Mit André Schürrle hatte sich auch ein Fußball-Weltmeister von 2014 unter die Teilnehmenden gemischt. In 1:41:14 Stunden erreichte er das Ziel gut eine halbe Minute vor Fernseh-Moderator Kai Pflaume (1:41:51).

Der kenianische Top-Favorit Daniel Ebenyo und die äthiopische Newcomerin Tekle Muluat haben den 40. Generali Berliner Halbmarathon gewonnen.

Sehr warmes Wetter mit Temperaturen von am Ende deutlich über 20 Grad Celsius machten sämtliche Hoffnungen auf Rekordzeiten zunichte. Daniel Ebenyo siegte in 59:30 Minuten vor seinen Landsleuten Amos Kurgat (59:42) und Isaia Lasoi (59:47). Bester deutscher Läufer war Samuel Fitwi (Silvesterlauf Trier), der als Neunter in 61:33 Minuten eine persönliche Bestzeit erreichte und die Norm für die Europameisterschaften im Juni in Rom um sieben Sekunden unterbot.

Die erst 19-jährige Tekle Muluat überraschte als schnellste Frau. Die Äthiopierin siegte in 66:53 vor ihrer Landsfrau Ftaw Zeray, die nach 67:22 im Ziel am Brandenburger Tor war. Dritte und beste Deutsche wurde Melat Kejeta (Laufteam Kassel), die mit 67:26 eine deutsche Jahresbestzeit erreichte.

Mit einer Rekord-Meldezahl von 38.712 Läufern gehört der Generali Berliner Halbmarathon zu den größten Rennen weltweit über diese Distanz.

Der favorisierte Daniel Ebenyo gewinnt am Brandenburger Tor. – Foto: SCC EVENTS / Jean-Marc Wiesner

Das Rennen der Männer

Daniel Ebenyo, der Halbmarathon-Vize-Weltmeister, hatte großes vor auf der schnellen Berliner Strecke: Der Kenianer versuchte, den Weltrekord von Jacob Kiplimo (Uganda) anzugreifen. Seine ersten Zwischenzeiten lagen tatsächlich sehr deutlich unter dieser Bestzeit von 57:31 Minuten. Hinter Tempomacher Bravin Kiptoo laufend, passierte Ebenyo die 5-km-Marke in superschnellen 13:28 Minuten, was auf eine Zeit von unter 57:00 hinauslief. Doch das war bei den steigenden Temperaturen deutlich zu schnell und sollte sich im Rennverlauf rächen. An der 10-km-Marke lag die Zwischenzeit mit 27:29 bereits außerhalb des Weltrekord-Bereiches. Fortan lief Daniel Ebenyo alleine an der Spitze und verlor weiter Zeit, so dass auch die Jahresweltbestzeit, die Sabastian Sawe (Kenia) tags zuvor in Prag mit 58:24 aufgestellt hatte, und der Streckenrekord von 58:42 außer Reichweite rückten. Auf den letzten sieben Kilometern schmolz auch der große Vorsprung von Daniel Ebenyo deutlich, doch der Kenianer rettete den Sieg noch ins Ziel. „Ich bin nach Berlin gekommen, um Weltrekord zu laufen. Aber ab Kilometer elf hatte ich Probleme mit meinem Knie und es war sehr warm. Ich werde einen neuen Versuch starten“, sagte Daniel Ebenyo.

Melat Kejeta erreichte Platz drei in Berlin. – Foto: SCC EVENTS / Jean-Marc Wiesner

Auch Samuel Fitwi hatte überraschende Rekord-Absichten. Er startete einen Angriff auf die deutsche Bestzeit von Amanal Petros (60:09) und wollte als erster Deutscher eine Zeit unter einer Stunde erreichen. Nach einer 5-km-Zwischenzeit von 14:09 Minuten, die auf 59:40 hinauslief, erreichte Fitwi den 10-km-Punkt nach 28:32. In der Folge wurde auch er langsamer und der Rekord war schnell außer Reichweite. „Ich wollte eigentlich den deutschen Rekord angreifen und zumindest eine 60er-Zeit laufen. Bei 10 Kilometern waren wir noch gut im Rennen., doch dann wurde es zu warm und nach 16 km ging nichts mehr“, sagte Samuel Fitwi. „Ich freue mich, dass ich wenigstens eine persönliche Bestzeit und die EM-Norm erreicht habe.“

Die nächstbesten Deutschen waren Aaron Bienenfeld (SSC Hanau-Rodenbach) auf Platz zwölf in 62:34 und Johannes Motschmann (SCC Berlin, Marathon Team), der als 14. 62:46 erreichte. Hendrik Pfeiffer (TK Hannover) wurde 15. in 63:05, Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg) 17. mit 63:32.

Das Rennen der Frauen

Sehr selten gab es einen Berliner Halbmarathon bei dem die Zuschauer am Straßenrand in Sommerkleidung die Athleten unterstützen konnten. Während sie die warmen Temperaturen genossen, waren es keine guten Bedingungen für die Läufer. Das zeigte sich auch schnell im Rennen der Frauen. Auf den ersten Kilometern deuteten die Zwischenzeiten noch auf eine Streckenrekordjagd (65:02) hin, und Melat Kejeta lag im Bereich des Europarekordes (65:15). Doch bei Kilometer 10 waren sich die Rekord-Hoffnungen dahin. Die Äthiopierinnen Tekle Muluat und Ftaw Zeray hatten die Führung übernommen und passierten diese Marke nach 31:25. Das deutete auf eine Zielzeit von 66:15 hin. Melat Kejeta war etwas zurückgefallen und hatte als Fünfte eine Zwischenzeit von 31:34, was auf rund 66:35 hinauslief.

Knapp fünf Kilometer vor dem Ziel setzte sich Tekle Muluat von Ftaw Zeray ab und lief in ihrem zweiten Rennen überhaupt außerhalb Äthiopiens noch zu einem klaren Sieg. „Ich bin sehr glücklich gewonnen zu haben, denn damit hatte ich nie gerechnet“, sagte Tekle Muluat, die mit 66:53 einen Vorsprung von 29 Sekunden hatte. Melat Kejeta machte anfangs der zweiten Hälfte des Rennens noch zwei Plätze gut und wurde in 67:26 Dritte. „Ich bin zufrieden mit meiner Leistung, aber es war zu warm für mich. Ich wollte schneller laufen, aber ich musste aufgrund der Bedingungen das Tempo während des Rennens drosseln“, sagte Melat Kejeta, die sich nun im Höhentrainingslager in Äthiopien auf die Höhepunkte im Sommer mit der EM und den Olympischen Spielen vorbereiten wird.

