25 Jahre Heidelberger Rollstuhlmarathon am Sonntag - Interview mit dem langjährigen Organisator Hennes Lübbering ©Horst Milde
25 Jahre Heidelberger Rollstuhlmarathon am Sonntag – Interview mit dem langjährigen Organisator Hennes Lübbering
Wenn Sie jemand direkt nach dem Zieleinlauf des 1. Heidelberger Rollstuhlmarathons gefragt hätte, ob es auch eine zweite Ausgabe des Rennens geben wird – was hätten Sie geantwortet?
Das ist schwer zu sagen, weil ich beim ersten Rennen ja zusätzlich zur Organisation selbst auch noch mitgefahren bin. Das war alles ziemlich schwierig. Ich hätte wahrscheinlich geantwortet, dass ich, wenn es einen 2. Marathon geben wird, nur noch organisiere und nicht mehr selbst teilnehme. Und so ist es zwei Jahre später 1991 beim 2. Rollimarathon dann ja auch gekommen.
Und das war auch wichtig, denn der 1. Rollimarathon war im Nachhinein gesehen ein gefährliches Glücksspiel?
Der 1. Marathon war ein Schnellschuss mit einer Vorbereitungszeit von einem halben Jahr. Werner Schneider hatte die gute Idee, neben dem Schweizer Marathon in Sempach auch in Heidelberg ein solches Rennen zu installieren. Also hat er Heini Köberle, Errol Marklein, Christl Wittmann und meine Wenigkeit zusammen getrommelt und wir haben das Rennen irgendwie kreiert. Vom Neuenheimer Feld ging es über öffentliche Straßen zwischen den Autos nach Leimen, Nußloch, Wiesloch, Walldorf und wieder zurück nach Heidelberg. Das war alles blauäugig und hochbrisant. Die Polizei hatte sofort nach dem Rennen gesagt, dass es so sicher kein zweites Rennen mehr geben wird. Wir müssen heute noch dankbar sein, dass damals nichts passiert ist!
Der Marathon wird seit seiner zweiten Ausgabe im Jahr 1991 im Neckartal ausgefahren. Eine gute Entscheidung?
Auf jeden Fall. Die Idee für diese Streckenführung kam übrigens in der Nachbesprechung des ersten Rennens vom damaligen Einsatzleiter der Polizei. Er hatte vorgeschlagen, das Rennen am verkehrsarmen Sonntagvormittag im Neckartal zu starten, weil hier für die Rollis jeweils eine Fahrspur gesperrt werden kann. Und so ist das ja auch bis heute.
Wenn man sieht, was heute aus dem Rollstuhlmarathon geworden ist, wie stolz geschwellt ist dann die Brust von jemanden, der das Rennen mit erfunden und zwei Jahrzehnte lang organisiert hat?
Der Stolz hält sich in Grenzen. Was eher beachtenswert ist ist die Tatsache, dass schon bei der ersten Ausgabe des Rennens über 100 Athleten am Start waren. Und auch die Tatsache, dass es das Organisationsteam geschafft hat, dass der Marathon aus Heidelberg und auch aus der Rollstuhlsportszene nicht mehr weg zu denken ist. Der Marathon ist ein Aushängeschild für Heidelberg. Ok, darauf können wir dann doch schon ein bisschen stolz sein.
Welche Szenen kommen Ihnen in den Kopf, wenn sie an 25 Jahre Rollstuhlmarathon zurück denken?
Oh je, da gibt es vieles. Was mir immer noch im Kopf ist, ist das fürchterliche Regenrennen im Jahr 1991. Da hat es in Strömen geschüttet und trotzdem sind alle Sportler irgendwie durch gekommen. Dass wir damals trotz dieser Witterungsverhältnisse die Veranstaltung über die Runden bekommen haben – unglaublich. In Erinnerung kommt mir auch immer wieder der schreckliche Unfall von Lily Anggreny, als sie aus vollem Tempo gegen einen verkehrswidrig in der Strecke geparkten Bus gerast ist. Sie war damals schwer verletzt und ich bin froh, dass alles ohne Folgeschäden ausgeheilt ist. Und an was man natürlich immer gerne denkt sind die vielen internationalen Freundschaften, die man durch den Marathon geschlossen hat und pflegen konnte.
Wie schwer ist Ihnen der Rücktritt als Organisationschef im Jahr 2009 gefallen?
Es war ein guter Schritt für mich und ein wichtiger Schritt. Es hätte für mich persönlich nicht besser laufen können, da ich wusste, dass ich mit Joachim Schermuly einen super Nachfolger habe und dass das Organisationsteam zusammen bleiben würde. Der Schritt war trotzdem nicht leicht, ich habe lange mit mir gerungen. Aber nach dem 10. Marathon und 20 Jahren Organisation hatte ich das Gefühl, es sei der richtige Augenblick. Es war auch sicher richtig, komplett aufzuhören und nicht nur ins zweite Glied zurück zu treten. So was geht selten gut.
Was wünschen Sie dem Heidelberger Rollstuhlmarathon zum 25. Geburtstag?
Ich wünsche ihm, dass er so bleibt wie er ist. Ich finde die inzwischen gewachsene Kombination mit den Inline-Skatern und dem Kinderrennen klasse. Auch die Tatsache, dass zwischen all den Handbikefahrern noch ein paar Exoten im Rennrollstuhl dabei sind ist wichtig. Ich wünsche mir, dass das so bleibt. Größer kann der Rollstuhlmarathon sicher nicht mehr werden, denn viel mehr Rollstuhlsportler gibt es eben nicht.
Ich wünsche der Veranstaltung auch, dass die Energie im ehrenamtlichen Organisationsteam erhalten bleibt, dass die Mannschaft harmonisch weiter zusammen arbeitet und dass der Rollimarathon weiter auch auf die Location "Neckarwiese" setzt, mit einem schönen Rahmenprogramm.
Denn das macht die Kombination Rollifahrer, Fußgänger, Bevölkerung, Kinder, Jugendliche und Inline-Skater aus. Wenn man so will gibt es Inklusion beim Rollimarathon schon seit Jahrzehnten.
Quelle: Heidelberger Rollstuhl-Marathon