Europäische Makkabiade am 28. Juli 2015 in Berlin ©Maccabi Games
1. „Makkabi Chai“ – der jüdische Sport in Deutschland nach 1945 – Dr. Robin Streppelhoff
Max Loewy lächelte, als er den Leo-Baeck-Saal in Düsseldorf an jenem Sonntag vor 50 Jahren betrat. Es sollte ein Festtag werden für den deutschen Sport, für die jüdischen Deutschen, für Deutschland.
Online-Petition "Stoppt die DLV-Laufmaut"
Es war der 23. Mai 1965, ein historisches Datum. Dabei stand nicht die Erinnerung an die Unterzeichnung des Grundgesetzes der Bundesrepublik 16 Jahre zuvor im Blickpunkt, sondern die Gründung des Makkabi, dem jüdischen Turn- und Sportverband Deutschlands – und Loewy war sein Architekt.
Im Jahr 1898 hatte sich in Berlin der erste jüdische Sportverein in Deutschland formiert, kurz nach der Jahrhundertwende schlossen sich weitere Vereine zu einem Dachverband zusammen.
Auf Jahrzehnte blieb Berlin das Herz des jüdischen Sports bis die Nationalsozialisten mit dem Reichspogrom 1938 auch diesen Teil des jüdischen Lebens vernichteten. Von einem kurzen Aufflackern der jüdischen Sportbewegung in der Nachkriegszeit abgesehen, sollte es nach dem Holocaust 20 Jahre dauern, bis sich im Land der Täter wieder Sportler unter dem Davidstern versammelten.
Die jüdischen Gemeinden mit ihren 30.000 Mitgliedern hatten zu der Wiederbelebung des Makkabi-Verbandes ihre höchsten Vertreter entsandt. Heinz Galinski, der langjährige Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Berlins, forderte in seiner Rede an diesem Tag die Kollegen dazu auf, den Sport zu fördern, da er das beste Mittel zur Erziehung der Jugend sei. Sport könne zur Zukunft des Judentums in Deutschland beitragen und Kontakte für die Jugend nach ganz Europa bedeuten.
Da niemand im Saal widersprach, kam es zu der in Deutschland einzigartigen Gründung eines Dachverbandes, der nur einen einzigen Mitgliedsverein hatte: Maccabi Düsseldorf – auch an seiner Geburt war Max Loewy 1961 beteiligt gewesen.
Loewy, 1905 in Kattowitz geboren, leitete schon als Jugendlicher seinen Schülersportverein, kurz darauf trat er dem jüdischen Klub Bar Kochba bei. Nach einem Studium der Leibesübungen führte er Maccabi Düsseldorf durch die Weimarer Republik, 1935 organisierte er die Teilnahme der deutschen Mannschaft an der II. Makkabiade – den jüdischen Olympischen Spielen – im damaligen Palästina. Auf der Flucht vor den Nazis gelangte er schließlich mit seiner Frau Lotte – einer Schwimmerin des traditionsreichen Vereins Hakoah aus Wien – nach Tel Aviv. 1957 kehrte Loewy nach Deutschland zurück und rief Maccabi Düsseldorf wieder ins Leben.
Aus der Landeshauptstadt am Rhein baute Loewy ein nationales und internationales Netzwerk auf, das die Neugründung eines deutsch-jüdischen Sportverbandes unterstützen sollte. Willy Daume, damaliger Präsident des Deutschen Sportbundes und des Nationalen Olympischen Komitees, war Loewys Ruf ebenso gefolgt wie der Präsident der europäischen Vertretung des Makkabi-Weltverbandes, Fred Worms.
Das Experiment, erst den Verband und dann einzelne Vereine zu gründen, gelang. Noch im sel-ben Jahr wurden in München und Frankfurt Makkabi-Gruppen etabliert, und sogar in Israel er-reichte Loewy in einer Kampfabstimmung die Anerkennung des deutschen Verbandes bei der Sitzung der Makkabi-Weltunion. Der öffentliche Durchbruch gelang dann bei der VIII. Makkabia-de 1969, als mit finanzieller Unterstützung des Bundesinnenministeriums erstmals seit 1935 wie-der eine deutsche Mannschaft an diesen Weltspielen teilnahm.
Kurz darauf registrierte Loewy bereits elf Vereine und zählte darin 1.300 Mitglieder. Damals wie heute stand zwar die jüdische Identitätsbildung im Zentrum der Makkabi-Arbeit, aber gleichzeitig waren die Vereine offen für Christen und Andersgläubige. Nach dem Zusammenbruch der Sow-jetunion strömten aus Russland und seinen vormaligen Satellitenstaaten auch Juden in die deut-schen Gemeinden.
Mittlerweile sind in über 30 jüdischen Vereinen 3.000 Sportler organisiert – Makkabi ist damit der größte jüdische Jugendverband Deutschlands.
Die Hoffnung seiner Gründerväter hat sich damit vollends erfüllt. Der vorläufige Höhepunkt der Verbandsgeschichte findet in seinem Jubeljahr statt. Erstmals vergab der kontinentale Dachver-band die Europäische Makkabiade nach Deutschland.
Angesichts der antisemitischen Ausschreitungen im vergangenen Jahr sieht die junge Makkabi-Generation diese Spiele als öffentliches Zeichen für die Stärke und das Selbstvertrauen des deutschen Judentums.
Leider kann Loewy diesen Moment nicht mehr miterleben, aber auch ihm gebührt ein Anteil daran, wenn Bundespräsident Joachim Gauck als Schirmherr der Europäische Makkabiade am 28. Juli 2015 in Berlin gemeinsam mit den etwa 2.000 erwarteten Sportlern nach jüdischem Brauch die Makkabi-Bewegung hochleben lässt:
Makkabi chai!
Dr. Robin Streppelhoff in der DOSB-Presse
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