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10
2012

Einen interessanten Rückblick auf den 100km-Ultralangstreckenlauf, der seinen europäischen Ursprung wohl im 100km-Lauf von Biel (SUI) zu finden hat, der erstmalig am 13.11.1959 von Offizieren der schweizerischen Armee initiiert wurde, bietet eine Zusammenfassung des kommissarischen DUV-Präsidenten Wolfgang Olbrich aus seinem "Handbuch Ultralauf" ©Meyer & Meyer Sportverlag Aachen

„25. Deutsche 100km-Meisterschaften in Hanau-Rodenbach“ am 6. Oktober 2012 – Die Geschichte des Ultramarathons.

By GRR 0

Am 06. Oktober diesen Jahres feiert der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) zusammen mit der Deutschen Ultramarathon-Vereinigung (DUV) die 25. Deutschen 100km-Meisterschaften. Erster Ausrichter vor einem Vierteljahrhundert war der SSC Hanau-Rodenbach, der mit seinem Vereinsvorsitzenden und IAU-Ehren-Vizepräsidenten Harry Arndt erstmalig 1987 und dann folgend noch in den Jahren 1990, 1996, 2000 und 2006 die Deutschen 100km-Meisterschaften organisierte.

Hierher kehrt die Ultralaufszene nun zu ihren 25. Meisterschaften zurück und macht in Hanau-Rodenbach das halbe Dutzend voll. Integriert in die Deutschen Meisterschaften sind die Hessischen 100km-Laufmeister-schaften sowie die IAU 50km World Trophy und der DUV-50km-Deutschland-Cup.

Start und Ziel der 100km-Meisterschaften und des international ausgeschriebenen 50km-Ultramarathons befinden sich im Waldstadion Rodenbach.

Der 10km- bzw. 5km-Rundkurs entlang des Waldrandes ist verkehrsfrei, flach und asphaltiert und gilt angesichts des hohen Waldanteils als waldreichste und "schnellste" 100km-Strecke in Deutschland. Die Wettkämpfe starten um 07.00 Uhr. Zielschluss ist beim 50km-Lauf 13.00 Uhr bzw. beim 100km-Lauf 20.00 Uhr.

Einen interessanten Rückblick auf den 100km-Ultralangstreckenlauf, der seinen europäischen Ursprung wohl im 100km-Lauf von Biel (SUI) zu finden hat, der erstmalig am 13.11.1959 von Offizieren der schweizerischen Armee initiiert wurde, bietet eine Zusammenfassung des kommissarischen DUV-Präsidenten Wolfgang Olbrich  aus seinem "Handbuch Ultralauf"- im folgenden:

 

Geschichte des Ultramarathons©

 

aus: Handbuch Ultralauf, Autor: Wolfgang Olbrich, Verlag: Meyer & Meyer Fachverlag, Originaltext aktualisiert und ergänzt durch Dr. Stefan Weigelt

 

100 km

Sicherlich kann der 100-km-Lauf als Ursprung des europäischen Ultralangstreckenlaufs angesehen werden. Hier ist wohl als älteste Institution der 100 -km-Lauf von Biel (SUI) zu erwähnen. Dieser fand erstmalig am 13.11.1959 statt. Es gab zwar bereits 1892 einen 100-km-Lauf in der Schweiz (Genf), an dem 173 Starter teilnahmen (63 erreichten innerhalb von 24 Stunden das Ziel), aber dabei handelte es sich um ein einmaliges Event.

Der 100-km-Lauf von Biel wurde von Offizieren der schweizerischen Armee, federführend der Oberst Franz Reist, Urs Spörri und Hans Brönnimann, initiiert. Dabei handelt es sich um eine große Runde rund um Biel. Anfangs gab es ein Zeitlimit von 24 Stunden. Mittlerweile ist das Zeitlimit auf 21 Stunden gesenkt worden. Nach wie vor ist auch ein Militärmarsch über diese Distanz in den Lauf integriert, bei welchem mit Gepäck und in Uniform marschiert/gelaufen werden muss.

Bei der Erstaustragung 1959 starteten 32 Läufer, wovon 22 auch das Ziel erreichten. In den Hochzeiten des Bieler 100ers waren mehr als 3.000 Teilnehmer am Start. In den letzten Jahren, ausgenommen zur 50. Austragung 2008, dort waren 2348 Teilnehmer in der Wertung, hat sich das Teilnehmerlevel auf ca. 1.000-1.300 Teilnehmer eingependelt.

Damit ist die Veranstaltung in Europa aber immer noch Spitzenreiter im 100-km-Lauf (eventuell sogar weltweit), auch wenn es mittlerweile Ultralaufveranstaltungen, die höhere Teilnehmerzahlen aufweisen (Comrades, Two Oceans Marathon oder auch der Ultra Trail Tour Mont Blanc).

