2012 Boston Marathon Weekend Boston, Ma April 13-16, 2012 Photo: Victah Sailer@PhotoRun victah1111@aol.com 631-741-1865 www.photorun.NET
116. Boston Marathon – Kenianische Siege im Hitzerennen von Boston
So extrem kann das Wetter den Boston-Marathon beeinflussen: Im vergangenen Jahr lief der Kenianer Geoffrey Mutai mit 2:03:02 Stunden bei idealen Bedingungen und phasenweise Rückenwind die schnellste je gelaufene Zeit über die 42,195 km, ein Jahr später war der Sieger Wesley Korir in einem Hitzerennen nun fast zehn Minuten länger unterwegs: In 2:12:40 Stunden gewann der Kenianer am Montag die 116. Auflage des Marathon-Klassikers an der US-Ostküste.
Auch bei den Frauen wurden die Zeiten extrem durch die schweren Bedingungen beeinflusst. Sharon Cherop gewann in 2:31:50 und war damit ebenfalls rund zehn Minuten langsamer als ihre kenianische Landsfrau Caroline Kilel, die 2011 noch 2:22:36 gelaufen war. Beide Vorjahressieger kamen in der Hitze wie auch zahlreiche andere Eliteläufer nicht ins Ziel und dürften damit wahrscheinlich auch ihre Olympia-Startchance verloren haben. Trotzdem belegten die Kenianer beim ersten World Marathon Majors (WMM)-Rennen des Jahres sowohl bei den Männern als auch den Frauen die ersten drei Plätze.
Aufgrund der sich abzeichnenden extremen Temperaturen hatten sich die Veranstalter des Boston-Marathons kurzfristig zu einem einmaligen Angebot an alle Teilnehmer entschlossen. Wer sich der Hitze nicht gewachsen fühlte und gesundheitliche Risiken befürchtete, durfte seine Startnummer gegen einen garantierten Startplatz im kommenden Jahr eintauschen – eine vorbildliche Aktion, die sich ein Veranstalter allerdings nur leisten kann, wenn er über die nötigen finanziellen Reserven verfügt. All jene Läufer, die ihre Startnummer abgeholt hatten und am Montagmorgen nicht in Hopkinton im Startbereich registriert wurden, erhalten automatisch einen der begehrten Startplätze für 2013.
„Die Sicherheit unserer Läufer steht absolut im Vordergrund. Und wir wollen nicht, dass sich jemand gezwungen fühlt, laufen zu müssen“, erklärte der Chef des Rennens, Tom Grilk. „Dies wird kein Tag für persönliche Bestzeiten“, fügte der medizinische Direktor des Rennens, Pierre D’Hemecourt, hinzu. Mit bis zu 30 Grad Celsius musste gerechnet werden. Schließlich kam es nicht ganz so schlimm: Zwischen 22 und 26 Grad wurden gemessen. Aber auch das ist für einen Marathon viel zu heiß.
Von gut 27.000 gemeldeten Athleten gingen 22.426 in Hopkinton an den Start. Nach ersten Schätzungen könnten rund 2.000 Läufer auf das Rennen verzichtet haben. Etliche zusätzliche Wasserstellen wurden für die Teilnehmer entlang der Strecke eingerichtet.
Entsprechend langsam ließen es die Favoriten bei strahlendem Sonnenschein angehen. In 15:23 Minuten führte Geoffrey Mutai die Gruppe der Favoriten über die 5-km-Marke. Ein Stück vor ihnen nutzen drei Amerikaner die Gunst der Stunde, um einmal ganz vorne beim Boston-Marathon rennen zu können. An der Spitze lag mit einer Durchgangszeit von 15:04 mit Glenn Randall ein Skilangläufer, der aber immerhin trotz der Tempospritze am Anfang mit 2:37:13 das Ziel erreichte.
Die Favoritengruppe änderte ihr Tempo kaum, die Topathleten blieben vorsichtig. Nach 66:11 Minuten hatte die Spitze, die aus 15 Athleten bestand, die Halbmarathonmarke erreicht. Als es in die Newton-Hügel ging, war es Matthew Kisorio (Kenia), der das Tempo bestimmte und damit dafür sorgte, dass die Gruppe auseinanderfiel. Neun Läufer rannten bei 25 km noch gemeinsam in der Spitzengruppe, doch auf den folgenden fünf Kilometern änderte sich das Bild komplett. Titelverteidiger Geoffrey Mutai gehörte zu jenen, die das Tempo nicht mehr halten konnten. 16:21 Minuten benötigte der Kenianer, um von der 25- zur 30-km-Marke zu gelangen. Kurz danach gab der Boston- und New-York-Sieger des vergangenen Jahres entkräftet auf.
An der Spitze waren bei 30 km (1:33:06) nun nur noch zwei: Matthew Kisorio und Levy Matebo lieferten sich einen harten Zweikampf über die berüchtigten Hügel des Boston-Marathon. Matebo, der zweitplatzierte des Frankfurt-Marathons, der dort im vergangenen Oktober hochklassige 2:05:16 Stunden gelaufen war, schien dann eine Vorentscheidung zu gelingen. Er konnte sich von Kisorio lösen und führte an der 35-km-Marke mit zehn Sekunden Vorsprung. Zweiter war jedoch inzwischen ein anderer: Wesley Korir, der in Chicago 2011 mit einer persönlichen Bestzeit von 2:06:15 Zweiter gewesen war und zuvor zweimal den Los Angeles-Marathon gewonnen hatte, holte Platz um Platz auf. „Nach 20 Meilen (32 km) rief mir jemand zu, dass ich Sechster sei. Dann überholte ich den vor mir laufenden und auch noch den Vierten. Als ich dann den Dritten vor mir sah, dachte ich mir, wow, ich kann auf das Podium“, erzählte der 29-Jährige, der in den USA lebt und hofft, die Staatsbürgerschaft zu erhalten.
