Start zum Dubai-Marathon 2012 im dichtem Nebel pünktlich um 7 Uhr. ©Helmut Winter
13. Standard Chartered Dubai-Marathon: Im dichten Nebel dominieren die Äthiopier auf ganzer Linie – Helmut Winter berichtet
Bei der 13. Auflage des Dubai-Marathons setzte die Veranstaltung im Vereinigten Arabischen Emirat den Aufstieg in die Weltspitze des Marathonlaufs konsequent fort.
Unter Bedingungen, die mehr denen in einer Waschküche als einer Lokalität in den Wüstenregionen gleichen, gab es in Dubai wieder Ergebnisse auf Weltklasseniveau. Durch das auch 2013 wieder herausragende Resultat bei den Männern ist Dubai aktuell der einzige Kurs auf dem Globus, auf dem zehn Zeiten unter 2:05 erzielt wurden.
Dies hat auch Konsequenzen auf das weltweite Ranking der schnellsten Strecken, wo nach dem Zehnermittel der schnellsten Zeiten Dubai mit 2:04:48,3 an Rotterdam (2:04:53,8) vorbeigezogen ist und hinter dem Weltrekordkurs in Berlin (2:04:36,8) Platz 2 belegt.
Dabei hatte man vor dem Start um 7 Uhr kaum mit einem solchen Ergebnis rechnen können. Der Nebel der letzten Tage hatte sich wieder eingestellt und bei günstigen Temperaturen von 15°C lag allerdings der Taupunkt nur wenige Grad tiefer, d.h. eine relative Luftfeuchte von ca. 85 %. Dies führte zu dichtem Nebel, der sich im Bereich der ersten 10 km der Strecke etwas auflöste, sich dann aber auf der Jumeirah Road am Arabischen Golf bis auf eine Sichtweite von nur noch ca. 50 m verdichtete.
Da die Temperatur dabei weitgehend konstant blieb, waren die Bedingungen vor allem in der zweiten Hälfte des Marathons recht günstig, weil die Sonneneinstrahlung und eine Erwärmung auf 25°C erst einsetzten als die Männerspitze das Ziel am Burj Khalifa schon erreicht hatte.
Ein weiterer Grund, warum die Zeiten diesmal nicht an den Kursrekord des Vorjahres herankamen, war eine sehr unruhige Renngestaltung, die sich schon auf den ersten km andeutete. Nachdem der Lauf fast mit einem Frühstart begann (hier wird es bei den internationalen Marathons höchste Zeit, dass offizielle Starter eingesetzt werden), lief die Spitze den ersten km in schnellen 2:48, fand dann kurz mit 2:56 das passende Tempo, lief auf dem nächsten km aber nur 3:15; danach wurde es besser. 14:58 war die Durchgangzeit bei 5 km, die ähnlich lag wie 2012, was auch nach einer Temposteigerung für die Zeit an der 10 km in 29:40 galt (2012 – 29:37).
In der Spitzengruppe der Männer befanden sich hier noch gut 20 Läufer, die nun die nächsten 10 km auf der kerzengeraden Jumeirah Road zurücklegten. Dabei wurde der Nebel schnell wieder dichter und die Sichtweite lag zum Teil unter 50 m. Über 44:29 bei 15 km und 59:28 bei 20 km wurde die Halbdistanz in 1:02:39 erreicht, im letzten Jahr war man an dieser Marke 17 Sekunden schneller. Bei 25 km lagen noch 15 Männer in der Spitzengruppe, wobei sich der Favorit Tsegay zunehmend am Ende dieser Gruppe aufhielt.
Schon kurz danach fiel er dann aus der Spitzengruppe heraus und verlor schnell an Boden. Bei 30 km stieg er mit Sehnenbeschwerden aus und beendete nach Frankfurt seinen zweiten Marathon in Folge nicht, nachdem er zuvor bei allen seinen Marathoneinsätzen stets das Ziel erreichte und sich dabei im letzten Jahr als Sieger von Rotterdam mit 2:04:48 in die Weltspitze lief.