Als zweitbeste deutsche Läuferin zeigte Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg) auf Platz sieben in 71:01 einen Aufwärtstrend nach zuletzt enttäuschenden Rennen. Mit Platz acht überraschte Eva Dieterich (LAV Stadtwerke Tübingen) mit einem guten Halbmarathon-Debüt in 71:15.

Kristina Hendel (LG Braunschweig/72:31) belegte Rang elf, Esther Pfeiffer (Hannover 96/72:32) Platz zwölf und Deborah Schöneborn (SCC Berlin, Marathon Team/73:12) kam als 15. ins Ziel.

Ergebnisse, Männer:

1. Daniel Ebenyo KEN 59:30
2. Amos Kurgat KEN 59:42
3. Isaia Lasoi KEN 59:47
4. Benard Biwott KEN 60:21
5. Bravin Kiprop KEN 60:29
6. Diego Estrada USA 61:05
7. Robert Koech KEN 61:27
8. Victor Kimutai KEN 61:29
9. Samuel Fitwi GER 61:33
10. Selvarolo Pasquale ITA 61:57

Frauen:

1. Tekle Muluat ETH 66:53
2. Ftaw Zeray ETH 67:22
3. Melat Kejeta GER 67:26
4. Winnie Kimutai KEN 68:41
5. Lauren McNeil GBR 70:10
6. Clara Evans GBR 70:11
7. Miriam Dattke GER 71:01
8. Eva Dieterich GER 71:15
9. Lelise Wakweya ETH 71:59
10. Philippa Bowden GBR 72:15

Jörg Wenig /  http://Race News Service

Ergänzungen von SCC Events: 

Prominente Teilnehmer:innen aus Sport, Politik und Unterhaltung

Mit André Schürrle hatte sich auch ein Fußball-Weltmeister von 2014 unter die Teilnehmenden gemischt. In 1:41:14 Stunden erreichte er das Ziel gut eine halbe Minute vor Fernseh-Moderator Kai Pflaume (1:41:51). Mit mehr als 100 Aktiven aus acht europäischen Ländergesellschaften zeigte Titelpartner GENERALI, auch im Rennen ein überaus starkes Engagement. Mit von der Partie auch der CEO Generali Deutschland AG, Stefan Lehmann, sowie Giulio Terzariol, CEO Insurance Generali Group. Außerdem am Start: CDU Generalsekretär Carsten Linnemann sowie Franziska Brandmann, JuLi-Vorsitzende.

 

Kai Pflaume (m) und André Schürrle (l.) – Foto: Horst Milde

Deutscher Rekord für Merle Menje im Rennrollstuhl

Besonderen Grund zur Freude hatte die Siegerin der Rennrollstuhlfahrerinnen. Mit ihrer Zeit von 50:37 Minuten stellte die erst 19-jährige Merle Menje einen neuen deutschen Rekord auf. Menje ließ auch das Männerfeld komplett hinter sich. „Es war heute ein sehr hartes Rennen, da ich fast von Anfang an alleine gefahren bin. Da ich momentan sehr gut im Training bin, war der Rekord mein Ziel.“

Nolan Bediaf und Laura Files siegen bei den Inlineskatern

Das Rennen der Inlineskater war von der Startlinie weg von vielen Ausreißversuchen geprägt. Allen voran suchte der Darmstädter Felix Rijhnen (Powerslide) jede Lücke, um das Feld hinter sich zu lassen. Schließlich formierte sich eine Vierergruppe mit Nolan Bediaf (FRA/TAX RACING), Felix Rijhnen, Alexander Bastidas (VEN/Team Roller A4) und Livio Wenger (CH/Arena Geisingen CCN Team). „Bei Streckenhälfte hat sich gezeigt, dass Felix und ich noch etwas mehr Power haben, so dass wir ab dann zu zweit weitergefahren sind“, fasste Bediaf den Verlauf zusammen. Im finalen Zielsprint konnte sich der Franzose knapp vor Rijhnen (beide 30:13) durchsetzen. „Der Zielsprint war heute zehn Meter zu lang für mich, ich bin mit meinem Saisonauftakt trotzdem sehr zufrieden und gehe sehr zuversichtlich in die nächsten Rennen“, so Rijhnen. Platz 3 sicherte sich Alexander Bastidas (31:24/Team Roller A4) aus Venezuela, der seit 2016 in Berlin lebt. „Für mich als Südamerikaner ist der Winter in Berlin immer sehr hart, die heutigen Bedingungen waren von daher perfekt“, so Bastidas, der 2009 das erste Mal beim GENERALI BERLINER HALBMARATHON gestartet ist.

Im Gegensatz zu Bastidas war es sowohl für Laura Files (Team Bayern) als auch Leni Sommer (Skate Club Allgäu) die erste Teilnahme. „Ich bin sehr glücklich darüber, bei meinem ersten Start in Berlin gleich ganz vorne zu landen“, so Siegerin Laura Files (38:57 min.). Debütantin Leni Sommer konnte sich in der Massenankunft der Frauen hauchdünn vor der erfahrenen Skaterin und Eisschnellläuferin Claudia Pechstein (SCC Skating) durchsetzen (beide 38:58 min.)

Der GENERALI BERLINER HALBMARATHON stellte zugleich das Auftaktrennen des GERMAN INLINE CUP dar. Neben den Profis gibt es hier auch eine eigene Fitness-Wertung: Hier heißen die Erstplatzierten Kevin Massa (ITA) vor Adrian Gumanita (ROU) sowie Eduardo Chittofrati (ITA) – bei den Damen siegte Melanie Bayrhof (GER) vor Sophie Kämpfer (GER) und Anna Zanetti (ITA).

Weitere Ergebnisse (hier)

40 Jahre Berliner Halbmarathon 2024 mit zwei Europarekorden durch Carsten Eich und Fabian Roncero (ESP) – Gründer Horst Milde blickt zurück …

Berlin, die Sporthauptstadt und die LAUF-Jubiläen 2024: 60 Jahre Berliner Cross-County-Lauf – 50 Jahre BERLIN-MARATHON – 40 Jahre Berliner Halbmarathon – 40 Jahre 10 km Lauf im Tiergarten – 40 Jahre AVON Frauenlauf. Horst Milde berichtet

Berlin, 7. April 2024 Mit einer Rekordbeteiligung von 38.712 gemeldeten TeilnehmerInnen geht der GENERALI BERLINER HALBMARATHON 2024 in die Geschichtsbücher.