In Deutschland starteten die 100-km-Läufe zunächst in Unna. Initiiert wurde dieser durch Horst Altendorf, der als Bielteilnehmer davon inspiriert, auch eine große 100-km-Runde organisierte. Die Erstveranstaltung fand am 25.10.1969 statt und es waren 450 Teilnehmer am Start. In seinen Hochzeiten erreichte Unna Teilnehmerzahlen von deutlich über 1000 Läufern. Mittlerweile gibt es die Veranstaltung nicht mehr.

Weitere bedeutende und noch immer existente 100 km in Europa sind in Faenza (ITA), Winschoten (NED) und Torhout (BEL), die bereits Ausrichter von Weltmeisterschaften der IAU waren. Auch 2011 wurde in Winschoten erneut die 100-km-WM ausgetragen.

Die ersten Weltmeisterschaften der IAU wurden übrigens 1987 auch in Torhout ausgetragen, noch ohne Patronat der IAAF, was sich aber 1988 änderte.

Die ersten Deutschen Meisterschaften im 100-km-Lauf fanden am 31.10.1987 in Hanau-Rodenbach statt. Damals gingen 293 Athleten an den Start (256 Männer und 37 Frauen).

Erste deutsche Meister wurden Werner Dörrenbächer mit 6:34:45 h und Hanni Zehendner mit 8:13:22 h.

 

Tabelle: Entwicklung der Teilnehmerzahlen bei deutschen Meisterschaften im 100-km-Straßenlauf

  

Jahr

Teilnehmer

Männer

Frauen

2011

48

40

8

2009

94

69

25

2008

134

104

30

2007

107

86

21

2006

231

191

40

2005

166

137

29

2004

114

89

25

2003

80

63

17

2002

102

79

23

2001

97

64

33

2000

111

88

23

1999

157

128

29

1998

99

79

20

1997

118

97

21

1996

196

161

35

1995

100

85

15

1994

171

139

32

1993

151

127

24

1992

176

149

27

1991

157

128

29

1990

217

184

33

1989

198

170

28

1988

157

135

22

1987

293

256

37

 

Die deutschen Rekorde im 100 km-Lauf werden gehalten von Kazimierz Bak mit 6:24:29 h aus 1994 und Birgit Lennartz mit 7:18:57 h aus 1990.

International werden seit 1992 Meisterschaften im 100 km-Lauf ausgetragen. Zuständig dafür ist die International Association of Ultrarunners (IAU). Wurde diese noch bis 2010 als World- und European-Challenge ausgetragen, so dürfen Sie sich seit 2011 auch offiziell als Weltmeisterschaft betiteln. Dies wurde durch die Organisationen IAAF und WMA so offiziell gestattet und kann als Adelsschlag für die Disziplinen gesehen werden.

 

Tab.1 (Weltmeisterschaften der IAU seit 1992):

 

Jahr

Veranstaltung

Männer

Frauen

Gesamt

Siegerzeit
Männer

Siegerzeit
Frauen

1987

Torhout/Belgien

75

8

83

6:19:35h

8:01:31h

1988

Santander/Spanien

156

15

171

06:34:41h

7:30:49h

1989

Paris/Frankreich

 

 

 

6:47:06h

8:07:41h

1990

Duluth/USA

98

27

125

6:34:02h

7:55:08h

1991

Firenze/Italien

1073

74

1147

6:35:39h

7:52:15h

1992

Palamos/Spanien

 

 

 

6:23:35h

7:44:37h

1993

Torhout/Belgien

169

46

215

6:26:26h

7:27:19h

1994

Yubetsu/Japan

 

 

 

6:22:43h

7:34:58h

1995

Winschoten/Niederlande

171

51

222

6:18:09h

7:00:47h

1996

Moskau

 

 

 

6:32:41h

7:33:10h

1997

Winschoten/Niederlande

105

48

153

6:25:25h

7:30:37h

1998

Nakamura/Japan

 

 

 

