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07
07
2023

Russisch-orthodoxe Kirche - Foto: Erdmute Nieke

¼ vom Wiesbaden-Marathon – Impressionen vom Wiesbaden-Marathon am 24. Juni 2023 von Dr. Erdmute Nieke

By GRR 0

Samstag Morgen geht es mit dem ersten ICE-Sprinter des Tages von Berlin nach Frankfurt und weiter mit der S-Bahn nach Wiesbaden. Am Bahnsteig werde ich von Wolfgang empfangen.

Wolfgang W. Schüler ist bei German Road Races bekannt als der Lauftherapeut, der sich dem Bücher schreiben verschrieben hat. Wir hatten uns bei der Entstehung des Buches „Runnig for ever“ kennengelernt. Nun treffen wir uns zum ersten Mal in „echt“. Ein Besuch bei „alten“ Jugendfreund:innen in Wiesbaden und Frankfurt ließ sich für mich gut verbinden.

Wolfgang und seine Frau Beate, die Mitherausgeberin des Running-Buches, bieten mir einen kompletten Wiesbaden-Tag, der mit einem 10-km-Lauf beim Wiesbaden-Marathon gekrönt wird. Während Wolfgang und ich meine Startnummer am Bowling Green abholen und das berühmte Spielcasino auf dem Platz und die große Marktkirche anschauen, kocht Beate schon die Pasta und exklusiv für mich gibt es eine Pasta-Party.

Nerobergbahn – Foto: Erdmute Nieke

Danach zeigen mir Beate und Wolfgang noch weiter Wiesbaden. Der Neroberg! Wir fahren (Zum Glück müssen wir nicht gehen!) mit der Nerobergbahn hinauf und später wieder hinunter. Die Bahn wurde 1888 eingeweiht und ist die älteste mit Wasserballast betriebene Drahtseil-Zahnstangenbahn Deutschlands. Mit einer Gesamtlänge von 438,5 Metern überwindet die Bahn einen Höhenunterschied von 83 Metern bei einer mittleren Steigerung von 19,5 Prozent. Quelle: https://www.nerobergbahn.de/nerobergbahn.html

Vom Neroberg schauen wir über ganz Wiesbaden und in das Rheintal bis nach Mainz.

Wir besuchen die russisch-orthodoxe Kirche am Berg, die Herzog Adolf von Nassau 1855 für seine verstorbene Ehefrau, die russische Großfürstin Elisabeth Michailowna Romanowa, erbauen ließ. Die Fürstin war 1844 bei der Geburt ihres ersten Kindes, gemeinsam mit diesem, gestorben. In einer Seitenkapelle der Kirche steht ihr Sarkopharg.

Neroberg mit Beate und Wolfgang W. Schüler – Foto: Erdmute Nieke

Dann trinken auf dem Neroberg noch einen stärkenden Eis-Kaffee und allmählich ahne ich, was mir am Abend bevorsteht. Als Berlinerin sehe ich: Berge!

Dann, in meinem Hotel schnell umgezogen, ist es kein Kilometer bis zum Start. Um 18.45 Uhr starten die 5-km-Läufer:innen, um 18.50 Uhr die 3-Kilometer-Läufer:innen, um 19 Uhr die Marathonis und die Halbmarathonis. Wir feuern sie alle am Start an. Und um 19.25 Uhr geht es für die Zehner los. Es ist noch immer schwül-warm, kaum ein Luftzug weht.

Die Strecke führt zunächst durch die Innenstadt, vorbei am ehemaligen Schloss, dem jetzigen hessischen Landtag, der Marktkirche und dem Rathaus. Dann folgt ein Stück auf der Rheinstraße, auf der noch Autos fahren und wir nur die rechte Spur belaufen dürfen. Es kommt eine Shopping-Fußgänger-Zone: Hier sind überall viele Menschen unterwegs. Sie wirken jedoch eher genervt, dass sie nicht ungestört bummeln können, sondern auf die Läufer:innen achten müssen. Anfeuern? Fehlanzeige!

