs habe ich gespürt, dass heute etwas geht! Deshalb habe ich richtig Gas gegeben!“
Dass sie im Olympiastadion erst einmal „fix und fertig“ war, das hatte sie wenige Minuten später schon überwunden und konnte sich ohne wenn und aber über den starken „Saisonausklang“ freuen, auch wenn der Fuß wieder schmerzte. „Im Winter werde ich alles machen, nur keine Crossläufe bestreiten!“ Als reine Vorsichtsmaßnahme. Duathletin Anne Haug wurde in diesem schnellen Rennen nach 35:43 Minuten Zweite vor der 21jährigen Julia Weniger, die sich über den neuen Hausrekord mit 36:30 freuen konnte.
Jan Fitschen: „Zukunft auf der Straße!“
Im Feld der 10 km-Läufer lief übrigens auch der frühere 10.000 m-Europameister Jan Fitschen, der eine Woche nach seinem Sieg beim Kölner Halbmarathon als Staffelläufer „mit angezogener Handbremse“ im Einsatz war. „Für Joseph Katib habe ich mich unterwegs auch einmal in den Wind gestellt, das hat schon Spaß gemacht, war aber nicht so anstrengend!“
Der Wattenscheider sieht sich nach einer durchwachsenen Saison auf dem besten Weg zurück in die Laufszene. „Meine Zukunft wird auf der Straße sein“, gestand er freimütig und meinte damit hauptsächlich die Halbmarathon-Distanz, auch wenn im Frühjahr zunächst ein Marathonstart geplant ist.
Wilfried Raatz
Die Sieger des 25. München-Marathon:
Marathon: Männer: 1. Andrej Naumow (Ukraine) 2:18:23, 2. Hermann Achmüller (Italien) 2:23:46, 3. Andreas Sterzinger (TV Immenstadt) 2:26:11, 4. Boris Giesen (PSV GW Kassel) 2:27:34, 5. Raivis Zakis (Litauen) 2:27:49, 6. Gerhard Schneble (TV Gailingen) 2:28:50, 7. Martin Butzlaff (SC Magdeburg) 2:30:57, 8. Günther Mair (ASC Rasen) 2:33:12.
Frauen: 1. Bernadette Pichlmaier (LAG Mittlere Isar) 2:35:28, 2. Birgit Lennartz (LLG St. Augustin) 2:58:42, 3. Mary Oleary (FC Perlach) 2:59:56, 4. Cornelia Firsching (München) 3:02:28, 5. Andrea Faltermeier (Nürnberg) 3:04:39, 6. Doris Weissteiner (Italien) 3:06:25, 7. Gabriele Rybak (LT Winnenden) 3:09:22, 8. Bernadette Kläger (Schweiz) 3:09:39.
Halbmarathon: Männer: 1. Sören Kah (LG Lahn-Aar-Esterau) 1:07:31, 2. Stefan Hubert (SV Sömmerda) 1:08:15, 3. Timo Zeiler (LG Eintracht Frankfurt) 1:09:02, 4. Stefan Hohberger (LG Passau) 1:10:32, 5. Ulrich Benz (LG Brandenkopf) 1:11:23, 6. Benedikt Hoffmann (TNB Malterdingen) 1:11:31, 7. Sebastian Schlott (PTSV Jahn Freiburg) 1:11:58, 8. Holger Reichert (LG Badenova Nordschwarzwald) 1:12:10.
Frauen: 1. Bianca Meyer (runningcompany) 1:21:38, 2. Constanze Boldt (LLC Marathon Regensburg) 1:21:44, 3. Nicole Böhm (BBC Koblenz-Horchheim) 1:23:28, 4. Julia Galuschka (TSV Krofdorf-Gleiberg) 1:26:19, 5. Olivia Grüner (Samerberg) 1:28:56, 6. Viktoria Steininger (Österreich) 1:30.20, 7. Marion Hofmann (TG Viktoria Augsburg) 1:30.31, 8. Ulrike Brüggemann (München) 1:30:45.
10 km: Männer: 1. Joseph Katib (LG Erlangen) 31:39, 2. Keith Matiskella (USA) 31:47, 3. Dominik Wagner (LG Passau) 31:52, 4. René Manthee (LG Telis Finanz Regensburg) 32:47, 5. Markus Kaiser (SV Reinstetten) 32:56.
Frauen: 1. Julia Viellehner (LG Passau) 34:22, 2. Anna Haug (LG Telis Finanz Regensburg) 35:43, 3. Julia Weniger (TG Viktoria Augsburg) 36:30, 4. Tina Fischl (WSV Otterskirchen) 36:50, 5. Christine Fiedler (PTSV Rosenheim) 37:16.