Die Berliner Mauer vor dem Brandenburger Tor am 10. November 1989 ©Horst Milde
25 JAHRE MAUERFALL IN BERLIN: Rainer Boßdorf und seine Grenzöffnungslaufgeschichten – Teil 3
Der Fall der Berliner Mauer vor 25 Jahren am 9. November 1989 wird in Berlin feierlich und festlich begangen. Rainer Boßdorf schildert – noch immer ziemlich emotional – seine "Grenzöffnungslaufgeschichten" von 1989, die aufregend genug waren.
Er hat den BERLIN-MARATHON 22-mal erfolgreich absolviert, die Bestzeit beträgt 3:51:00, seine Startnummer vom BERLIN-MARATHON Jubilee-Club lautet "707", den er natürlich gleich 1990 beim "Wiedervereinigungsmarathon" begann. Eigentlich sind es immer drei Boßdorfs, die man zu sehen bekommt – Ehefrau und Tochter sind immer dabei, zu erwähnen sei noch, daß er jetzt auch als Helfer beim Marathon hilft und den "Rennsteigtigern" angehört.
Wir werden in loser Reihenfolge private Erlebnisse dokumentieren, die Läufer in diesen denkwürdigen Tagen erlebt haben.
Horst Milde
ALSO, die Grenze war offen, man konnte hin und her und ich machte mich auf die Spur mit meinem Reisepass. Ich hatte mir eine Strecke ausgedacht vom Grenzübergang Sonnenallee rüber nach Rudow am Teltowkanal auf der Westberliner Seite entlang und dann wieder zurück zur Stubenrauchstrasse in Johannisthal.
Der Reisepass wurde sorgfältig in Plastikfolie hinten in der Laufhose gesteckt für den Ausreisestempel und dann wieder für den "Einlauf"-Einreise Stempel.
Man kannte mich schon derweil in der Sonnenallee, und bald war der Pass angefüllt mit den diversen "Ein- und Auslauf"-Stempeln hin und her.
"Ach da ist ja wieder der verrückte Läufer" dachten wahrscheinlich die Grenzsoldaten der DDR, ja und mir hat es Freude bereitet, irgendwie hatte das alles einen verrückten Kick.
Aber es kommt noch besser auf meiner 10 km Strecke.
Die Bewachung des Grenzstreifens am Teltowkanal war ja nun nicht mehr so intensiv, hier und da waren Löcher in den Mauerteilen, und was soll ich sagen ,ein passendes Loch war mir recht, um da durchzupassen, nahe Baumschulenweg.
Also, ich hatte vorausschauend den Fotoapparat dabei und habe mich irgendwie durch das Loch gewurschtelt.
Da stand ich nun auf dem so legendären, nun nicht mehr bewachten, Grenzstreifen und dachte mir, ja was hab ich gedacht, "Ej das ist ja irre"!!!.
Also erst mal Fotos machen von den Grenzanlagen,von den Wachtürmen und dann los, ganz genüsslich in Richtung Massantebrücke zum Grenzkontrollpunkt Stubenrauchstrasse auf dem Kolonnenweg, wo die Grenzbewacher mit ihren Trabantkübelwagen entlang defilliert sind.
WAS FÜR EIN MOMENT!
Da erblickte ich schon von weiten, wie die Grenzer, noch im Dienst, mich mit dem Fernglas beobachtet haben.
"Wo kommen sie denn her", was war das für eine blöde Frage!
"Na, da war ein Loch in der Mauer, das habe ich genutzt, bin auf dem Grenzstreifen entlang und nun bin ich hier, ist doch sowieso alles vorbei"!.
Unmissverständliches Kopfschütteln von den Grenzern, "Der Typ ist nicht zu bremsen" haben die wohl gedacht.
Beim Werner-Seelenbinderlauf in den Müggelbergen taucht Horst Milde mit seinem kleinen blauen Transporterauto auf."Mit Berlin-Marathon Werbung", mich haut es plötzlich fast aus den Socken, der erste Kontakt mit "Wessis" und Austausch von Laufberichten Ost-West.
Es bleibt ein bis heute immer noch netter Kontakt.
Der erste Friedenslauf Ost-West der erste gemeinsame Berlin-Marathon. Kontakte und Besuche im Marathon Büro bei Lutz Derkow
Mann, was waren das für Momente die man niemals vergessen sollte. Die Fotos von der Grenze und der alte Reisepass, alles ist noch vorhanden.
Man könnte noch so viel erzählen,dass würde hier den Rahmen des Berichtes sprengen.
Rainer Boßdorf
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