Die Grenzanlagen mit DDR Wachturm in Blankenstein an der Saale,unmittelbar am Beginn des Rennsteigs aus östlicher Seite. Wir kamen aber nicht bis an die Selbitz ran, da dort noch Grenzanlagen vorhanden waren. ©Dr. H. Kremer
25 JAHRE MAUERFALL IN BERLIN: 4. Gesamtdeutscher Rennsteiglauf am 4. Oktober 2014 – Dr. Hans-Georg Kremer berichtet
In unserer Serie "25 JAHRE MAUERFALL IN BERLIN" beziehen wir natürlich auch Veranstaltungen mit ein, die durch den Mauerfall in Berlin am 9. November 1989 und die Öffnung der innerdeutschen Grenze, betroffen waren.
Der Rennsteiglauf in Thüringen gehört dazu. Die Freunde und Organisatoren dieses Laufes entwickelten im Zuge der Öffnung der Grenze viele läuferische Aktivitäten, um sich dieses denkwürdigen Tages bewußt zu sein und zu erinnern.
Im folgenden publizieren den nächsten Beitrag von Dr. Hans-Georg Kremer, einem der Initiatoren des Rennsteiglaufes.
Horst Milde
Bis zum Fall der Mauer im Herbst 1989 war der offiziell begehbare Rennsteig in der DDR etwas über 110 Kilometer. Er reichte von kurz vor dem Vachaer oder Förthaer Stein bei Eisenach bis zum Kriegerdenkmal des Rennsteigvereins bei Ernstthal.
Die restlichen Passagen führten durch die Sperrzone bzw. das Grenzgebiet zur BRD oder durch die BRD selber. Am 28. April 1990 erfolgte die offizielle Grenzöffnung am Rennsteig und seitdem war er in seiner gesamten Länge von 168,3 Kilometer wieder begehbar. Bereits vorher hatte es auf Teilstücken Übergangsmöglichkeiten gegeben.
Wanderfreunden des in Gründung befindlichen Frankenwaldvereins aus der DDR hatten mit Genehmigung der Behörden auf beiden Seiten am 8. März 1989 eine geführte Wanderung auf Teilen des östlichen Rennsteigs organisiert.
Von den Organisatoren des Rennsteiglaufs nahmen an dieser Wanderung Rolf Becker, Volker Kittel Gunda und Hans-Georg Kremer teil. Dabei entstand die Idee am Vorabend des 18. GutsMuths-Rennsteiglaufs einen Gruppenlauf über diesen Teil des Rennsteigs von Blankenstein bis Neuhaus am Rennweg zu organisieren. Als Bereichsleiter für Öffentlichkeitsarbeit (zu DDR-zeiten Agitation und Propaganda) des Rennsteiglaufs hatte Hans-Georg Kremer die Organisation übernommen.
Seine Laufgruppe von der BSG Wismut Gera engagierten sich dabei sehr stark.
Besonders sein Nachfolger als Verantwortlicher für Freizeit und Erholungssport bei der BSG Wismut, Dr. Martin Nimptsch, legte sich dabei mächtig ins Zeug. Dazu kamen noch die Organisatoren des Rennsteiglaufs um Volker Kittel, die trotz der Vorbereitung auf den 18. Lauf, der unter schwierigsten politischen Verhältnissen organisiert werden musste, die Zeit und Ideen und auch Kontakte zu Sponsoren usw. in die Vorbereitung eines Laufs über die ehemalige Grenze investierten.
Sie sahen dies als wichtige Aufgabe an, um den ganzen Rennsteig in ihre Organisation einzubinden. Dazu kam, dass sie mit der Idee auch in der „westdeutschen Laufszene“ auf die Alleinstellungsmerkmale des Rennsteiglaufs aufmerksam machen und in einer
politisch bewegten Zeit die Medien auf den Rennsteiglauf als Träger gesamtdeutscher Ideen profilieren konnten.
Der I. Gesamtdeutsche Rennsteiglauf erfolgte dann am 18. Mai 1990, früh auf bayerischer Seite an der damals nicht mehr existierenden Brücke über die Silbitz. Insgesamt sechs Mal wurden die zum Teil noch vollständig erhaltenen Grenzanlagen passiert. Teilnehmer dieses ca. 55 km langen Laufes, der gemeinsam absolviert wurde, sind: Friedhelm Gebhardt (Jena), Matthias Greifenhagen (Schlettau), Antje und Klaus Grimm (Unterlemmnitz), Christian Homagk (Finsterwalde), Peter Jeziorski (Gera), Heike Keil (Weimar), Heinz Kieshauer, Werner Kolmschlag, Dr. Hans-Georg Kremer, Jochen Kraft, Andreas Kupke (alle Gera), Peter Kästner (Staupitz), Eberhardt Minzenmay (Ludwigshafen), Dr. Martin Nimptsch (Gera), Herbert Polaschek (Frankfurt/M), Gerhard Quick (Stammbach), Gerhard Rötzschke (Jena), Dieter Schädlich (Annaberg), Peter Schneider, Jürgen Trenkler, Peter Ullrich (alle Gera) und Rainer Walter (Gräfenthal).