„Auch entlang der Strecke hatten wir sicherlich so viele ZuschauerInnen wie nie zuvor“, freute sich Race Director Mark Milde. Gemeinsam mit den Teilnehmenden aus 134 Nationen feierten sie ein riesiges friedliches Sportfest.

Inlineskating

Den Auftakt für das heutige Sportfest machte der Halbmarathon der Inlineskater, der traditionsgemäß auch der Auftakt des GERMAN INLINE CUP ist. Das Rennen war von der Startlinie weg von vielen Ausreißversuchen geprägt. Allen voran suchte der Darmstädter Felix Rijhnen (Powerslide) jede Lücke, um das Feld hinter sich zu lassen. Schließlich formierte sich eine Vierergruppe mit Nolan Beddiaf (FRA/TAX RACING), Felix Rijhnen, Alexander Bastidas (VEN/Team Roller A3) und Livio Wenger (CH/Arena Geisingen CCN Team).

„Bei der Streckenhälfte hat sich gezeigt, dass Felix und ich noch etwas mehr Power haben, so dass wir ab dann zu zweit weitergefahren sind“, fasste Beddiaf den Verlauf zusammen. Im finalen Zielsprint konnte sich der Franzose knapp vor Rijhnen (beide 30:13 min.) durchsetzen. „Der Zielsprint war heute zehn Meter zu lang für mich, ich bin mit meinem Saisonauftakt trotzdem sehr zufrieden und gehe sehr zuversichtlich in die nächsten Rennen“, so Rijhnen. Platz 3
sicherte sich Alexander Bastidas (31:24 min./Team Roller A4) aus Venezuela, der seit 2016 in Berlin lebt.

„Für mich als Südamerikaner ist der Winter in Berlin immer sehr hart, die heutigenBedingungen waren von daher perfekt“, so Bastidas, der 2009 das erste Mal beim GENERALI BERLINER HALBMARATHON gestartet ist.

Im Gegensatz zu Bastidas war es sowohl für Laura Files (Team Bayern SPEED) als auch Leni Sommer (Skate Club Allgäu) die erste Teilnahme. „Ich bin sehr glücklich darüber, bei meinem ersten Start in Berlin gleich ganz vorne zu landen“, so Siegerin Laura Files (38:57 min.).

Debütantin Leni Sommer konnte sich in der Massenankunft der Frauen hauchdünn vor der erfahrenen Skaterin und Eisschnellläuferin Claudia Pechstein (SCC Skating SPEED) durchsetzen (beide 38:58 min.)

Neben den Profis, die in der SPEED Kategorie starten und auch gewertet werden gibt es weiterhin auch eine eigene FITNESS-Wertung: Hier heißen die Erstplatzierten Kevin Massa(ITA; Team HARD LEGS EMILIA ROMAGNA) vor Adrian Gumanita (ITA, Team HARD LEGS EMILIA ROMAGNA) sowie Eduardo Chittofrati (ITA, ebenfalls Team HARD LEGS EMILIA ROMAGNA) – bei den Damen siegte Melanie Bayrhof (GER, Team Bayern FITNESS) vor
Sophie Kämpfer (GER) und Anna Zanetti (ITA).

Die Rankings für Einzelathleten und Team in den Kategorien SPEED und FITNESS werden in Kürze online sein.

Nächste Station des GERMAN INLINE CUP wird das Rennen in Schaffhausen (Schweiz) am 19. Mai sein.

Volker Schlichting
IGUANA Deutschland GmbH
schlichting@iguana-deutschland.com
http://www.german-inline-cup.de

40 Jahre Berliner Halbmarathon 2024 mit zwei Europarekorden durch Carsten Eich und Fabian Roncero (ESP) – Gründer Horst Milde blickt zurück …

Andreas Vojta (team2012.at) hat sich beim Linz Marathon seinen 50. Staatsmeistertitel geholt, es ist der 49. Einzeltitel. Vom Traum der Olympia-Qualifikation musste sich der 34-Jährige bei zu dieser Jahreszeit unüblich hohen Temperaturen in der oberösterreichischen Landeshauptstadt aber früh verabschieden.

Er brachte das Rennen in einem angepassten Tempo in einer Zeit von 2:19:15 Stunden zu Ende. Bei den Frauen freute sich die routinierte Carola Bendl-Tschiedel (LG Wien) in einer Zeit von 2:52:23 Stunden über ihren ersten Staatsmeistertitel überhaupt.
Andreas Vojta hat seinen 2023 beim Vienna City Marathon errungenen Staatsmeistertitel im Marathon heute im Rahmen des Oberbank Linz Donau Marathon erfolgreich verteidigt. Mit einer Endzeit von 2:19:15 Stunden blieb er aber deutlich über seinen Leistungszielen und musste sich damit auch vom Traum der Olympia-Qualifikation verabschieden. „Ich habe wie angekündigt das Risiko in der Tempowahl genommen, alles andere hätte für die letzte Hoffnung Paris keinen Sinn gemacht. Bis Kilometer 15 war ich auf Kurs, hab aber gemerkt, dass ich vom Kreislauf her bereits am Limit bin. Und das ist beim Marathon einfach viel zu früh. Ich habe dann mein Tempo zurückgenommen, um die Restdistanz gut durchlaufen zu können“, kommentierte der Gerasdorfer sein Rennen wenige Minuten nach der Zielankunft.Er wolle keinesfalls nach Ausreden suchen und auch nicht behaupten, dass es bei anderen Bedingungen gänzlich anders gelaufen wäre. „Aber es war heute einfach zu heiß, um in den Bestleistungsbereich laufen zu können. Die Sonne hat gnadenlos heruntergebrannt, ab Kilometer 25 war es nur noch ein Überlebenskampf“, so Vojta.

Meilenstein als Trostpflaster

Die unüblich hohen Temperaturen Anfang April, die suboptimal für Höchstleistungen in einer Ausdauerdisziplin sind, bescherten dem Olympia-Teilnehmer von 2012, damals noch im 1.500m-Lauf, ein ungünstiges Timing. „Ich bin realistisch genug, zu wissen, dass ich nicht viele Möglichkeiten gehabt hätte, auf den Zug nach Paris 2024 aufzuspringen. Heute war es nicht möglich. Vor dem Start war ich noch ein optimistischer Realist, aber auf der Strecke ist die Realität hart und zeigt wie brutal und brutal anders der Marathon im Vergleich zu andern Laufdisziplinen ist“, analysierte er.

