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03
05
2010

Die hohen Starterzahlen von 8.000 - 9.000 Teilnehmern sicherten dem Rennsteiglauf aber ein sicheres Finanzpolster, so dass der DTSB keine Möglichkeit hatte, dem Rennsteiglauf den finanziellen „Hahn“ zuzudrehen.

„20 Jahre Mauerfall“ – Wie der Rennsteiglauf vor 20 Jahren zu „Westsponsoren“ kam – Dr. Hans-Georg Kremer vom USV Jena berichtet

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Bekannt ist, dass die Wurzeln des GutsMuths-Rennsteiglaufs an der Jenaer Universität liegen. Bereits 1971 begannen Angehörige des heutigen Instituts für Sportwissenschaft, sich mit dem Projekt eines Laufs über den Rennsteig zu beschäftigen. Anfangs allerdings war ein Orientierungslauf geplant.

Von 1973 – 1975 lag die Gesamtleitung des Rennsteiglaufs bei der Hochschulsportgemeinschaft (HSG heute USV). In diese Zeit fiel der Durchbruch zum Massenlauf mit fast 1000 Teilnehmern. Bereits damals konnte diese Veranstaltung nicht nur aus den Startgeldern finanziert werden.

Ein Rundschreiben an viele Großbetriebe in Thüringen, mit der Bitte um Unterstützung, brachte etliche Preise für die Siegerehrung und mehr als 2000,- Mark ein. Trotzdem reichte es nicht ganz und die HSG musste fast 1000,- Mark drauflegen.

Nachdem die Leitung des Laufs an die Sportgemeinschaft Goldlauter abgegeben worden war, kümmerten sich die Organisatoren aus Jena weiter um die Werbung, die Wissenschaft und die Traditionspflege. Der Deutsche Turn- und Sportbund (DTSB) als Dachverband des DDR-Sports hatte zwischenzeitlich „Bettelbriefe“ an die Großbetriebe verboten, sicher auch um die Finanzierung der ambitionierten Leistungssportziele nicht zu gefährden. Die Großbetriebe sollten ihre Gelder lieber für den Leistungssport zur Verfügung stellen.

Der Verkauf von Sporthemden mit Aufdruck, heute T-Shirt genannt, und anderer Souvenirs spülten manches Jahr bis zu 40.000,- Mark in die Kassen der Rennsteiglauforganisatoren.

Das erforderte aber alle Findigkeit, um überhaupt solche Artikel in der DDR-Mangelwirtschaft zu bekommen. Der hohe bürokratische Aufwand, der zunehmend von Jena aus nicht mehr realisiert werden konnte, führte dazu, dass diesen Part die Läufer von Wismut Gera übernahmen.

Die hohen Starterzahlen von 8.000 – 9.000 Teilnehmern sicherten dem Rennsteiglauf aber ein sicheres Finanzpolster, so dass der DTSB keine Möglichkeit hatte, dem Rennsteiglauf den finanziellen „Hahn“ zuzudrehen.

Mit den rasant verlaufenden politischen Veränderungen in der DDR im Herbst 1989 veränderte sich auch die „Geschäftsgrundlage“ der Rennsteiglauforganisation schlagartig. Der Bezirksvorstand Suhl des DTSB, der den Rennsteiglauf unter seine Fittiche genommen hatte und ihn oft gegen die Gängelei aus Berlin schützte, befand sich auf einmal wie alle DTSB-Strukturen ab Frühjahr 1990 in Auflösung.

Die erste frei gewählte DDR-Regierung streckte zusätzlich ihre Hände nach den Einnahmen des Rennsteiglaufs aus und versuchte zumindest an die Startgelder heranzukommen, die Läufer aus dem „Westen“ einzahlten. Dazu kam, dass die Lauforganisatoren bei ihren ersten Besuchen bei „Westläufen“ das eine oder andere Organisationsdetail sahen, das sie gerne übernehmen wollten, wozu aber das Geld fehlte.

Schreiben an mehrere große Sportartikelfirmen betreffs Sponsorings für den Rennsteiglauf brachten freundliche Antwortschreiben aber keinen Sponsorvertrag. Da war es ein Glücksfall, dass der letzte Sportamtsleiter der DDR in Leipzig, Rolf Becker, der ambitionierter Rennsteigläufer war, mit seinem Amtsbruder aus der Partnerstadt Hannover eine Gesamtdeutsche Marathoncupwertung ins Leben rief. Dazu wurde eine Werbeagentur aus Frankfurt/M., die bereits im Laufbereich tätig war beauftragt, Sponsoren zu gewinnen.

Rolf Becker vermittelte dem „Werbechef“ des Rennsteiglaufs, einen Termin beim Chef dieser Werbeagentur, Edwin Heckelsberger. In Leipzig und dann in Hannover gab es mehrere Gespräche und vor allem Irmgard Heckelsberger war von den Erzählungen über den Rennsteiflauf so begeistert, dass sie sofort begann mehrere Firmen zu überzeugen, dass sie trotz der verplanten Finanzen für 1990 noch den Rennsteiglauf unterstützen müssten.

Im Ergebnis gab es drei große und mehrere kleine Sponsoren, die dem Rennsteiglauf mit Geld- und Sachleistungen halfen.

Dr. Hans-Georg Kremer

GutsMuths-Rennsteiglauf

author: GRR

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