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13
06
2008

Am 14. Juni 1908 gingen auf der Glienicker Brücke acht Mannschaften an den Start. Ziel war die Siegessäule am Reichstag.

100 Jahre Großstaffellauf Potsdam-Berlin – Von der Glienicker Brücke zur Siegessäule am Reichstag in Berlin – ein Beitrag vom Sportmuseum Berlin – AIMS Marathon Museum of Running

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Eine der volkstümlichsten Veranstaltungen der Berliner Leichtathletik war der vom Verband Berliner Athletik-Vereine durchgeführte „Großstaffellauf Potsdam-Berlin“. Urheber und erster Organisator dieses Laufes war Carl Diem.

Mit ihren „freien Wechseln“ war diese Stafette wohl einzigartig in der Welt. Festgelegt war eine Distanz von Potsdam nach Berlin über 25 km. Fünfzig Läufer pro Verein bildeten eine Staffel, so daß durchschnittlich auf jeden Läufer eine Strecke von 500 m kam. Die teilnehmenden Vereine hatten jedoch die Möglichkeit, die Strecke nach ihrem Belieben und entsprechend dem Leistungsvermögen der Läufer auszuwählen – wovon die Vereine unter Beachtung strengster Geheimhaltung und großem taktischem Geschick Gebrauch machten.

Am 14. Juni 1908 gingen auf der Glienicker Brücke acht Mannschaften an den Start. Ziel war die Siegessäule am Reichstag. Mit einem Vorsprung von 80 Metern erreichte der Schlußläufer des Charlottenburger Sport-Club 1902, Otto Hensel, vor dem Sport-Club 1895/96 das Ziel.

Die Preisverleihung, der Kaiser hatte eine silberne Plakette gestiftet, fand in Kistenmachers Garten in den Zelten statt. Die nunmehr jährlich stattfindende 50-Mann-Stafette entwickelte sich zu einem bedeutenden sportlichen Ereignis, das tausende Zuschauer in ihren Bann zog.

Mit 142 Mannschaften und 6.600 Läufern erreichte der Lauf 1937 seine höchste Teilnehmerzahl. Nach dem Vorbild dieses Laufes Potsdam-Berlin entstanden in vielen anderen deutschen Städten weitere Groß-Staffelläufe.

Nach dem zweiten Weltkrieg fand erstmals wieder am 23. Mai 1948 ein Staffellauf über 20 km statt, den die Sportgemeinschaft Eichkamp für sich entschied. Die großen Zeiten des Stafettenlaufes waren mit der Teilung der Stadt jedoch vorüber. Über eine Distanz von 8 km wurde 1969 letztmalig dieser „Großstaffellauf“ (Ernst Reuterplatz-Siegessäule) vom Berliner Leichtathletik-Verband ausgerichtet.

Insgesamt kamen von 1908 bis 1969 neunundfünfzig Stafettenläufe zur Austragung, von denen lediglich 28 über die reguläre Distanz von 25 km gingen. Der erfolgreichste Verein in der Männer-Hauptklasse ist mit 21 Siegen der Sport-Club Charlottenburg.

Text/Fotos: geste

Veröffentlicht in : Sport in Berlin des LSB Berlin – VI/2008 

author: GRR

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