Immer weiter kam Wesley Korir nach vorne und schloss schließlich zu Levy Matebo auf. Kurz nach der 40-km-Marke überholte er seinen Landsmann und gewann in 2:12:40 Stunden noch klar vor Matebo (2:13:06). Bernard Kipyego komplettierte den kenianischen Triumph mit 2:13:13. Vierter wurde Jason Hartmann (USA) in 2:14:31 vor Wilson Chebet (2:14:56), Laban Korir (beide Kenia/2:15:29) sowie dem Holländer Michel Butter (2:16:38).
Ein spannendes Rennen entwickelte sich auch bei den Frauen, die ebenfalls sehr vorsichtig begannen und die 10-km-Marke nach 37:14 Minuten erreicht hatten. Hier waren an der Halbmarathonmarke (1:17:08) noch neun Läuferinnen in der Spitzengruppe. Im Gegensatz zu den Männern liefen die schnellsten Frauen die zweite Hälfte schneller als die erste. Dabei allerdings blieben auch einige auf der Strecke. Titelverteidigerin Carolin Kilel führte bei 30 km (1:48:51) noch eine fünfköpfige Gruppe an, darunter auch die spätere Siegerin Sharon Cherop. Doch fünf Kilometer später war Kilel geschlagen, bei 40 km konnte sie nur noch gehen und das Ziel erreichte die Kenianerin nicht mehr.
An der Spitze entwickelte sich zunächst ein Drei- und dann ein Zweikampf. Sharon Cherop führte mit ihren Landsfrauen Jemima Jelagat Sumgong und Georgina Rono. Letztere fiel bald zurück, doch Sumgong blieb Cherop, die im vergangenen Jahr in Boston und auch bei den Weltmeisterschaften jeweils Dritte gewesen war, bis zum Ziel auf den Fersen.
Zum vierten Mal in Folge gab es in Boston bei den Frauen einen dramatischen Zweikampf um den Sieg. Die 28-jährige Sharon Cherop, die erst im Januar in Dubai als Siebente ihre Bestzeit auf 2:22:39 gesteigert hatte, gewann schließlich mit 2:31:50 vor Sumgong (2:31:52). Rono belegte Rang drei mit 2:33:09. Firehiwot Dado (Äthiopien/2:34:56), Diana Sigei (2:35:40), Rita Jeptoo (beide Kenia/2:35:53) und Mayumi Fujita (USA/2:39:11) folgten. „Das letzte Jahr war sehr hart, deswegen bin ich froh, dass ich jetzt gewonnen habe“, sagte Sharon Cherop.
race-news-service.com
116th B.A.A. Boston Marathon
Boston, MA, Monday, April 16, 2012
MEN
1) Wesley Korir (KEN), 2:12:40, $150,000
2) Levy Matebo (KEN), 2:13:06, $75,000
3) Bernard Kipyego (KEN), 2:13:13, $40,000
4) Jason Hartmann (USA / CO), 2:14:31, $25,000
5) Wilson Chebet (KEN), 2:14:56, $15,000
6) Laban Korir (KEN), 2:15:29, $12,000
7) Michel Butter (NED), 2:16:38, $9000
8) David Barmasai (KEN), 2:17:16, $7400
9) Hideaki Tamura (JPN), 2:18:15, $5700
10) Mathew Kisorio (KEN), 2:18:15, $4200
11) Tim Chichester (USA / NY), 2:21:10, $2600
12) Sergio Reyes (USA / CA), 2:22:06, $2100
13) Brendan Martin (USA / MI), 2:22:32, $1800
14) Gebre Gebremariam (ETH), 2:22:56, $1700
15) Uli Steidl, 40, USA / WA, 2:23:08, $11,500
MASTERS MEN (40+)
1) Steidl, see above
2) Franklin Tenorio, 42, ECU, 2:24:04, $5000
3) Tracy Lokken, 46, USA / MI, 2:31:06, $2500
4) Jason Ryf, 41, USA / WI, 2:31:50, $1500
5) Patrick Kuhlmann, 41, USA / DC, 2:32:55, $1000
WOMEN
1) Sharon Cherop (KEN), 2:31:50, $150,000
2) Jemima Jelagat Sumgong (KEN), 2:31:52, $75,000
3) Georgina Rono (KEN), 2:33:09, $40,000
4) Firehiwot Dado (ETH), 2:34:56, $25,000
5) Diana Sigei (KEN), 2:35:40, $15,000
6) Rita Jeptoo (KEN), 2:35:53, $12,000
7) Mayumi Fujita (JPN), 2:39:11, 9000
8) Nadezdha Leonteva (RUS), 2:40:40, $7400
9) Svetlana Pretot, 40, FRA, 2:40:50, $15,700
10) Sheri Piers, 40, USA / ME, 2:41:55, $9200
11) Genet Getaneh (ETH), 2:42:11, $2600
12) Larisa Zyusko, 42, RUS, 2:47:47, $4600
13) Sheila Croft (CAN), 2:48:31, $1800
14) Paula Keating, 45, CAN, 2:48:58, $3200
15) Hilary Dionne (USA / MA), 2:51:56, $1500
MASTERS WOMEN (40+)
1) Leonteva, see above
2) Piers, see above
3) Zyusko, see above
4) Keating, see above
5) Jen Nicholson, 43, CAN, 2:56:01, $1000
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