6:30:06h

8:16:07h

1999

Chavagnes en Paillers/Frankreich

95

47

142

6:24:05h

7:33:02h

2000

Winschoten/Niederlande

153

41

194

6:23:15h

7:25:21h

2001

Cléder/Frankreich

94

52

146

6:33:28h

7:31:12h

2002

Torhout/Belgien

138

40

178

6:34:23h

7:37:06h

2003

Taipei/Taipeh

102

47

149

7:04:57h

8:04:47h

2004

Winschoten/Niederlande

141

61

202

6:18:24h

7:10:32h

2005

Yubetsu/Japan

71

27

98

6:24:15h

7:53:41h

2006

Seoul/Kora

69

47

116

6:38:27h

7:28:56h

2007

Winschoten/Niederlande

76

47

123

6:23:21h

7:00:27h

2008

Tuscania/Italien

103

56

159

6:37:41h

7:23:33h

2009

Torhout/Belgien

79

47

126

6:40:44h

7:37:24h

2010

Gibraltar/GBR

92

46

138

6:43:44h

7:29:05h

2011

Winschoten/Niederlande

96

50

146

6:27:32h

7:27:19h

 

Tab. 2 Weltmeister/innen seit 1992:

 

Jahr

Sieger WC/WM

Siegerin WC/WM

1987

Domingo Catalan Lera/ESP

Agnes Eberle/SUI

1988

Domingo Catalan Lera/ESP

Ann Trason/USA

1989

Bruno Scelsi/FR

Katharina Janicke/GER

1990

Roland Vuillemenot/FR

Eleanor Adams-Robinson/GBR

1991

Valmir Nunes/BRA

Eleanor Adams-Robinson/GBR

1992

Kontantin Santalov/RUS

Nursia Baghmanova/RUS

1993

Kontantin Santalov/RUS

Carolyn Hunter-Rowe/GBR

1994

Aleksey Volgin/RUS

Valentina Shatyaeva/RUS

1995

Valmir Nunes/BRA

Ann Trason/USA

1996

Kontantin Santalov/RUS

Valentina Shatyaeva/RUS

1997

Sergey Yanenko/UKR

Valentina Shatyaeva/RUS

1998

Grigory Murzin/RUS

Carolyn Hunter-Rowe/GBR

1999

Simon Pride/GBR

Anna Balosakova/SVK

2000

Pascal Fetizon/FR

Edith Berces/HUN

2001

Ayasufumi Mikami/JPN

Elvira Kolpakova/RUS

2002

Mario Fattore/ITA

Tatyana Zhirkova/RUS

2003

Mario Fattore/ITA

Monica Casiraghi/ITA

2004

Mario Ardemagni/ITA

Tatyana Zhirkova/RUS

2005

Grigory Murzin/RUS

Hiroko Syou/JPN

2006

Yannick Djouadi/FR

Elisabeth Hawker/GBR

2007

Shinichi Watanabe/JPN

Norimi Sakurai/JPN

2008

Giorgio Calcaterra/ITA

Tatyana Zhirkova/RUS

2009

Yasukazu Miyazato/JPN

Kami Semick/USA

2010

Shinji Nakadei/JPN

Ellie Greenwood/GBR

2011

Giorgio Calcaterra/ITA

Marina Bychkova/RUS

 

Aus den Jahren 1997 und 2004 liegen nur die Gesamtliste des offenen Laufes sowie der EM vor. Daher sind diese Zahlen unvollständig, bzw. verfälscht (Teilnehmerzahlen).

Alle Daten wurden aus der Statistikdatenband der DUV unter:

https://statistik.d-u-v.org/overview_champions.php gewonnen.

 

Tab 3: Europameisterschaften/European Challenge-Veranstal-tungen

 

Jahr

Veranstaltung

Männer

Frauen

Gesamt

Siegerzeit
Männer

Siegerzeit
Frauen

1992

Winschoten/Niederlande

89

12

101

6:16:41h

7:55:12h

1993

Winschoten/Niederlande

92

22

114

6:25:52h

7:43:06h

1994

Winschoten/Niederlande

107

30

137

6:33:43h

7:36:39h

1997

Firenze/Italien

986

80

1066

6:47:35h

8:13:49h

1998

Torhout/Belgien

63

20

83

6:23:29h

7:45:43h

1999

Winschoten/Niederlande

57

18

75

6:39:16h

7:33:39h

2000

Belves/Frankreich

47

16

63

6:33:36h

7:53:12h

2001

Winschoten/Niederlande

67

20

87

6:45:43h

7:31:55h

2002

Winschoten/Niederlande

74

26

100

6:34:16h

7:24:52h

2003

Chernogolovka/Rußland

59

26

85

6:29:41h

7:19:51h

2004

Firenze/Italien

1050

125

1175

6:31:44h

8:03:03h

2005

Winschoten/Niederlande

90

27

117

6:30:31h

7:53:25h

2006

Torhout/Belgien

103

25

128

6:23:44h

7:58:44h

2007

Winschoten/Niederlande

53

30

83

6:30:22h

7:26:44h

2008

Tuscania/Italien

67

34

101

6:37:41h

7:23:33h

2009

Torhout/Belgien

60

33

93

6:41:50h

7:46:26h

2010

Gibraltar/GBR

69

33

102

6:47:40h

7:29:05h

2011

Winschoten/Niederlande

73

33

106

6:27:32h

7:27:19h

 

