Nach phantastischem Sprintfinale gewinnt Sergey Lebid neunten Crosstitel – Portugal jubelt über Jessica Augusto und das Frauenteam – Spaniens Titelverteidiger Alemayehu Bezabeh nach Dopinggeständnis nicht am Start
17th SPAR European Cross Country ‚Championships/ Albufeira (12. Dezember 2010) – Männer/Frauen: Steffen Uliczka wird Zwölfter in Albufeira – Wilfried Raatz berichtet
Sergey Lebid ist ein Phänomen. Auf dem überaus selektiven Parcours von Albufeira gewann der Ukrainer zum neunten Mal die Goldmedaille bei Cross-Europameisterschaften – und dies in einem Zeitraum von dreizehn Jahren. Im lang gezogenen Anstieg der Schlussrunde zog Lebid zusammen mit dem Spanier Ayad Lamdassem das Tempo aus einer Fünfergruppe an und sprintete seinen letztlich verbliebenen Konkurrenten auf der Zielgeraden nieder.
Mit einer kämpferisch starken Leistung belegte der deutsche Hindernismeister Steffen Uliczka Rang zwölf und sicherte sich damit das Ticket für die Cross-Weltmeisterschaften am 20. März im spanischen Punta Umbria. Portugal jubelt über die Frauen-Langstrecklerin Jessica Augusto und die ebenfalls siegreichen Portugiesinnen.
Der im Vorjahr in Dublin triumphierende Spanier mit äthiopischen Wurzeln Alemayehu Bezabeh wurde nach dem Dopingeingeständnis vom Samstag aus der Startliste gestrichen und war natürlich am Rande der Cross-Europameisterschaften ein vieldiskutierter Name. Zumal auch bekannt wurde, dass weitere spanischen Athleten inzwischen ein Dopinggeständnis abgelegt hatten.
„Oaah, war das anstrengend“, stöhnte Steffen Uliczka im Ziel. „Wenn man im Ziel ist, vergisst man recht schnell, wie groß die Schmerzen unterwegs waren!“ Der Hindernismann zeigte sich aber gewohnt rasch erholt und gab seinen Eindrücken vom spannenden Höhepunkt der 17. SPAR European Cross-Country-Championships freien Lauf. „Die Strecke war super schwer. Durch den aufgelockerten Boden war es so sandig, dass jeder Schritt viel Kraft kostet“. Der Hindernis-EM-Siebte von Barcelona hat mit Rang 12 nicht nur die WM-Qualifikation geschafft, sondern auch das bislang beste Resultat eines deutschen Läufers bei Cross-Europameisterschaften eingefahren. „Es ist zwar nett, Dieter Baumanns fünfzehnten Platz übertroffen zu haben. Letztlich zählt aber alleine der Sommer. Und da hat Dieter mit dem Olympiasieg einiges voraus!“
Nach dem Missgeschick von Dublin, als Uliczka kurz nach dem Start in einen Sturz verwickelt war, ging der Schützling von Andreas Fuchs diesmal das Rennen merklich offensiver an und lag ständig in der zweiten oder dritten Reihe des dicht gedrängt laufenden Läuferpulks an der Spitze des Rennens. Entscheidend in Rückstand geriet er allerdings im Schlußteil, als vor allem die beiden Franzosen Abdellatif Meftah und Mourad Amdouni das Tempo forcierten und sich rasch eine 12er Gruppe weglaufen konnte. Zusammen mit dem starken Schweizer Stéphane Joly, dem Briten Tom Humphries und dem Holländer Michael Butter konnte er sich allerdings im kupierten Schlussstück wieder heranarbeiten, sodass am Ende Rang 12 als verdienter Lohn heraussprang.
Die Frauen-Langstrecke wurde für die portugiesischen Gastgeber zu einer einzigen Demonstration ihrer Stärke. Allen voran die als Mitfavoritin ins Rennen gegangene Jessica Augusto, die im zweiten Streckenabschnitt des über 8170 m führenden Wettbewerbs das Tempo forcierte und im Nu einen beträchtlichen Vorsprung vor ihrer Landsfrau Dulce Félix, der Türkin Binnaz Uslu und der Spanierin Alessandra Aguilar herausgelaufen hatte. Die beiden letzten Runden wurden zu einem einzigen Triumpfzug für die Vize-Europameisterin von Dublin und der EM-Dritten über 10.000 m.
Die Türkin Uslu lief noch auf Rang zwei vor, dahinter die zeitgleichen Dulce Félix und die Irin Fionnuala Britton und der Cross-Europameisterin von 2006, der Ukrainerin Tetyana Holovchenko. Die Dominanz der Portugiesinnen schlug sich zudem in der Teamwertung nieder, die die Gastgeber mit 19 Punkten und 46 (!) Punkten Vorsprung vor Groß-Britannien mit den stark enttäuschenden Stephanie Twell (20.) und der Titelverteidigerin Hayley Yelling-Higham (28.) und Spanien gewannen.
Für die einzige deutsche Starterin, Veronica Pohl von der LG ASV/DSHS Köln, hingen die Trauben in dem nur 49 Starterinnen großen Frauenfeld natürlich hoch. Als 30. mit einem Rückstand von 1:43 Minuten zeigte sich die zeitweise in Flagstaff lebende Sportpädagogin dennoch nicht unzufrieden. „Die ersten drei Runden waren natürlich super schnell. Dann habe ich allmählich meinen Rhythmus gefunden und bin gut durchgekommen“, so die bei Paul-Heinz Wellmann trainierende Langstrecklerin mit Fokus auf den 3000 m-Hindernislauf.
Wilfried Raatz