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2014

Läufer beim Start - 4. Gesamtdeutscher Rennsteiglauf: Läufer erinnerten an deutsche Teilung ©Jens Panse

25 JAHRE MAUERFALL IN BERLIN: 4. Gesamtdeutscher Rennsteiglauf: Läufer erinnerten an deutsche Teilung – Jens Panse berichtet

By GRR 0

In unserer Serie "25 JAHRE MAUERFALL IN BERLIN" beziehen wir natürlich auch Veranstaltungen mit ein, die durch den Mauerfall in Berlin am 9. November 1989 und die Öffnung der innerdeutschen Grenze, betroffen waren.

Der Rennsteiglauf in Thüringen gehört dazu. Die Freunde und Organisatoren dieses Laufes entwickelten im Zuge der Öffnung der Grenze viele läuferische Aktivitäten, um sich dieses denkwürdigen Tages bewußt zu sein und zu erinnern.

Im folgenden der erste Beitrag.

Horst Milde 

 

Der 25. Jahrestag des Mauerfalls war für Sportler aus ganz Deutschland Anlass, sich am 4. Oktober auf dem Rennsteig zum 4. Gesamtdeutschen Rennsteiglauf zu treffen. Um 7 Uhr starteten – begleitet von einem Kameramann des MDR – 4 Läuferinnen und 8 Läufer in Neuhaus zu ihrem 51 Kilometer langen Lauf nach Blankenstein.

Im Mai 1990 hatten sich am Vorabend des Rennsteiglaufes 23 Sportler in Blankenstein getroffen, um den bis dahin nicht zugänglichen Teil des Rennsteigs bis nach Neuhaus zum ersten Mal laufend zu absolvieren. Heute kaum zu glauben: nach offizieller Lesart war der Rennsteig in der DDR nur rund 110 Kilometer lang gewesen und „endete“ kurz hinter dem Bahnhof Ernstthal.

Der 72-jährige Peter Ullrich aus Gera, der damals wie heute dabei war, erinnerte sich noch an den ersten Schlagbaum zum Sperrgebiet, den die Läufer damals passierten. Sie mussten noch den Personalausweis für die insgesamt acht Grenzkontrollen bei sich führen.

Bei Tettau wurde für die Läufer damals sogar ein Stück Grenzzaun geöffnet, um eine Passage zu ermöglich. Heute ist der ehemalige Grenzverlauf kaum noch zu erkennen. Nur ein Gedenkstein erinnert noch an das Ereignis.

Nach dem Start an der Sporthalle in Neuhaus und einem kurzen Schleichweg durch das Neubaugebiet erreichte die Laufgruppe den Rennsteig. Die ersten Kilometer bis zum Denkmal der Wintersportler, wo mein Sohn Adrian den ersten Verpflegungspunkt aufgebaut hatte, vergingen schnell und wurden genutzt, um sich gegenseitig kennenzulernen. Wir genossen die ersten Sonnenstrahlen, die schnell die Feuchtigkeit aus dem Wald zogen, und den freien Blick nach Franken.

An der „Kalten Küche“, wo der Rennsteig zum ersten Mal in den Westen der Republik „abzweigte“, gab es den nächsten Verpflegungspunkt, wo uns der Blankensteiner Bürgermeister, Ralf Kalich, begrüßte und Falk Wick vom Rennsteiglaufvereinspräsidium alles aufgebaut hatte, was das Läuferherz für ein gutes Frühstück benötigt.

Weil wir uns dabei etwas verplauderten und auf dem folgenden Abschnitt zur Schildwiese die alternative Rennsteigroute wählten, die ich bislang noch nicht kannte und die statt auf dem asphaltieren Radweg entlang der Straße durch den Wald führt, erreichten wir mit Verspätung Steinbach am Wald.

Die rund 100 Wanderer waren da schon gestartet. Wir nahmen nun auch offiziell unsere Startnummern in Empfang und freuten uns über Kaffee und belegte Brötchen. So gut gestärkt machten wir uns auf die „Verfolgungsjagd“ und erreichten kurz vor Kilometer 25 die ersten Wanderer.

Am nächsten Verpflegungspunkt trafen wir dann das Hauptfeld der Walker mit Hans-Georg Kremer und Matthias Greifenhagen, die beide ebenfalls seit 1990 bei allen Läufen dabei waren. Angela und Franz Bleichner vom Rennsteiglaufverein schlossen sich unserer Läufergruppe an, so dass wir wieder zu Zwölft waren, denn zwei unserer Läufer waren verletzungsbedingt zuvor „ins Lager der Walker gewechselt“.

Bis ins Ziel blieb die Gruppe dann vorbildlich zusammen. Jeder achtete auf den anderen. An den Verpflegungspunkten und nach Gehpassagen am Berg übernahm ich die Rolle des „Antreibers“ und unser Alterspräsident Peter Ullrich gab das Tempo vor. Sensationell war der letzte offizielle Verpflegungspunkt in Grumbach im Vorgarten der engagierten Familie Schwarz organisiert. Der Grill dampfte, es gab Bier und selbstgemachten Kuchen. Obwohl so bestens gestärkt, gelang es uns nicht, alle Wanderer einzuholen, die zwischenzeitlich wohl nicht nur gewalkt waren.

Kurz vor dem Ziel als wir auf Sichtweite herankamen legte deren Spitzengruppe noch einen Sprint ein, um nicht eingeholt zu werden. Uns war das aber letztlich egal. Nach rund 7 Stunden und 40 Minuten erreichten wir das Ziel am Bahnhof in Blankenstein, wurden freundlich begrüßt und bewirtet.

Jeder Teilnehmer erhielt seine Urkunde, ein kleines Präsent von Rennsteiglaufverein und war glücklich, das Ziel erreicht zu haben.

Herzlichen Dank an Hans-Georg Kremer und die Helfer in Blankenstein und an der Strecke für die vorbildliche Organisation.

Wir werden die Tradition fortführen und an das für uns alle so wichtige Ereignis des Mauerfalls erinnern.

Die Grenze, die einstmals unseren Rennsteig und unseren Laufradius einengte, gibt es nicht mehr und das ist für uns Sportler auch 25 Jahre danach noch ein Grund zur Freude und zum feiern!

Jens Panse

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author: GRR

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