Ans Aussteigen dachte er bei seinem dritten Marathon nicht: „Das wäre unfair gegenüber dem Veranstalter gewesen, der mir eine super Gruppe organisiert hat. Außerdem ging es ja auch um den Staatsmeistertitel.“ Dass er mit dem 50. Staatsmeistertitel eine besondere Zahl erreichte – so viel hat kein anderer männlicher, österreichischer Leichtathlet, mache ihn stolz, in der ersten Emotion bezeichnete er ihn als „Meilenstein im Sinne eines Trostpreises für mich heute.“ Weitere sollen in Zukunft noch folgen, auch im Marathon. „Für mich liegt der Reiz darin, im Marathon weiterzumachen, dass ich weiß, dass ich mein Potenzial noch nicht auf die Straße gebracht habe.“ Den nächsten Versuch werde er freilich erst nach den Spielen von Paris starten.

Lemp mit persönlicher Bestleistung zu Silber

Die Silbermedaille bei den Staatsmeisterschaften ging an den Oberösterreicher Markus Lemp (LC Sicking), der eine Zeit von 2:28:01 Stunden erzielte. Der Lokalmatador blieb um gut eineinhalb Minuten unter seiner persönlichen Bestleistung, die er 2022 bei den Staatsmeisterschaften in Salzburg erzielt hat. Dritter wurde Georg Schrank (runninGraz) in einer Zeit von 2:30:12 Stunden. Vor zwei Jahren in der Mozartstadt gewann der Steirer ebenfalls Bronze, damals knapp vor Lemp.

Im Verlauf der zweiten Rennhälfte fiel Dominik Stadlmann (KUS ÖBV Pro Team) aus den Medaillenrängen. Der Debütant musste den Bedingungen Tribut zollen und erreichte den sechsten Platz bei den Staatsmeisterschaften in einer Zeit von 2:38:09 Stunden.

Premiere für Bendl-Tschiedel

Im Alter von 47 Jahren durfte Carola Bendl-Tschiedel heute ihren allerersten Staatsmeistertitel bejubeln. Die erfahrene Marathonläuferin, die bereits drei Bronzemedaillen in dieser Disziplin gewonnen hat, lief trotz der steigenden Temperaturen ein konstantes Tempo durch und erreichte die Ziellinie am Hauptplatz nach 2:52:23 Stunden Laufzeit. „Es ist ein absolut besonderer Tag für mich. Es war kein leichter Marathon aufgrund der Hitze, ich habe mich alle fünf Kilometer von Labestation zu Labestation gerettet, um mich abzukühlen. Ich habe aber gemerkt, dass sich meine Beine gut anfühlen und ich das Tempo halten konnte. Daher ist zur Qual auch Genuss dazugekommen“, erzählte die 47-jährige Premierenstaatsmeisterin. Den Titelgewinn würde sie wohl erst Stunden nach dem Zieleinlauf richtig realisieren, meinte sie.

Als Gesamt-Fünfte des Linz Marathon hatte Bendl-Tschiedel knapp sechs Minuten Vorsprung auf Karin Rosenberger (Running Team Lannach), die in 2:58:14 Stunden die Silbermedaille gewann. Bronze ging an Beatrix Krainer (LG Wien) in 3:04:45 Stunden.

Frühsommerliches Lauffest

Die für Anfang April unüblich hohen Temperaturen mit bereits 17°C zum Start um 9:30 Uhr auf der Vöest Brücke stiegen während des Marathons rasch über die 20°C-Marke, zudem erlaubte der wolkenlose Himmel über Linz der Sonne eine gnadenlose Einstrahlung auf die Athletinnen und Athleten. Die Marathonsiege gingen an Goitom Kifle aus Eritrea (2:08:15 Stunden) und Rebecah Jeruto aus Kenia (2:33:05 Stunden) in angesichts der Verhältnisse beachtlichen Leistungen.

Mit 1.419 Marathon-Angemeldeten und 17.413 Angemeldeten in allen Bewerben feierte der Oberbank Linz Donau Marathon ein großes Lauffest mit einem kräftigen Anmeldeplus im Vergleich zum letzten Jahr. Die ÖLV-Staatsmeisterschaften erzielten mit 194 Anmeldungen ihr drittgrößtes Meldeergebnis überhaupt.

Top-Leistung von Hinterndorfer im Halbmarathon

Einen heimischen Sieg gab es im Halbmarathon durch Timo Hinterndorfer (DSG Wien). Der 19-Jährige lief fast die komplette erste Marathon-Hälfte mit der Marathon-Spitzengruppe und erreichte die Ziellinie am Hauptplatz in einer Zeit von 1:03:25 Stunden. Damit verbesserte der Wiener seinen eigenen, im Vorjahr an gleicher Stelle aufgestellten ÖLV-U23-Rekord im Halbmarathon um 44 Sekunden. „Ich bin sehr zufrieden, es ist trotz der Hitze und der damit verbundenen, höheren Anstrengung eine deutliche Verbesserung für mich“, freute sich der letztjährige Junioren-EM-Teilnehmer. Die Gelegenheit, mit der afrikanischen Marathonspitze mitzulaufen, war ideal für ihn, weswegen er sich kurzfristig gegen eine Teilnahme beim Berliner Halbmarathon und für einen Start in Linz entschieden hat.

Neben dem Marathon und dem Halbmarathon gingen bei der 22. Auflage des Linz Marathon unter dem diesjährigen Motto „Sinfonie des Laufens“ ein Viertelmarathon, ein Staffelmarathon und die Premiere eines 5km-Laufs über die Bühne. Bereits am Samstag fanden der Junior Marathon auf seinem neuen Veranstaltungsgelände an der Neuen Eisenbahnbrücke und die Premiere des Inklusionslaufs Special Olympics Run statt. Der Linz Donau Marathon wurde erstmals unter Einhaltung der Kriterien des Österreichischen Umweltzeichens organisiert und erhielt im Vorfeld des Events die offizielle Green-Event-Zertifizierung.

Anmerkung: Die in dieser Aussendung angeführten Zeiten sind allesamt Brutto-Zeiten, die nach Regularien des ÖLV und des Leichtathletik-Weltverbandes (World Athletics) für die offiziellen Ergebnisse von Staatsmeisterschaften herbeigezogen werden.

Ergebnisse Linz Marathon 2024

Website des Linz Marathon

Fotos: © Linz Marathon / Gottfried Waibel, Silvia Reitmaier (honorarfreie Fotos auf Anfrage beim Medienteam des Linz Marathon)

ÖLV – Thomas Kofler

Der kenianische Top-Favorit Daniel Ebenyo und die äthiopische Newcomerin Tekle Muluat haben den 40. GENERALI BERLINER HALBMARATHON gewonnen. Warmes Wetter mit Temperaturen von am Ende deutlich über 20 Grad Celsius machten sämtliche Hoffnungen auf Rekordzeiten zunichte.