Tab 4 Europameister/innen

 

Jahr

Sieger WC/WM

Siegerin WC/WM

1992

Jean-Paul Praet/BEL

Hilary Walker/GBR

1993

Konstantin Santalov/RUS

Marta Vass/HUN

1994

Jaroslaw Janicki/POL

Valentina Lyachova/RUS

1997

Aleksey Kononov/RUS

Olga Lapina/RUS

1998

Grigory Murzin/RUS

Svetlana Savoskina/RUS

1999

Pascal Fetizon/FR

Elvira Kolpakova/RUS

2000

Farit Ganiev/RUS

Edith Berces/HUN

2001

Netreba Vladimir/RUS

Ricarda Botzon/GER

2002

Pascal Fetizon/FR

Elvira Kolpakova/RUS

2003

Grigory Murzin/RUS

Tatyana Zhorkova/RUS

2004

Mario Ardemagni/ITA

Monica Casiraghi/ITA

2005

Oleg Kharitonov/RUS

Monica Casiraghi/ITA

2006

Jose Maria Gonzales Munoz/ESP

Birgit Schönherr-Hölscher/GER

2007

Oleg Kharitonov/RUS

Laurence Fricotteaux-Klein/FR

2008

Giorgio Calcaterra/ITA

Tatyana Zhirkova/RUS

2009

Jonas Buud/SWE

Irina Vishnevskaya/RUS

2010

Jonas Buud/SWE

Ellie Greenwood/GBR

2011

Giorgio Calcaterra/ITA

Marina Bychkova/RUS

 

Alle Daten wurden aus der Statistikdatenband der DUV unter:

https://statistik.d-u-v.org/overview_champions.php gewonnen.

 

Deutsche Erfolge

 

1994 in Japan gewann die deutsche Mannschaft den Weltcup mit Michael Sommer, Lutz Aderhold und Kazimir Bak, der im Einzel auch Dritter wurde und den noch bestehenden Deutschen Rekord lief (6:24:29 h). Birgit Schönherr-Hölscher gewann 2006 den Europameistertitel.

In den letzten Jahren war Andrè Collet der erfolgreichste deutsche Läufer, er gewann in Gibraltar 2010 EM-Bronze in 6:51:54 h und belegte bei den letzten drei Weltmeisterschaften jeweils mit vorderen Top-Ten-Platzierungen seine Weltklasse.

Die Deutsche 100km-Mannschaft der Frauen gewann 2012 in Seregno EM-Bronze. Die Männer, bei denen Michael Sommer immer noch einer der Leistungsträger ist, holten in Gibraltar 2010, Winschoten 2011 und Seregno 2012 dreimal in Folge die EM-Bronzemedaille. Sommer holte sich sogar in Jüterbog 2011 seinen bereits 8. DM-Titel.

 

Situation heute

 

Nach Einschätzung des DLV Ultramarathon-Beraters Dr. Stefan Weigelt erfreut sich der 100km-Lauf in Deutschland allerdings nicht mehr der Beliebtheit früherer Jahre. Ähnlich wie im Marathonlauf sind die durchschnittlichen Leistungen leider rückläufig, dies zeigt sich u. a. daran, dass immer weniger Läuferinnen und Läufer die Nominierungskriterien für die Nationalteams erfüllen (Männer 7:15h, Frauen 8:35h).

Auch die Teilnahmezahlen bei den Deutschen 100km-Meisterschaften waren zuletzt rückläufig.

Offensichtlich zieht es die Ultraläufer zum Ultra-Trail und auch immer mehr zum 24h-Lauf. „Der Event-Charakter" dieser Disziplinen scheint heute attraktiver, im Gegensatz zum 100km-Lauf mit nur noch drei Veranstaltungen pro Jahr ist die Zahl der 24h-Läufe in Deutschland ein vielfaches mit steigender Tendenz, davon profitierte die Disziplin bereits auch in der Spitze u. a. mit dem Gewinn der Mannschafts-Weltmeister-schaft 2012 in Polen.

 

Weitere Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Deutschen_Meister_im_100-km-Stra%C3%9Fenlauf

https://statistik.d-u-v.org/recordsGER.php?dist=100km&type=0&Submit.x=19&Submit.y=6

 

Quelle: Handbuch Ultralauf, Autor: Wolfgang Olbrich, Verlag: Meyer & Meyer Fachverlag, Originaltext aktualisiert und ergänzt durch Dr. Stefan Weigelt

 

 

 

author: GRR

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