Rennsteiglauf 2022 - Foto: Kevin Voigt
10.000 beim 49. GutsMuths-Rennsteiglauf Anna Hahner wiederholt Vorjahressieg auf der Marathondistanz – Einstimmung auf die großen Jubiläumsfeierlichkeiten im kommenden Jahr – Wilfried Raatz berichtet
Der Re-Start beim GutsMuths-Rennsteiglauf mit über 10.000 Startern sorgte allenthalben für Begeisterung – schließlich war nach der Absage 2020 und der Verschiebung vom angestammten Maitermin auf das erste Oktober-Wochenende die nunmehr wiederum im Mai ausgetragene 49. Auflage bei einem der bedeutendsten und namhaftesten „Crossläufe“ auch die Generalprobe für die großen Jubiläumsfeierlichkeiten im kommenden Jahr.
Die überaus familiäre Atmosphäre ist es, die Tausende Jahr für Jahr zum Mekka des Landschaftslaufes an den Rennsteig pilgern, die Startorte Eisenach, Neuhaus und Oberhof sind dabei legendär (bekannt) auf den wegen des Rennsteigs zum Ziel nach Schmiedefeld – zum „schönsten Ziel der Welt“, wie die Organisatoren des Rennsteiglaufes mit einem Schuss Übertreibung sicherlich formulierten.
„Tausende erschöpfte, aber glückliche kleine und große Läufer, Nordic Walker und Wanderer, unzählige ebenso topmotivierte wie unermüdliche Helfer und ein Meer an stimmungsvollen Zuschauern von nah und fern verwandelten Schmiedefeld am Rennsteig in ein echtes Tollhaus“, so liest sich die Ankunft der Zehntausend an einem herrlichen Mai-Wochenende.
Der Andrang an den Nachmeldeschaltern in den Startorten Eisenach, Neuhaus und Oberhof war beträchtlich, sodass letztlich 12.572 Teilnehmer in den Startlisten standen, tatsächlich hingegen liefen 10.149 Teilnehmer über die Startlinien. „Der Wettergott ist offensichtlich ein Rennsteigläufer!“ freute sich Jürgen Lange, der Präsident des GutsMuths-Rennsteiglaufvereins. „Insgesamt war dies heute eine sehr gelungene Generalprobe für unser Riesenjubiläum im nächsten Jahr. Wir sind eine der größten Marathon-Veranstaltungen im deutschsprachigen Raum und sind natürlich stolz, auf so eine Tradition verweisen zu können!“ Doch bevor das von Lange angekündigte „rauschende Fest“ im kommenden Jahr steigen kann, mussten die Sieger auf den klassischen Distanzen wie dem Supermarathon über 73,9 km und 2439 Höhenmeter, dem Rennsteig-Marathon über 42,2 km und 1343 Höhenmeter und dem Halbmarathon mit 673 Höhenmetern gekürt werden. Und diese zeigten durchweg herausragende Einzelleistungen.
Frank Merrbach von der LG Nord Berlin gewann nach dem vorzeitigen Ausstieg des favorisierten Marcel Bräutigam nach 5:19:19 Stunden und einem beträchtlichen Vorsprung auf Sören Becker (5:43:30). „Mit Marcel hatte ich bis Kilometer 41 einen starken Konkurrenten vor mir. Nach seinem Ausstieg war für mich dann der Weg frei zu meinem dritten Sieg!“ Noch einen Tick weiter voraus lief Tina Gebhardt bei den Frauen, denn bei einer Siegerzeit von 6:26:57 Stunden lag die Zweite Nicole Keßler eine knappe halbe Stunde zurück (6:54:12), die allerdings als versierte Trailläuferin wie dem Swissalpine in Davos oder dem Eiger Ultratrail schon andere Kaliber gewohnt ist.
Als „Trailläuferin des Jahres“ wurde Anna Hahner dank zahlreicher Erfolge als Novizin auf den Trails der Alpenländer geehrt, als nunmehr zweifache Rennsteiglauf-Siegerin ist sie zumindest nun auch auf diesem Terrain hierzulande angekommen. Die frühere Marathon-Olympiastarterin (2016) ließ nach 3:01:14 im Oktober 2021 nun 3:05:31 folgen, eine knappe Viertelstunde Vorsprung dabei auf Anna Barber. „Bei meinem ersten Sieg war es sehr schon, aber diesmal war es der Hammer! Bei Schneewalzer und Rennsteiglied am Start in Neuhaus war ich sogar absolut textsicher….“ freute sich die aus der nahen Rhön stammenden, aber seit nunmehr drei Jahren im Chiemgau lebenden Anna Hahner – und blickt allerdings auch schon voraus: „Es reizt mich nach zwei Siegen, zum Jubiläum den Hattrick zu schaffen!“. Bei den Männern gab es einen Schweizer Sieg durch Ruedi Becker in 2:39:02 und drei Minuten Vorsprung auf Theodor Popp.
Auf der Halbmarathonstrecke zeigte sich der 21jährige Roman Freitag bei seinem vierten Rennsteigstart und den Plätzen vier (2018) und drei (2021) diesmal der Konkurrenz überlegen. Zwei Wochen zuvor hatte er noch bei den deutschen 10.000 m-Meisterschaften in Pliezhausen im U23-Wettbewerb in 31:20,87 den vierten Rang belegt. Auch wenn es hinten heraus noch einmal etwas „eng“ wurde, in 1:13:09 war ihm der Sieg nicht zu nehmen.
Wie 2021 hieß bei den Frauen Nadine Hübel die Tagesschnellste auf der halben Marathondistanz.
Wilfried Raatz