Daniel Ebenyo siegte in 59:30 Minuten vor seinen Landsleuten Amos Kurgat (59:42) und Isaia Lasoi (59:47). Bester deutscher Läufer war Samuel Fitwi (Silvesterlauf Trier), der als Neunter in 61:33 Minuten eine persönliche Bestzeit erreichte und die Norm für die Europameisterschaften im Juni in Rom um sieben Sekunden unterbot.

Die erst 19-jährige Tekle Muluat überraschte als schnellste Frau.

Die Äthiopierin siegte in 66:53 vor ihrer Landsfrau Ftaw Zeray, die nach 67:22 im Ziel am Brandenburger Tor war. Dritte und beste Deutsche wurde Melat Kejeta (Laufteam Kassel), die mit 67:26 eine deutsche Jahresbestzeit erreichte.

Die erst 19-jährige Tekle Muluat überraschte als schnellste Frau – Foto: SCC EVENTS/Jean-Marc Wiesner

Der Franzose Nolan Beddiaf (FRA/EOSKates) siegte im Rennen der Inlineskater. Der Erstplatzierte von 2019 konnte sich einem packenden Zielsprint hauchdünn vor dem viermaligen Sieger Felix Rijhnen (Powerslide) aus Darmstadt durchsetzen (beide 30:13 min./Fotofinish) Platz 3 sicherte sich Alexander Bastidas (31:24 min./Team Roller A4) aus Venezuela, der seit 2016 in Berlin lebt.

Bei den Frauen gewann Laura Files (Team Bayern) in 38:57 min. den finalen Zielsprint vor Leni Sommer (38:58 min./Skate Club Allgäu) und der Eisschnellläuferin Claudia Pechstein (38:58 min./SCC Skating).

Mit einer Rekord-Meldezahl von 38.712 Läufern gehört der GENERALI BERLINER HALBMARATHON zu den größten Rennen weltweit über diese Distanz.

Top Männer:
1. Daniel Simiu Ebenyo (KEN) 59:30 min
2. Amos Kurgat (KEN) 59:42 min
3. Isaia Kipkoech Lasoi (KEN) 59:47 min
Bester Deutsche: Samuel Fitwi in 61:33 min

Top Frauen:
1. Tekle Muluat (ETH) 66:53 min
2. Ftaw Zeray (ETH) 67:22 min
3. Melat Kejeta (GER) 67:26
Beste Deutsche: Melat Kejeta in 67:26 min

Jochen Schmitz
Team Leader Media Relations & Editorial
SCC EVENTS

40 Jahre Berliner Halbmarathon 2024 mit zwei Europarekorden durch Carsten Eich und Fabian Roncero (ESP) – Gründer Horst Milde blickt zurück …

Ist man begehrter Gast von Nike, so ist die Gastfreundschaft dieses Unternehmens besonders eindrucksvoll. Das Headquarter Beaverton ist ohne Zweifel ein Campus, der ganz besonderen Art. Alle Wünsche, die ein Hochleistungssportler¹ heute hat, werden einem dort erfüllt und darüber hinaus wird man von der modernsten Architektur, den schönen Freizeit- und Sportanlagen und einer sehr schönen Fauna und Flora beeindruckt.

Die Namen großer amerikanischer Sporthelden wie Michael Johnson (Leichtathletik), Air Jordan und Le Bron James (Basketball) oder Tiger Woods (Golf) begleiten einem bei einem Rundgang durch den Campus und Laboreinrichtungen auf dem höchsten technischen Niveau. Sie zeugen von der technologischen Dynamik dieses Sportartikelherstellers. Das Ganze wird noch übertroffen durch die Ehrerbietung gegenüber dem Begründer dieses Unternehmens Phil Knight.
Als „begehrter Gast“ von Nike darf man sich in einem ganz besonderen Gebäude selbst bedienen und sich mit der modernsten Sportbekleidung und allen dazugehörigen Utensilien für den Lauf-Outdoor-Golf- oder Tennissport ausstatten. Hat man dann noch seine Vertragsverhandlungen mit einem Dinner in einem drei Sterne -Restaurant gekrönt, bei dem man auch die besten Weine aus dem Oregon genießen konnte, so fliegt man beeindruckt mit mehreren Kilo Übergepäck wieder zurück nach Frankfurt in die DFB-Zentrale. So oder so ähnlich muss es wohl gewesen sein, als sich die Führung des DFB vom Ausrüster-Angebot des US Unternehmens Nike hat überzeugen lassen und seine nahezu 70-jährige Partnerschaft mit dem deutschen Ausrüster- Unternehmen Adidas als eine wehmütige Reminiszenz zurückließ. (Das „Gebaren“ von Nike ist dabei keineswegs außergewöhnlich. In vergleichbarer Weise behandeln alle übrigen internationalen Sportartikelhersteller ihre „begehrten“ Gäste, wenn es um die Akquisition eines neuen Partners geht. Auch Adidas ist im Besitz eines eindrucksvollen Campus in Herzogenaurach).

Dabei hätte sich der Deutsche Fußballbund bei seinen Verhandlungen mit Nike stellvertretend für viele deutsche Sportverbände an vieles erinnern müssen, was der Ausrüster Adidas in den vergangenen Jahrzehnten für die Olympischen Sportarten in Deutschland geleistet hat.

Adidas hat nicht nur die sehr erfolgreiche Zeit des deutschen Fußballbundes (vier Weltmeisterschaften der Männer, zwei der Frauen) mit seiner besten Fußball- Ausstattung, mit Schuhen, Trikots, Trainingskleidung und zig Tausenden von Bällen begleitet, die jeweils der modernsten Technologie entsprochen haben. Sämtliche Nationalmannschaften von der Jugend über die Junioren, von den Frauen bis zu den Männern und auch viele Sonder-Nationalmannschaften haben von der Unterstützung profitiert. Man denke z.B. an die Mannschaften des Deutschen Bundestages und an die Nationalmannschaften der Sterne-Köche Deutschlands. Nicht vergessen werden sollten auch die Ausrüstungspakete, die die Fußballlehrer des deutschen Fußballbundes bei ihrem Einsatz in Entwicklungsländern in den vergangenen 70 Jahren wie selbstverständlich von Adidas erhalten haben.

