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20
03
2009

Der Jungfrau-Marathon ist längst zum bedeutendsten Bergmarathon weit über die Grenze hinaus geworden. Von seiner Faszination hat das Rennen über die 42,195 km mit den 1829 Höhenmetern nichts eingebüsst – auch bei Heinz Wälti nicht. Der 74-Jährige fehlte noch kein einziges Mal.

17. Jungfrau-Marathon vom 4. bis 5.9.2009 – Ein besonderer Marathon-Genuss – Die Vorstellung der schönsten Läufe aus dem Heft „Swiss Runners 2009“

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Welche Beziehung er zum Jungfrau-Marathon aufbauen würde, konnte sich Heinz Wälti vor seinem ersten Jungfrau-Marathon im Jahr 1993 nicht vorstellen. «Ich meldete mich damals, um etwas Neues kennenzulernen», sagt er rückblickend. Der Swiss Alpine Marathon hatte es dem routinierten Volksläufer bereits angetan. Die Hauptdistanz bestritt er in Davos jeweils. Doch sofort zeigte sich, dass Wälti nun einen zweiten Fixpunkt im persönlichen Berglaufkalender aufzunehmen hatte.

«Der Jungfrau-Marathon gefiel mir auf Anhieb», sagt er, «nicht zuletzt, weil auch er ernorm fordert». Vergleicht Wälti die Anforderungen mit anderen Ultra-Bergläufen, findet er das Rennen von Interlaken auf die Kleine Scheidegg «sehr fordernd und streng». Unterstreichen lässt sich dieser Fakt allein durch die Streckendaten: 42,195 km Länge, 1839 m Steigung, 305 m Gefälle und auf den letzten Kilometern die dünne Höhenluft auf über 2000 Meter über Meer.

Durchkommen allein stellt Wälti allerdings nicht zufrieden. Möglichst gut will er laufen, möglichst schnell im Ziel eintreffen. «Einmal reichte es mir zum Kategoriensieg», erinnert er sich und beginnt zu schwärmen: «Der Gratisstart fürs Folgejahr war das eine, ein Wochenende für zwei Personen im Laufgebiet das andere.»

Alphorn und Dudelsack

Zu schätzen weiss Wälti die «hervorragende Organisation». An diesem Lauf seien die verschiedensten Bedürfnisse der Läufer bekannt. Jedes Mal als «besonders eindrücklich» erlebt er aber die so genannten Zugaben. Die Ambiance in den Dörfern zwischen Interlaken und Lauterbrunnen streicht er hervor mit «Lauterbrunnen als Höhepunkt». Und sodann die immer wiederkehrenden Fixpunkte beim Aufstieg auf die Kleine Scheidegg. «Die Alphornbläser, alle nebeneinander aufgereiht lassen einen erschaudern, und beim Dudelsackbläser nach der Moräne weisst du: Jetzt ist das Gröbste überstanden. » Der höchste Punkt ist nächstens erreicht.

Natürlich gibt es zuvor die «grandiose Kulisse» zu bewundern – sofern das Wetter Mitspielt. Nach Wixi bei Kilometer 38 präsentieren sich Eiger, Mönch und Jungfrau plötzlich aus nächster Nähe. Ein imposantes Bild, das die eigene Bedeutung relativiert. «Trotz der Strapazen des Aufstieges lohnt sich da regelmässiges Hochschauen», sagt Wälti. Dank kontinuierlichem Arbeiten am Weg wurde dieser Abschnitt immer breiter und besser belaufbar. Allerdings zieht sich die Läuferschlange nach wie vor wie ein Tatzelwurm den Berg hoch. Nach wie vor ist es in diesem Teilstück schwierig, Positionen gut zu machen.

Leiden muss nicht sein

Seit 50 Jahren läuft Wälti mehr oder weniger intensiv. Als Erfolgsrezept rät er zu einer «angemessene Vorbereitung». Das Leiden, das es sonst zu durchstehen gelte, müsse nicht sein. Sein persönliches Rezept tönt simpel: «Ich bewege mich in den Wochen zuvor möglichst oft und möglichst lange auf meinen Beinen.» So kommt es zum Beispiel vor, dass er von seinem solothurnischen Wohnsitz Schönenwerd mit dem Zug die rund 20 km nach Brugg fährt. Von dort läuft er wieder heim: nicht auf direktem Weg oder der Aare entlang, sondern über den Jura-Höhenweg.

Dieses Auf und Ab ist es, was beim Jungfrau Marathon zum Tragen kommt. Laufend unterwegs ist er wöchentlich drei bis vier Mal. Hinzu kommen regelmässige Ausfahrten mit dem Velo und ein allwöchentliches Fitnesstraining. «Dieses benötige ich zur Rumpfstabilität», betont er. An rund 20 Volksläufen kommt ihm diese zugute. Beim Jungfrau-Marathon und dem Swiss Alpine besonders, wie er betont.

Neben der Vorbereitung, der Erfahrung und einem nicht zu forschen Beginn in der Ebene rät Wälti zu regelmässiger Verpflegung, um zu reüssieren. Viel Flüssiges müsse zu sich genommen werden, wobei im Training erprobt sein soll, was ertragen wird. Er selber kann sich diesbezüglich nicht beklagen. «Mein Magen kommt mit allem klar», sagt er.

Vorzugsweise bedient er sich aber bei Bananen und Wasser.

Weitere Informationen zum Jungfrau-Marathon finden Sie hier.

author: GRR

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