Über die Hochschulsportgemeinschaft Uni Jena konnte ein Wissenschaftlerteam um den Sportmediziner Prof. Dr. Jochen Scheibe gewonnen werden, den Lauf über die gesamte Zeit betreute. Die Werbeagentur macona aus Frankfurt/Main hatten über Sponsoren Bananen, Getränke und medizinisches Verbrauchsmaterial, von der Einreibeemulsion bis zum Pflaster, besorgt. Rennsteiglauforganisatoren in Neuhaus um Dieter Greiner organisierten einen medienwirksamen Empfang.
Der Hofer Ausdauerläufer Hubert Becker hatte über den Sporthändler Hopf für einheitliche Erinnerungs- T-Shirts gesorgt. Als besonderes Souvenir erhielten die Teilnehmer im Ziel ein Stück Originalstacheldraht der ehemaligen Grenzanlagen in Form eines R. Fast alle Teilnehmer starteten am nächsten Tag auf einer der beiden Rennsteiglaufstrecken (45 und 65 Kilometer).
Am 29. April 2000 organisierte der USV Jena e. V. als Nachfolgeverein der HSG Uni Jena einen Lauf von Blankenstein nach Neuhaus, der als II. Gesamtdeutscher-Rennsteiglauf in die Geschichte eingegangen ist.
Mit ihm sollte daran erinnert werden, dass 1990 kurz nach der offiziellen Öffnung der Grenzen am Rennsteig der 1. Gesamtdeutsche Rennsteiglauf mit 21 Teilnehmern stattgefunden hatte.
Von den 1990 damaligen Teilnehmern waren Gerhard Rötzschke, Jürgen Trenkler, Mathias Greifenhagen und Hans-Georg Kremer wieder mit dabei. Der Termin wurde auf Bitten des GutsMuths-Rennsteiglaufvereins nicht auf das Rennsteiglauf-Wochenende gelegt, um keine Teilnehmer der Ultra-Marathonszene vom Rennsteiglauf
abzuwerben. Wie seine Vorgänger wurde der Lauf als Freundschaftslauf organisiert, das heißt, dass alle Teilnehmer die gesamte Zeit zusammenliefen. 36 Läuferinnen und Läufer erreichten das Ziel in Neuhaus.
2010 erfolgte die dritte Auflage dieses Laufs.
Insgesamt 24 Läuferinnen und Läufer kamen zur dritten Auflage 2010, darunter
Matthias Greifenhagen aus Schlettau (der aber wegen einer Verletzung teilweise mit dem Rad fuhr), Peter Ullrich aus Gera und Dr. Hans-Georg Kremer aus Jena, drei, die schon bei den Vorgängerläufen ins Ziel kamen.
Nicht entgehen ließ sich der Präsident des Rennsteiglaufsvereins, Jürgen Lange, mit seiner Frau die Teilnahmemöglichkeit. Wie schon bei der zweiten Auflage unterstützen Organisatoren in Blankenstein und an der Strecke das Projekt. In Rodacherbrunn die Familie Schwarz, Ursel Wildgrube und ihre Helferinnen in Brennersgrün und Falk Wick vom TSV Tettau auf dem bayrischen Teil des Rennsteigs. Der Rennsteiglaufverein beteiligte sich mit der Bereitstellung eines Fahrzeugs.
Aus der Teilnehmerliste: Braun, Ina, Franke, Detlev, Greifenhagen, Matthias, Groß, Raimund, Jost, Karl-Heinz, Kremer, Hans-Georg, Lange Jürgen, Lange Sabine, Lindenau, Ramona, Müller, Anke, Müller, Heinz-Olaf, Mummelthei, Frank, Peter, Gert, Peter, Steffi, Rabich, Stephan, Rothe, Gunter, Schmid, Jörg, Schmidt, André, Schneider, Jens, Schulze, Cornelius, Stuhr, Eckhard, Stuhr, Sonja, Ullrich, Peter, Wunderlich, Jens.
Als Stamm-Organisations- und Betreuungsteam, welches an allen Verpflegungspunkten für eine gute Versorgung verantwortlich war, waren bei den ersten drei Läufen immer Gunda Kremer und Maik Masuhr im Einsatz. Außer einer Teilnehmermedaille oder Urkunden gab es ein Erinnerungs-Funktionsshirt für alle.
2014 ist nun die vierte Auflage geplant. Bedingt durch die Tatsache, dass er nur noch „walken“ kann, gab der Hauptinitiator des Projekts, Dr. Hans-Georg Kremer die Idee an die Rennsteiglauforganisatoren ab. Sie schlugen als Termin den 4. Oktober vor, am Vorabend des Rennsteigherbstlaufs, der von Masserberg nach Neuhaus führt. Startort für die gesamte Strecke von ca. 55 Kilometer ist diesmal Neuhaus. Es geht also in die umgekehrte Richtung.
Diese Gruppe wird vom „letzten“ der Teilnehmer von 1990, Peter Ullrich mit Unterstützung vom Präsidiumsmitglied Jens Panse geführt. Neu ist eine 30
Kilometer-Walkingstrecke, die Hans-Georg Kremer übernimmt. Diese startet im Rahmen der „30 km Wanderung“ am Tag der Einheit. Start ist in Steinbach am Walde und Ziel ist gemeinsam mit den 55-Kilometer-Läufern in Blankenstein.
Rückfragen und Zusendung der Ausschreibung über: hans-georg.kremer@uni-jena.de
Dr. Hans-Georg Kremer
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