Auch das sog. Fußballmärchen während der WM 2006 wäre wohl ohne die vielfältige und großzügige Unterstützung durch Adidas kaum möglich gewesen. Nicht vergessen werden sollte Franz Beckenbauer, der wohl beste deutsche Fußballspieler und der wohl autodidaktisch am besten ausgebildete deutsche Nationaltrainer, der wie viele Nationalspieler von Adidas ausgestattet und unterstützt wurde. Darüber hinaus bot das Ausrüsterunternehmen in seiner Zentrale in Herzogenaurach manchem ehemaligen Fußballspieler und olympischen Athleten nach Beendigung von deren Karrieren einen sicheren Arbeitsplatz (so u.a. Uwe Seeler, Wolfgang Overath, Willy Holdorf, Werner von Moltke, Rita Wilden, Klaus Zöll, Kurt Klühspies, Thomas Bach, Lea Schöneborn, Stefan Forster, Hans Leciejewski).

Doch nicht nur diese breite Förderung, die ein übliches Sponsoring bei weitem überschreitet, hatte sich das Unternehmen Adidas auf seine Fahnen geschrieben, sehr oft, wenn der deutsche Sport besondere Hilfen benötigte, war dieses Unternehmen zu zusätzlichen Leistungen bereit. So beteiligte sich Adidas an der Finanzierung der nationalen Anti-Doping Agentur, an der Gründung des deutschen Sportmuseums oder an der Gründung des deutschen Fußballmuseums. Die Olympischen Fachverbände, die mit Adidas eine Partnerschaft eingegangen sind, wissen es zu schätzen, dass sie auch für Disziplinen in ihren Sportarten und für ganze olympische Sportarten, deren Ausrüstung keinen speziellen Konsumentenmarkt aufweist, immer auf einen äußerst verlässlichen Partner vertrauen konnten. So wurden wie selbstverständlich Dreispringer, Kugelstoßer, Hochspringer oder Stabhochspringer mit Spezialschuhen ausgestattet. Das Unternehmen stellte auch die Kleidung und Spezialschuhe für Ringer und Gewichtheber in bester Qualität zur Verfügung. Die große Mehrheit der Deutschen Sportverbände weiß die besondere Bedeutung des Wortes VIK („value in kind“) sehr zu schätzen. Denn neben den wichtigen finanziellen Leistungen für die Haushalte der Sportverbände, die von Adidas aufgebracht wurden, war die Ausrüstung immer ein bedeutsamer Faktor in der äußerst verlässlichen Kooperation der Verbände mit ihrem Partner Adidas.

Ob dies in Zukunft ebenfalls der Fall sein wird, darf zu Recht bezweifelt werden. Denn die Kooperation mit dem DFB war für das Unternehmen Adidas das besondere Aushängeschild und hatte Pilotfunktion für dessen Verpflichtung gegenüber allen anderen Olympischen Verbänden. So hatte es Adi Dassler, der Begründer des Unternehmens Adidas, angestrebt und so wurde es von vielen seiner Nachfolger erfolgreich fortgeführt. Während der Kooperation mit dem DFB war Adidas sogar so großzügig, den Vertragspartner aus einem Teil seiner Verpflichtungen zu entlassen, ohne dabei gegenüber dem DFB eine Reduktion der Vertragssumme vorzunehmen, obgleich dies eigentlich aus ökonomischen Gründen notwendig gewesen wäre. Die Freigabe der „Schuhrechte“ wurde vom DFB mit fragwürdiger Begründung gefordert, wobei man hinzufügen muss, dass der damalige DFB- Sportdirektor bereits Vertragspartner von Nike gewesen ist und dieser vermehrt sein Interesse an einer langfristigen Nike-Kooperation des DFB zum Ausdruck gebracht hatte. Über seine Rolle, die er mit seiner Agentur beziehungsweise mit seinem noch immer vorhandenen Kooperationsvertrag mit Nike bei dem Abschluss des neuen Vertrages gespielt hat, kann nur spekuliert werden.

Der Abschluss des neuen Vertrages des DFB mit Nike hat zu öffentlichen Irritationen geführt.

Manches ist dabei nicht nachvollziehbar. Dies gilt für manche Politikeräußerung, aber auch für die Äußerungen eines ehemaligen DFB-Präsidenten, der sich die Frage gefallen lassen muss, ob er zu seiner Amtszeit gegen das Recht verstoßen hat, weil er dem angeblichen Druck einiger Nationalspieler nicht widerstehen konnte, und deshalb ein bereits damals fünfmal höheres Angebot von Nike ablehnen musste und zu einer Vertragsverlängerung mit Adidas genötigt wurde. Warum er diesen Vorgang mit dem Begriff der Heuchelei kennzeichnet, bleibt ohne nähere Begründung allerdings unverständlich. Sein damaliges Handeln kommt vielmehr einem Führungsversagen gleich. Erinnert man sich an die letzte Fußball WM in Katar, so wird der Eindruck nahegelegt, dass sich auch das neue DFB- Präsidium durch wiederholtes Führungsversagen auszeichnet, denn die Naivität und Instinktlosigkeit der Bundesministerin des Innern – unterstützt durch die DFB-Führung – gegenüber dem arabischen Gastgeber und dessen Kultur kann wohl kaum übertroffen werden und hat mit zum Versagen der deutschen Nationalmannschaft beigetragen.

Wenn einige „Experten“ des Kapitalismus, so unter anderem die „Wirtschaftswoche“, dem DFB mit dem Hinweis zur Seite springen, dass es unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten für den DFB keine Alternative gegeben hat, so muss darauf hingewiesen werden, dass der DFB kein „Betrieb“ und schon gar nicht ein DAX- Unternehmen ist, sondern ein Verband und dass dieser Verband als eingetragener Verein existiert, der in erster Linie seinen Mitgliedern verpflichtet sein muss. Man kann wohl sehr gut verstehen, dass die DFB- Führung sich der ökonomischen Sichtweise der angeblichen Experten angeschlossen hat. Doch stellt sich dann die Frage des SZ-Wirtschaftsexperten Ritzer, ob der DFB ein saudi-arabisches Angebot, das jenes von Nike übertroffen hätte, mit derselben Begründung ebenfalls angenommen hätte.