Die Spitzengruppe hatte bei 30 km in 1:28:47 mit 14:36 den schnellsten 5 km-Abschnitt dieses Laufs absolviert, lag mittlerweile nur noch 2 Sekunden hinter den Splits des letzten Jahres zurück und hatte sich auf neun Läufer reduziert. Nach 1:44:34 bei 35 km waren es noch sechs, von denen nur Tadese Tola mit seinen 2:05:10 aus dem letzten Jahr im Marathon besonders ausgewiesen war.
Und ausgerechnet er, bekam zunehmend Probleme den Anschluss zu halten, den aber nur der Kenianer Nicholas Kipkemboi verlor. Für eine Zeit im Bereich des Streckenrekord vom letzten Jahr lief die Fünfergruppe mit 14:55 den 5 km-Abschnitt nach 40 km in 1:58:29 etwas zu langsam. Danach begann schon der Kampf um den Sieg, der das Tempo am Ende noch einmal erhöhte.
Tolle 6:16 lief der Sieger Lelisa Desisa den letzten Part und zerriss nach 2:04:45 das Zielband am Fuße des höchsten Gebäude der Erde, dahinter – wie an einer Perlenkette aufgereiht – kamen seine Landsleute Shiferaw, Tola und Negesse in 2:04:48, 2:04:49 und 2:04:52. Dann erst auf Platz 5 der erste Kenianer Bernard Koech in 2:04:53.
Fünf Läufer unter 2:05 hatte es bisher in einem Marathonlauf noch nie gegeben, insgesamt wurde damit 34mal eine Zeit von 2:05 (von 26 Läufern) unterboten. Das Ergebnis war somit wieder herausragend.
Bemerkenswert auch in diesem Jahr ist die Tatsache, wer diese Fabelzeiten erzielt. „Nobodies“, die bisher – mit der Ausnahme von Tola – im Marathon kaum ausgewiesen waren. Der Sieger Desisa hatte zuvor viermal die 60 Minuten im Halbmarathon unterboten und auch Koech gab sein Debut im Marathon. Shiferaw und Negesse waren mit Bestzeiten von 2:08:51 und 2:09:59 angereist. Shiferaw wird (nach den Unterlagen) im Mai 2013 20 Jahre alt, somit verbesserte er den Junioren-Weltrekord seines Landsmanns Worku Bazu (2:06:15, Paris 2009) deutlich.
Wie im Vorjahr war auch das Ergebnis in der Leistungsbreite wieder herausragend. 14 Läufer unter 2:10, 19 unter 2:13 wird auch im internationalen Vergleich sonst kaum erreicht. Berücksichtigt man die keinesfalls idealen Bedingungen (wobei der dichte Nebel allerdings half, die starke Erwärmung durch die Sonneneinstrahlung nach 8 Uhr zu unterbinden), ist man auf dem Kurs in Dubai sicher noch nicht am Limit angekommen. Dubai wird auch in Zukunft noch gut für viele Topzeiten sein.
Dabei hat sich das Konzept, vermehrt auf „Nobodies“ in der Szene zu setzen, schon jetzt großartig bewährt. Die Absagen der Topstars Mosop und Lel sowie der Ausstieg von Tsegay hatten kaum Konsequenzen auf das Leistungsniveau.
Bei den Frauen konnte man allerdings das gleichfalls großartige Resultat des letzten Jahres nicht ganz wiederholen. Dafür gewann aber mit Tirfi Tsegaye die vermeintliche Favoritin in 2:23:23 vor ihren Landsfrauen Ehitu Kiros Redo (2:23:39) und Amane Gemeda (2:23:50). Dabei litten allerdings die Zeiten der Frauen unter der aufkommenden Wärme in der Schlussphase, als sich der Nebel verzogen hatte und die Sonne ungehindert einstrahlte.
Dubai hat somit wieder ein großes Fest des Marathons erlebt und wird mit Sicherheit auch in den kommenden Jahren für Topleistungen sorgen. Die neue Streckenführung hat sich nach nur zwei Jahren bestens bewährt und gehört sicher zu den schnellsten Kursen weltweit. Belastungsfähige Teilnehmerzahlen waren noch nicht zu erhalten, man war aber im Bereich des spektakulären Zieleinlaufs auf Fuße des Burj Khalifa schon fast am Limit. Mehr als die aktuell ausgewiesenen 17.000 Teilnehmer in allen Wettbewerben kann die Veranstaltung kaum bewältigen, bei den 10 km war man schon grenzwertig.