Dann geht es wieder am Landtag vorbei. Am Start kommen wir von der anderen Seite vorbei. Wir umrunden das Kaiser-Friedrich-Denkmal. Der Kaiser schaut übrigens auf das berühmte Casino!Dann geht es über die Taunusstraße in das Nerotal, immer leicht bergauf durch ein schönes Gründerzeitviertel mit vielen Restaurants. Ein warmer Sommerabend. Die Menschen sitzen auf den Bürgersteigen, trinken und speisen und schauen auf die Läufer:innen. Anfeuern? Fehlanzeige!

An der Talstation der Nerobergbahn dürfen wir wenden und es geht bergab, wieder Richtung Start, doch dann eine spitze Kurve und wieder bergauf! Beate und Wolfgang stehen an der Strecke. Jetzt läuft es parallel zum Salzbachtal: Eine stille Villengegend. Gefühlt in jeder zweiten Villa eine Zahnarztpraxis, ein Kosmetik-Studio und weitere Schönheitsangebote. Wir Läufer:innen machen hier lieber die Schwitzschönheitstherapie. Menschen sind hier kaum noch an der Strecke.

Zieleinlauf  (r.)  – Foto: Wolfgang W. Schüler

Die Läufer:innen machen sich untereinander Mut, denn der Berg zieht sich und die Luft steht. Immerhin duften die blühenden Lindenbäume aus dem Salzbachpark, den wir umlaufen müssen. Es feuern uns unzählige Sittiche an, die laut krakelend von Baum zu Baum fliegen. Dann laufen wir über den Salzbach und es geht bergab! Vorbei am Kurpark und letzte Kurve und der Zieleinlauf über Schotter und Wiese auf dem Bowling Green vor dem hessischen Staatstheater. Das waren zehn Kilometer Stadtbesichtigung Wiesbaden im Laufschritt!

 

Bowling Green vom Ballon – Foto: Wolfgang W. Schüler

Beate und Wolfgang freuen sich mich an der Absperrung mit einer schönen Medaille um den Hals zu finden. Nach einer guten Zielverpflegung erleben wir die Stimmung auf diesem Platz zwischen Casino und Theater: Musik, Marktstände, Essen, Trinken, viel Menschen, Sieger:innenehrungen mit riesigen Sektflaschen.

Auf dem Platz steht ein Autokran, der einen Ballon in die Höhe zieht. Beate und ich lassen uns hinauf ziehen und ich sehe die Laufstrecke noch einmal von oben.

Im Ziel mit Medaille – Foto: Wolfgang W. Schüler

Dann feuern wir erschöpfte und müde Halbmarathonis und tapfere Marathonis vor dem Casino an. Die Marathonis sind nicht zu beneiden! Diese Strecke viermal zu absolvieren und dazu noch eine 500 Meter-Schleife durch den Kurpark machen zu müssen! Wir bleiben bis der erste Marathoni ins Ziel läuft. Vollkommen unspektakulär kommt ein junger Mann aus dem Kurpark gerannt, er läuft viel schneller als die letzten Halbmarathonis und ein Fahrrad vornweg. Es ist Tobias Kaufhold mit einer Zielzeit von 2:48:18!

Herzlichen Glückwunsch!

Insgesamt haben 127 Marathonis, 927 Halbmarathonis, 554 Zehner, 513 Fünfer, 97 Dreier und 102 Kinder von sechs bis 12 Jahren auf der 3-km-Strecke das weiße Zieltor auf dem Bowling Green durchlaufen.

Alles in allem: Ein schöner Sommerlauf mit einer guter Organisation und einer top persönlichen Betreuung! Danke an Beate und Wolfgang und danke an das Team der Sporthilfe Wiesbaden e.V.

Dr. Erdmute Nieke

www.lauffreude.berlin

 

https://germanroadraces.de/?p=217987

author: GRR