Grundsätzlich muss auch einem Sportverband zugebilligt werden, dass er nach ökonomischen Kriterien seine Entscheidungen trifft und dies gilt im besonderen Maße für den DFB, der sich seit einigen Jahren in einer auch selbst verschuldeten finanziellen Krise befindet und dessen Marktwert im letzten Jahrzehnt erheblich gesunken ist. Dabei wäre es allerdings angeraten, dass der DFB zu aller erst seine Misswirtschaft der vergangenen Jahre, die ihn in diese Krise geführt hat, auf den Prüfstand stellt. Eine Akademie, die mit ihren Kosten alle Maßstäbe sprengt, ein überdimensionierter und sehr teurer Neubau der Verbandszentrale und nicht zuletzt die völlig überhöhten Gehälter, bzw. Ablösesummen, die an Nationaltrainer bezahlt werden, sind gegenüber der Basis des deutschen Fußballverbandes, die auf gemeinnützigen eingetragenen Vereinen gründet, wohl kaum zu rechtfertigen. Die Einkommen der Fußballprofis entziehen sich angesichts der üblichen Lohnstrukturen in unserer Gesellschaft ohnehin jeglicher ökonomischen Logik, und die Frage ist durchaus berechtigt, warum ein nationaler Sportverband ständig über noch höhere Finanzen verfügen soll, ohne dass dabei das eigentliche Produkt, für das er zuständig ist, einen erkennbaren Wertzuwachs aufweist. Ein DFB darf deshalb auch durchaus daran erinnert werden, dass er angesichts seiner Vereine und deren Millionen aktiven Fußballspielerinnen und Fußballspielern durchaus auch eine nationale Verantwortung zu übernehmen hat. Im Übrigen sei auch der Hinweis erlaubt, dass alle anderen olympischen Fachverbände Deutschlands ihre Verbandsarbeit mit vergleichsweise geradezu bescheidenen finanziellen Haushalten erledigen und dabei teilweise einen Sportbetrieb aufrechterhalten, der sich durchaus mit dem des DFB vergleichen lässt.

Ob es angesichts dieser Sachverhalte einer ökonomischen Logik entspricht, wenn der neue Partner Nike für einen Verband mit sinkendem Marktwert doppelt so viel anbietet, wie dies angeblich im Vergleich zum Gebot des alten Partners der Fall war, darf bezweifelt werden. Uwe Ritzer von der SZ weist darauf hin, dass ein Nationalmannschaftsvertrag in einer Höhe von 100 Millionen von Nike niemals zu refinanzieren ist und bei dieser Summe von einem „Mondpreis“ zu sprechen ist (SZ 25. 3. 2024). Im Vergleich zu Top-Clubteams wie FC Barcelona, Arsenal London, FC Bayern München etc. spielen Nationalmannschaften nur alle paar Monate und erreichen eine größere Aufmerksamkeit nur bei kontinentalen Meisterschaften und Weltmeisterschaften. Weit vor Deutschlands Nationalmannschaft rangierende Top-Teams wie Argentinien, Frankreich, Brasilien oder Spanien müssen derzeit mit weit geringeren Vertragssummen zufrieden sein. Doch Nike ging es ganz offensichtlich in diesem Wettbewerb vor allem darum, auf dem angestammten Heimatmarkt Deutschland seines Konkurrenten Adidas, diesem das wichtigste Ausrüsterprädikat abzujagen, koste es, was es wolle.

Irritierender erscheinen allerdings jene Vorgänge zu sein, die sich aufdrängen, wenn wir den Wettstreit der Anbieter etwas genauer betrachten und dabei auch der Rolle nachgehen, die der DFB dabei gespielt hat. Eine offene Ausschreibung, ein sog. Tender, ist bei dem Verkauf von Sportrechten durchaus üblich und dass die Verantwortlichen im DFB eine Vor-Auswahl getroffen haben, ist ebenfalls nachvollziehbar. Weniger nachvollziehbar ist es, warum es im bestehenden Vertrag mit Adidas ganz offensichtlich kein sog. “Matching-Right“ gegeben hat, d.h. Adidas, auf jeden Fall den Vorzug erhalten hätte, wenn Adidas die gleiche Summe wie der Konkurrent geboten hätte. Wenig nachvollziehbar ist auch der Zeitpunkt und die Begründung der Bekanntgabe des neuen Partners, denn der Vertrag mit Adidas hat noch eine Laufzeit von zwei weiteren Jahren. Diesen „Deal“ unmittelbar vor einer Heim- Europameisterschaft öffentlich zu machen, kann eine Vorbereitung auf dieses Ereignis wohl kaum gravierender stören als durch die Debatte, die die Vertragsunterzeichnung nunmehr ausgelöst hat.

Der Zeitraum zwischen der Präsentation der übriggebliebenen drei Kandidaten und der Bekanntgabe des Siegers war äußerst knapp bemessen und deutet darauf hin, dass schon vor dem Tender gewisse Vorentscheidungen gefallen sind. Angesichts der mangelnden Transparenz darf man sich nicht wundern, dass nun die neue Partnerschaft von Gerüchten begleitet wird, die man eigentlich hätte vermeiden können. Angesichts der finanziellen Misere des DFB werden selbst Vorauszahlungen für möglich gehalten, ohne dass die eigentliche Zusammenarbeit überhaupt erst einmal begonnen hat.

Glaubwürdigkeit, Transparenz und faire Partnerschaft waren ganz offensichtlich keine Paten der Vertragsverhandlungen. Vermutlich wird es deshalb keine Tennisbälle hageln, die Fankultur der Nationalmannschaft ist nicht mit der in den Vereinen vergleichbar, aber ein nachhaltiger Imageschaden für den DFB bleibt. Wer eine so langjährige und erfolgreiche Partnerschaft aufkündigt, muss sich auch erklären. Ein nur lapidarer Verweis auf das „Doppelte“ provoziert geradezu den Fangesang „DFB – Nur die Kohle zählt!“.

Es ist bezeichnend, dass angesichts dieser zahlreichen Irritationen selbst der Aktienmarkt bereits reagiert hat und bei dem Verkauf ihrer Sportartikel die „gedemütigte“ Adidas AG wohl kurzfristig einige Erfolge erzielen kann. Mittelfristig muss man jedoch befürchten, dass diese Niederlage mit dem Verlust einiger Arbeitsplätze einhergehen könnte. Die Verantwortlichen von Adidas wären gut beraten, wenn sie auch über die eigenen Fehler nachdenken würden, die bei den Verhandlungen mit dem DFB gemacht wurden. Ob eine Kooperation mit einem Formel 1 Team dabei der richtige Ausweg ist darf zumindest bezweifelt werden.