Und es gibt sicher weitere Dinge, an denen man arbeiten muss. Die TV-Übertragung war durch die terrestrische Signalübermittlung auch durch den starken Nebel kaum beeinträchtig. Dafür war die Bildführung eine Katastrophe! Es muss doch möglich sein, jemand mit der Bildführung zu betrauen, der in Ansätzen Kenntnisse über den Marathon aufweist und die Bildmischung nicht mit der Fernbedienung einer Spielekonsole verwechselt.
Die Metro fuhr auch in diesem Jahr wegen des Feiertags bis zum Mittag nicht, schlichtweg unglaublich, und für ein „Golden Label“ Event sollte man die Informationen auf der Webseite aktueller halten. Auch einen Tag nach der Veranstaltung findet man dort bei der Liste der Eliteathleten: „This section will be updated once the full elite athlete field is confirmed.“
Das können die Organisatoren gleich so stehen lassen. Für 2014!
Helmut Winter
Ergebnis Marathon der Männer
1. |
Lelisa Desisa |
ETH |
2:04:45 |
2. |
Berhanu Shiferaw |
ETH |
2:04:48 |
3. |
Tadese Tola |
ETH |
2:04:49 |
4. |
Endeshaw Negesse |
ETH |
2:04:52 |
5. |
Bernard Koech |
KEN |
2:04:53 |
6. |
Nicholas Kipkemboi |
KEN |
2:06:33 |
7. |
Dadi Yami |
ETH |
2:07:55 |
8. |
Mike Kigen |
KEN |
2:08:24 |
9. |
Habtamu Assefa |
ETH |
2:08:28 |
10. |
Gemechu Biru |
ETH |
2:08:53 |
11. |
Philip Sanga |
KEN |
2:08:54 |
12. |
Stephen Chebogut |
KEN |
2:09:20 |
13. |
Girmay Birhanu |
ETH |
2:09:48 |
14. |
Afewerk Mesfin |
ETH |
2:09:49 |
Splits der Spitze bei den Männern
5 km |
14:58 |
|
(2012 – 14:56) |
10 km |
29:40 |
14:42 |
(29:37) |
15 km |
44:29 |
14:49 |
(44:12) |
20 km |
59:28 |
14:59 |
(59:05) |
HM |
1:02:39 |
|
(1:02:22) |
25 km |
1:14:04 |
14:36 |
(1:14:02) |
30 km |
1:28:47 |
14:43 |
(1:28:45) |
35 km |
1:43:34 |
14:47 |
(1:43:22) |
40 km |
1:58:29 |
14:55 |
(1:58:07) |
Marathon |
2:04:45 |
6:16 |
(2:04:23) |
Die ewigen TOP10 des Dubai-Marathons
1. |
Ayele Abshero |
ETH |
2:04:23 |
2012 |
2. |
Lelisa Desisa |
ETH |
2:04:45 |
2013 |
3. |
Berhanu Shiferaw |
ETH |
2:04:48 |
2013 |
4. |
Tadese Tola |
ETH |
2:04:49 |
2013 |
5. |
Kemal Dino Sefir |
ETH |
2:04:50 |
2012 |
6. |
Endeshaw Negesse |
ETH |
2:04:52 |
2013 |
7. |
Bernard Koech |
KEN |
2:04:53 |
2013 |
8. |
Haile Gebrselassie |
ETH |
2:04:53 |
2008 |
9. |
Markos Geneti |
ETH |
2:04:54 |
2012 |
10. |
Jonathan Maiyo |
KEN |
2:04:56 |
2012 |
Ergebnis Marathon der Frauen
1. |
Tirfi Tsegaye |
ETH |
2:23:23 |
2. |
Ehitu Reda |
ETH |
2:23:39 |
3. |
Amane Gobena |
ETH |
2:23:50 |
4. |
Aheza Abeye |
ETH |
2:24:30 |
5. |
Belanesh Jemana |
ETH |
2:25:01 |
6. |
Shitaye Ordofa |
ETH |
2:25:47 |
7. |
Issabellah Andersson |
SWE |
2:26:05 |
8. |
Abebech Bekele |
ETH |
2:27:08 |
9. |
Beata Naigambo |
NAM |
2:27:54 |
10. |
Misaki Katsumata |
JPN |
2:30:42 |
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