Die aktuellen Reaktionen auf die neue Vertragssituation deuten darauf hin, dass zumindest die Fußballfans und die Kundschaft der Sportartikelhersteller über eine ganz andere Moral verfügen, als jener Verband, der einer verlockenden Finanzofferte nicht widerstehen konnte. Es mag als altmodisch bezeichnet werden, doch es könnte sich möglicherweise herausstellen, dass alte Werte auch die neuen Werte bleiben und eine Partnerschaft, die auf Tradition, Treue und Freundschaft basiert, die ein historisches Erbe pflegt und auch ein Stück Patriotismus zulässt, sogar in der Welt des Marketings ihre Bedeutung behält.

Dabei geht es ganz gewiss nicht um Protektionismus. Die Verbundenheit mit nationalen Marken, wie es bei Ferrari und Fiat in Italien, bei Renault und Citroen in Frankreich, der Fall ist, hat durchaus etwas mit der Identität einer Nation zu tun, die als schützenswert gelten darf. Dies ist etwas ganz anderes als eine „Amerika First“-Politik, die sich durch hohe Einfuhrzölle auszeichnet und bei der der freie Warenverkehr und die globale Marktwirtschaft infrage gestellt wird. Es kann durchaus von einem nationalen Interesse gesprochen werden, wenn sich der Herzogenauracher Sportartikelhersteller Adidas auch zukünftig gegenüber seinem amerikanischen Konkurrenten am Markt bewähren kann. Der Abschluss des Ausrüstervertrages durch den DFB mit dem amerikanischen Marktführer stellt hierzu ganz gewiss keinen Beitrag dar.

Es wird interessant zu beobachten sein, wie sich die Zusammenarbeit des DFB mit seinem neuen Partner in den nächsten Jahren entwickeln wird. Welche zusätzlichen Leistungen, außer den großzügigen finanziellen Leistungen, werden von dem neuen Partner Nike in der weiteren Zukunft zu Gunsten des deutschen Sports im Allgemeinen und des deutschen Fußballverbandes im Besonderen erbracht. Wie verändert sich die Konstellation im Weltfußball, wenn in den nächsten Jahren sowohl die Nike-Verträge mit Frankreich als auch mit Brasilien auslaufen? Welche Förderung wird der deutsche Olympische Sport in der weiteren Zukunft durch Adidas erhalten. Für den DFB stellt sich auch die Frage, inwiefern er sich dem Modediktat von Nike beugen muss, das zumindest in der Kooperation mit anderen Sportverbänden zur Folge hat, dass jährlich das Design und die Farbe der Ausrüstung der Nationalmannschaften geändert werden muss, weil dies angeblich der „jugendliche“ Nike- Markt erfordert. Immerhin vertrat noch vor wenigen Jahren ein Marketing-Vorstand des amerikanischen Sportartikelherstellers die Auffassung, dass man kein Interesse daran hat, ehrenamtliche adipöse Helfer des Sports auszurüsten, weil dies für die von Nike angestrebten Jugendlichen Zielgruppen kontraproduktiv sei. Mittlerweile hat jedoch Nike auch lernen müssen, dass immerhin Menschen, die dem „dritten Lebensalter“ angehören im Vergleich zur Gruppe der Kinder und Jugendlichen weltweit anwachsen, hingegen die Gruppe des „ersten Lebensalters“ sich ständig verkleinert. Senioren können somit durchaus auch eine interessante Rolle auf dem Markt der Ausrüster einnehmen.

Von einer ausreichenden historischen- und gesellschaftspolitischen Bildung kann man bei den meisten Marketingexperten der konkurrierenden Ausrüster vermutlich ohnehin nicht ausgehen. Darauf weisen zumindest die jüngsten Ereignisse hin. Ausrüster Nike gab zunächst bekannt, dass das Rote Kreuz, das St. Georgskreuz, auf dem Trikot der englischen Fußball-Nationalmannschaft für die Europameisterschaft 2024 als „spielerische Aktualisierung“ durch violette und blaue horizontale Streifen verändert werden soll. Der Aufschrei der Fans kam wohl kaum überraschend und selbst der britische Regierungschef Sunak betonte, dass er das Original bevorzuge und dass man mit Nationalflaggen keinen Unsinn betreiben soll. Ausrüster Adidas musste sein Nationalmannschaftstrikot mit der Nummer 44 zurückziehen, weil offensichtlich keiner der verantwortlichen Designer bemerkt hatte, dass das Design der Zahl „vier“ eine große Ähnlichkeit mit dem Runenzeichen der SS aufwies. Geschichtlicher Nachhilfeunterricht scheint für manchen hoch bezahlten Marketingmanager durchaus angebracht zu sein.

Es wird sich auch zeigen müssen, ob der DFB seinen neuen Partner für einen engagierten Anti-Doping Kampf gewinnen kann. Denn Nike hat sich auf diesem Gebiet in der Vergangenheit wohl kaum durch besondere Ruhmestaten auszeichnen können. Im Gegenteil: Nike war in den vergangenen Jahren nicht nur auf diesem Gebiet mit seinen gedopten Stars Lance Armstrong und Maria Scharapowa und mit dem Trainer Alberto Salazar ein von mehreren Skandalen geschütteltes Unternehmen. Ein finanzielles Engagement des Sportartikelgiganten zu Gunsten des internationalen Anti- Dopingkampfes wäre mehr als wünschenswert, und der DFB könnte sich dabei als gekonnter Vermittler auszeichnen.

Die Zukunft der Kooperation zwischen dem DFB und seinem neuen Ausrüster, die vor dem Hintergrund der Finanzsituation des DFB ausschließlich finanziellen Erwägungen gefolgt ist, ist ohne Zweifel offen, aber sie könnte auch ausgesprochen spannend und vielleicht auch sehr kritisch werden. Dem DFB kann man nur wünschen, dass er sich nicht wehmütig an seine vertrauensvolle Kooperation mit Adidas zurückerinnern muss.

Wann immer eine Krise oder ein Rückschlag im deutschen Fußball in der weiteren Zukunft erfolgen wird, werden sich allerdings die Medien an dieses besondere Ereignis des Partnerwechsels erinnern und dem DFB den „Spiegel der Untreue/Doppelmoral“ vorhalten.

Letzte Bearbeitung: 3. April 2024

[1] Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf „gendergerechte“ Sprachformen – männlich, weiblich, divers – verzichtet. Bei allen Bezeichnungen, die personenbezogen sind, meint die gewählte Formulierung i.d.R. alle Geschlechter, auch wenn überwiegend die männliche Form steht.

Prof. Dr. Helmut Digel
Eberhard Karls Universität Tübingen
Institut für Sportwissenschaft
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